Hagen. Verkäuferinnen, Apotheken-Angestellte, Straßenwärter, Paketdienstfahrer und Müllmänner halten in diesen Tagen das öffentlichen Leben aufrecht.
Meike Breuer ist eine von jenen, die den Ausnahmezustand in Lebensmittelmärkten seit Beginn der Corona-Krise mit Bravour meistern. "Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen stehen in diesen Tagen ihren Mann", sagt ihr Chef Jörg Dornseifer, "sie haben meinen höchsten Respekt verdient." Meike Breuer vom Dornseifer Frischemarkt in Siegen ist eine der Heldinnen der Corona-Krise, eine der stillen Stars, die das öffentliche Leben aufrechterhalten.
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"Verkäuferinnen sorgen für ein bisschen Normalität in der Krise", bringt es Jörg Dornseifer auf den Punkt. Sie räumen unermüdlich Ware in die Regale und haben an der Kasse ein Lächeln für die Kunden parat, auch wenn sie um die Gefahr einer Ansteckung wissen. Da kann es schnell zu einer Zumutung werden, wenn ein Kunde beim Hinweis auf handelsübliche Einkaufsmengen Diskussionen anzettelt. "Gott sei Dank sind das nur Einzelfälle", sagt Dornseifer.
Verständnis für Vorsichtsmaßnahmen
Das bestätigt Meike Breuer. "Die Kunden sind sehr freundlich zu uns und zeigen Verständnis für Vorsichtsmaßnahmen." Über Facebook habe man darum gebeten, wenn möglich nur noch per Karte zu bezahlen.
Es waren ebenfalls Einzelfälle, bei denen Jörg Pesch und seinem Team der Alten Apotheke in Hagen-Hohenlimburg zu sehr auf die Pelle gerückt wurde. "Die Betroffenen waren nicht bewusst leichtsinnig oder unvorsichtig, sie hatten sich offenbar noch nicht so sehr mit dem Infektionsrisiko beschäftigt." Der Apotheker hat jetzt mit Trassierband einen Zwei-Meter-Abstand zu den drei Beratungsplätzen markiert, zudem lässt er nur noch jeweils drei Kunden auf einmal in die Apotheke. "Es geht um den Schutz unserer Besucher und um Eigenschutz. Wir müssen die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherstellen. Wir dürfen nicht ausfallen." Pesch wartet darauf, dass die bestellten Plexiglaswände an den Beratungsplätzen installiert werden. "Plexiglaswände wie früher in den Banken."
Viele Paketbestellungen von Privatkunden
Auch Mitarbeiter von Paketdiensten sind Helden in der Corona-Krise. Yasin Ökzüz, Paketfahrer und -unternehmer im Großraum Siegen, registriert "eine für diese Jahreszeit ungewöhnlich hohe Zahl an Aufträgen von Privatkunden". Womöglich hat das Hamsterkauf-Fieber auch den Online-Handel erreicht. Bei gewerblichen Kunden sehe es anders aus. Wenn in Elektronik- und Modemärkten Flaute herrscht oder diese geschlossen werden, kann dem Unternehmer die Zustellung von 1000 Paketen am Tag wegfallen. "Auftragsrückgänge in dieser Größenordnung kann mein Betrieb nicht wochenlang aushalten."
Ökzüz fährt auch für einen großen Paketdienstleister. Dieser habe jetzt ein Kontaktverbot der Fahrer zu Kunden verhängt. Ökzüz: "Wir klingeln und stellen das Paket an der Eingangstür ab."
Abstand zu den Kollegen
Auch Stefan Hübner ist in diesen Tagen zum Wohle der Allgemeinheit im Einsatz. Er ist Oberstraßenwärter bei der Autobahnmeisterei Lüdenscheid, sorgt unter anderem für die Streckenwartung an der A45 zwischen Schwerte und Drolshagen und an der A46 zwischen Hagen und Hemer sowie für die Absicherung von Unfallstellen. "Die Arbeit bleibt auch in Corona-Zeiten gleich", sagt er, "aber wir haben verschiedene Vorsichtsmaßnahmen getroffen." So werde darauf geachtet, dass sich einzelne Schichten nicht mehr begegnen, dass Aufträge alleine oder immer in derselben Kleingruppe ausgeführt werden. "Mit genügend Abstand zueinander."
Das gilt auch für die Mitarbeiter des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB). "Seit Dienstag", berichtet Johannes Maurer, "fangen wir zu drei verschiedenen Uhrzeiten an". Eine vorbeugende Maßnahme, wie der Müllwagenfahrer sagt: "Damit sich nicht alle Kollegen gleichzeitig in den Umkleideräumen aufhalten."
Lob in sozialen Medien
Johannes Maurer ist seit 1996 bei der Müllabfuhr. "Ich mache meinen Job bei Wind und Wetter immer noch mit sehr viel Freude", sagt er, "da ändert auch ein Coronavirus nichts daran." Freude bereitet ihm derzeit auch der Blick in soziale Medien: "Es werden die Leute gewürdigt, die wichtig für das Funktionieren einer Stadt und für die Menschen sind", sagt er, "das macht mich schon ein bisschen stolz."