Hagen. Die Onleihe ist die Versorgungsleitung für geistige Nahrung in Krisenzeiten. Wir verraten, wie man jetzt noch an einen Bibliotheksausweis kommt.

Aus Papier kann man mehr machen als Hygieneartikel, und das funktioniert sogar digital. In der Krise werden die Bibliotheken zur Versorgungsleitung für geistige Nahrung. Jetzt zahlt es sich aus, dass die meisten kommunalen Büchereien im Regierungsbezirk Arnsberg sich zu dem Netzwerk Onleihe 24 zusammengeschlossen haben. Denn die knapp 70.000 Medien, die darüber digital verfügbar sind, hat man selbst in Quarantäne-Zeiten nicht so schnell durch.

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„Samstag war der beste Ausleihtag aller Zeiten“, resümiert Veronika Czerwinski, Leiterin der Stadtbücherei Menden. Als die Nachricht von der bevorstehenden Schließung in den sozialen Medien die Runde machte, gab es einen regelrechten Ansturm auf die Einrichtung an der Hauptstraße in Menden. Und was leihen sich die Sauerländer für Krisenzeiten aus? „Am beliebtesten waren interessanterweise Bücher aus den Rubriken Liebe, Frauen und Garten.“ In der Kinderbücherei fehlen inzwischen ganze Buchreihen, Die drei !!!, Drei ??? Kids und fast alle Tonies haben ein vorübergehendes neues Zuhause gefunden.

70.000 Bücher für Zuhause

Ähnliches berichtete Bibliotheksleiterin Ute Hachmann aus Brilon. „Am Freitagnachmittag um 16.30 Uhr haben wir die Information erhalten, dass wir schließen und das sofort auf Facebook gepostet. Daraufhin hatten wir die anderthalb Stunden unseres Lebens.“

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Jetzt schlägt die Stunde der Onleihe, also des Ausleihens von Büchern für das E-Buchlesegerät, Tablet oder Laptop. Dafür braucht man nur einen Bibliotheksausweis. Aber was mache ich, wenn ich keinen habe? Ute Hachmann will auch denjenigen, die erst jetzt den Wert einer Bibliothek erkennen, die digitale Ausleihe zugänglich machen. Auf der Homepage der Stadtbibliothek Brilon kann man sich das Anmeldeformular herunterladen, füllt es aus und mailt es gemeinsam mit einer Kopie des Personalausweises zurück. Anschließend erhält der Kunde eine Benutzernummer, mit der man sich beim Onleihe-Verfahren registrieren kann. „Das Bezahlen der Gebühr regeln wir später, wenn Corona vorbei ist“, sagt Ute Hachmann.

Anmeldung noch nachträglich

Veronika Czerwinski regt an, dieses Verfahren für das gesamte Netzwerk Onleihe 24 zu übernehmen. Aktuelle Infos dazu gibt es in dieser Zeitung oder auf den Facebook-Auftritten der einzelnen Bibliotheken. Doch was ist die Onleihe eigentlich genau? „Dabei handelt es sich um ein Online-Angebot von über 3000 Bibliotheken in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Über diesen Service lassen sich bequem und ohne zusätzliche Kosten von zu Hause aus eBooks, Hörbücher sowie digitale Zeitungen und Zeitschriften auf das eigene Smartphone, Tablet oder einen E-Book-Reader wie den Tolino holen. Die einzige Voraussetzung ist, dass man in einer Stadtbücherei angemeldet ist, die die Onleihe anbietet“, sagt Markus Suplicki, der bei der Stadtbücherei Hagen unter anderem zuständig für Digitales und Social Media ist.

Mit knapp 70.000 Medien bietet die Onleihe nicht nur Bücher, sondern auch Zeitungen, Magazine, Hörbücher und Selbstlernprogramme.Die Stadtbücherei Hagen ermöglicht ihren Onleihe-Kunden seit kurzem übrigens auch ein kostenloses Musikstreaming. Markus Suplicki: „Freegal Music heißt das Angebot mit einem Katalog aus 15 Millionen Titeln und zahlreichen Musikvideos. Man ist sofort freigeschaltet und kann täglich bis zu drei Stunden Musik online hören. Als Bonus obendrauf gibt es wöchentlich drei Titel zum Download, die man dauerhaft behalten kann.“

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Im analogen Universum haben die Büchereien der Region derzeit die Ausleihzeiten pauschal verlängert, in Menden etwa bis zum 28. April, so dass sich niemand Sorgen wegen etwaiger Überziehungsgebühren machen muss. Da dennoch viele Fragen anfallen, bieten die Bibliotheken während der Schließungszeiten einen Telefonservice an.

Eine Chance für das Digitale

Hoffnungsvoll stimmt, dass in der Krise das Buch an Wertschätzung gewinnt – und die digitalen Wege, es an die Frau und an den Mann zu bringen. „Ich bin so froh, dass wir dabei sind“, kommentiert Veronika Czerwinski die Onleihe. Ute Hachmann ergänzt: „Die aktuelle Situation ist eine Chance, sich Themen zu widmen, die lange auf Eis lagen. Häkeln lernen, die Blockflöte aus dem Schrank holen, zusammen mit meinem Kind eine Sprache lernen. Wir Bibliotheken wollen Inspirationen für Themen geben. Denn Wissen kann angstlösend sein.“

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Übrigens: Wer seine Bücher lieber kauft statt leiht: Die Buchhändler in der Region haben gut funktionierende Online-Shops. Man muss nicht bei Amazon bestellen.

Informationen zur Onleihe 24 und eine Liste der teilnehmenden Bibliotheken gibt es im Internet unter https://onleihe24.onleihe.de oder www.onleihe.net. Infos der örtlichen Büchereien gibt es jeweils tagesaktuell auf deren Internetseiten oder Facebook-Auftritten.