Hagen/Siegen. Corona besorgt die Menschen. In Hagener Apotheken sind Mundschutztücher rar. Der Hausärzteveband rät bei Grippe-Verdacht zum Anruf in der Praxis.

Der neue Coronavirus-Verdacht in Siegen, wo seit Dienstag erstmals zwei Personen im Krankenhaus behandelt werden müssen, besorgt die Menschen in der Region. Schon am am Montag hatte es einen Verdachtsfall in Iserlohn gegeben, bei dem aber sehr schnell Entwarnung gegeben werden konnte. Im Siegener Fall ist das offenbar anders.

Die beiden Personen werden im Siegener Kreisklinikum in Weidenau behandelt, dem Krankenhaus im Kreis Siegen-Wittgenstein, dass als „zentrale Anlaufstelle für Patienten mit Verdacht auf Infizierung“ vorgesehen ist, wie Landrat Andreas Müller sagt. Der Hochsauerlandkreis sieht vorzugsweise einen Transport ins Marienhospital Arnsberg des Klinikums Hochsauerland vor. „Diese Station ist gerüstet für solche Fälle“, sagt Klinikumssprecher Richard Bornkessel auf Nachfrage. Im Märkischen Kreis kommen als Anlaufstellen die Lungenklinik in Hemer und die Märkischen Kliniken in Lüdenscheid als Anlaufstelle in Frage.

Mehr Atemschutzmasken verkauft als im gesamten vergangenen Jahr

Nicht nur dort mahnen Experten zur Besonnenheit im Umgang mit dem Virus. Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein und Dr. Michael Laubmeister, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, orientieren sich an dem, was das Robert-Koch-Institut in Berlin rät. „Die Berliner Experten bewerten die Gefahr für die deutsche Bevölkerung nach wie vor als sehr gering. Auch deshalb, weil insbesondere Flughäfen, über die das Virus am wahrscheinlichsten ankommen könnte, dank stetiger Übungen sehr gut gewappnet sind.“

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Dennoch macht sich bei den Menschen Sorge breit. In Hagen zum Beispiel sind in Apotheken derzeit Atemschutzmasken kaum mehr zu bekommen. „Wir haben im Januar bisher 2020 deutlich mehr Masken verkauft als im gesamten vergangenen Jahr“, sagt Peter Ricken, Inhaber der Apotheke Rathaus Galerie. Auf 200 verkaufte Exemplare geht es zu. Das sind die Zahlen seiner vier Apotheken an drei Standorten. Neben Hagen zwei in Essen, eine in Mülheim. „Und sie sind derzeit nicht nachzubestellen.“

Alle zwei Stunden wird neu bestellt

Alles zwei Stunden werde der Bestellauftrag automatisiert und elektronisch neu abgeschickt, nur einen Bruchteil der bestellten Masken kommen dann auch tatsächlich bei ihm an, weil die Großhändler nicht so schnell Nachschub bekommen, wie es notwendig wäre, um die Anfragen der Apotheken und ihrer Kunden zu erfüllen. „Wenn ich 100 bestelle, bekomme ich vielleicht fünf“, sagt Peter Ricken.

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Das gilt sowohl für Mundschütztücher, wie sie beim Zahnarzt getragen werden, als auch für die deutlich besser schützenden Masken mit Ventil. Letztere gibt’s in den Schutzklassen FFP 1 (niedrig), 2 und 3 (hoch). Die Zahl der verkauften FFP3-Masken liegt im Januar schon vier Mal so hoch wie im gesamten letzten Jahr. Wobei die absoluten Zahlen gering sind.

Keine Panik: Coronavirus ist vergleichbar mit dem Grippevirus

Ähnliches Bild bei der Konkurrenz, der Rathaus-Apotheke in Hagen. „Die Nachfrage ist wirklich vergleichsweise hoch“, sagt Inhaber Christian Fehske, „und wir haben ganz große Probleme, welche nachzubestellen.“ Er hat einen neuen Lieferanten gefunden, der welche anbietet. Die kommen aber erst in zwei Wochen. Obwohl er Geld mit dem Verkauf verdient, hat er Zweifel, dass Atemmasken der richtige Weg sind.

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„Das Coronavirus ist nicht fundamental anders als das Grippe-Virus, mit dem wir es Jahr für Jahr zu tun haben und an dem einige Hundert Menschen in Deutschland jedes Jahr sterben“, sagt Fehske und wirbt daher für mehr Gelassenheit. „Jene, die glauben, sich bräuchten eine Atemschutzmaske, aber keine bekommen können, sollen wissen, dass das kein Problem ist.“ Diese Masken seien sehr gut für Menschen, die infiziert seien, um andere zu schützen. Aber bestmöglichen Eigenschutz biete immer noch eine angepasste Handhygiene: häufiges Händewaschen, nicht mit den Händen ins Gesicht fassen, von hustenden und niesenden Personen Abstand halten.

Bei Grippeverdacht: Den Hausarzt lieber erst anrufen

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In den im Winter klassischerweise vollen Wartezimmern ist das nicht immer so leicht. Gerade die Hausärzte, oft erste Anlaufstelle, sind vorbereitet. „In den Hausarztpraxen sind die Kolleginnen und Kollegen aktuell natürlich besonders sensibilisiert, was das Thema Coronavirus angeht“, sagt Anke Richter-Scheer, 1. Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. „Zu dieser Jahreszeit, die ohnehin mit vermehrten grippalen Infekten einhergeht, sind Ärzte und Praxispersonal grundsätzlich sehr vorsichtig, was Hygiene und Selbst- sowie Patientenschutz angeht. Vor Ort sollte daher auf jeden Fall Schutzkleidung wie Mundschutz, Schutzkittel und Handschuhe vorrätig sein“, sagt die Landesverbandsvorsitzende.

Und sie gibt noch einen Rat: Bei Grippeanzeichen sollten Patienten zu Hause bleiben und zunächst telefonisch Kontakt mit ihrer Hausarztpraxis aufnehmen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.