Hagen/Sauerland/Siegen-Wittgenstein. Viele Menschen bleiben trotz eindringlicher Appelle nicht daheim. Ausgangssperren drohen. In der Region scheint das kein Schreckgespenst zu sein.
Während die nordrhein-westfälische Landesregierung noch hadert, ob es tatsächlich zu Ausgangssperren kommen soll, scheint bei den Menschen in der Region die Meinung schon viel eindeutiger zu sein. „Sollte eine Ausgangssperre verhängt werden?“, haben wir via Facebook gefragt. Und die Antwort lautet in den meisten Fälle: Ja.
So wie bei Nadine Mendes Fernandes aus Hagen: „Ja und zwar sofort! Das Wetter wird jetzt zwar schlechter und damit bleiben eventuell mehr zuhause, aber sobald das Wetter wieder gut wird, gehen alle wieder raus.“ Oder Yvonne Thomas aus Meschede: „Viele haben noch nicht den Ernst der Lage verstanden. Vielleicht ist es einfach mal besser, alle Menschen einzuschränken, damit jeder wieder zu schätzen lernt, was er eigentlich wirklich im Leben hat und braucht.“ Und Dirk Schumann, ebenfalls aus Meschede, fasst es zusammen: „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Sonst zieht es sich noch auf Ewigkeiten hinaus das Ganze.“
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Andre Pfau aus dem sieht dies genauso: „Es sollte genauso sein wie in Bayern. Auch bei uns gibt es Mitbürger, die sich privat zu Zusammenkünften treffen. Auch der Ansturm am letzten Wochenende am Biggesee macht deutlich, dass es nicht alle verstanden haben, in welch einer prekären Situation die Welt ist.“ Und für Birgit Hagemann aus Arnsberg ist die Ausgangssperre längst überfällig: „Da sie nicht für Lebensmittelgeschäfte, Apotheken usw. gilt, müssen auch hier härtere Maßnahmen ergriffen werden. Das Abstandhalten muss vom Personal kontrolliert werden. Die meisten halten sich einfach nicht daran.“
Dinah Koberstein-Spies aus dem Wittgensteiner Land hofft dagegen, dass es nicht so weit kommt: „ Ich halte mich ja wirklich dran und gehe nicht raus, aber ich würde gerne zumindest noch zu meinem Partner ins Hessen pendeln dürfen.“
Also selbst in den ländlichen Gebieten des Sauerlands oder des Kreises Siegen-Wittgenstein scheint es viel Zustimmung für eine Ausgangssperre zu geben. Dabei scheinen die Probleme eher in den Großstädte zu liegen. Die Stadt Dortmund hat bereits am Freitag angeordnet, dass nicht mehr als vier Menschen sich in der Öffentlichkeit versammeln dürfen.
Empfindliche Bußgelder
Und auch diecorona zieht heimischen unternehmen boden unter füßen weg greift härter durch: Gruppen auf öffentlichen Plätzen oder in Parks werden aufgelöst und ein Bußgeld von mindestens 150 Euro wird verhängt. Geschäftsinhaber sind auch schon mehrfach aufgefallen, weil sie sich nicht an die angeordnete Schließung halten. Gegen sie sollen Bußgelder in vierstelliger Euro-Höhe verhängt werden.
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Der Hochsauerlandkreis ist mit mit 105 Corona-Infizierten – von denen fünf (zwei unter 30 Jahre alt) im Krankenhaus liegen – ziemlich hart betroffen. Dort werden die Auflagen nun offensichtlich gut eingehalten. Bislang verzeichnet die Polizei im Hochsauerlandkreis keinen einzigen „Corona-Einsatz“. „Unser Eindruck ist: Die Bevölkerung kommt dem nach, was gefordert wird“, sagte Pressesprecher Holger Glaremin. „Wir haben hier weder Grillfeste von grölenden jungen Leuten, noch Ansammlungen vor Shisha-Bars oder andere Auffälligkeiten.“ Das Ordnungsamt der Stadt Meschede sieht es ähnlich. Und gleiche Einschätzungen kommen auch aus anderen Lokalredaktionen unserer Zeitung.
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Zustimmung zu einem härten Vorgehen gibt es von Medizinern: Tim-Henning Förster, Hausarzt in Medebach sagt: „Ich habe im Fernseher Bilder gesehen, wie größere Menschengruppen auf dem Rasen neben einem gesperrten Spielplatz ihre Grillgeräte aufstellten und feierten. Mir fehlen die Worte. Ich bin für eine Ausgangssperre. Das gibt die Möglichkeit in einer kürzeren Zeit in eine Situation zu kommen, dass wir wieder einigermaßen normal leben können.“ Ähnlich Martin Mansfeld, Hausarzt in Siegen: „Ich hoffe auf eine Ausgangssperre. Ich bin am Donnerstagabend nach Patientenbesuchen durch Siegen gefahren. Es sind immer noch Grüppchen zu sehen. Ich glaube, dass viele Menschen soziale Strukturen nicht mehr sehen.“