Essen/Hagen. Prof. Ulf Dittmer, Virologe an der Uniklinik Essen, hält es für wahrscheinlich, dass das Coronavirus auch Deutschland erreicht.
Prof. Ulf Dittmer (55) ist Leiter der Virologie an der Uniklinik Essen. Er und seine Kollegen stehen in engem Kontakt mit Medizinern in Wuhan, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei, wo das Coronavirus ausgebrochen ist. Wie wahrscheinlich es ist, dass das Coronavirus auch Deutschland erreicht, darüber spricht er im Interview.
Welche Symptome treten bei dem Virus auf? Wie wird es übertragen?
Die Symptomatik ist der einer Grippe sehr ähnlich. Fast immer ist Fieber dabei, aber auch trockener Husten. Wir sprechen da von einer typischen Infektion der Atemwege, die nur schwer von einer Grippe oder einem grippalen Infekt zu unterscheiden ist. Bei den Patienten in China tritt dazu deutlich häufiger eine Lungenentzündung auf. Das Virus wird per Tröpfcheninfektion übertragen, also durch Husten und Niesen oder nicht desinfizierte Hände, mit denen über Mund oder Nase gewischt wurde. Die Inkubationszeit beträgt zwischen drei und 14 Tage.
Wie sieht die medizinische Behandlung aus?
Im Moment gibt es noch kein direktes Medikament gegen das Virus. Es werden Prototypen, die bei der SARS-Pandemie verwendet wurden, weiterentwickelt. Das heißt, aktuell können nur die Symptome behandelt werden, z.B. durch Sauerstoffzufuhr oder Medikamente, die das Herz-Kreislauf-System unterstützen. Man hält den Patienten quasi am Leben, den Rest macht das Immunsystem selbst. Anders als bei einer chronischen Virusinfektion wie HIV bleibt das Coronavirus nicht im Körper.
Wie schätzen Sie das Risiko ein, dass das Virus es auch nach Deutschland schafft?
Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass wir einzelne Corona-Fälle in Deutschland sehen werden. Die chinesische Regierung hat die Neujahrsferien zwar bis kommenden Sonntag verlängert, aber sofern sie das betroffene Gebiet nicht weiter absperrt und nicht alle Flüge streicht, gibt es eine Reisewelle und einige kommen sicherlich auch zurück nach Deutschland. Wir an der Uniklinik richten uns auf Einzelfälle ein. Auf unserer abgeriegelten Isolationseinheit stellen wir sicher, dass wir die Patienten medizinisch versorgen können und sich keine anderen Patienten infizieren.
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