Ennepetal/Aaachen. Umweltmediziner Thomas Kraus erklärt, wie gefährlich PCB für den Menschen ist. Das ist in der Forschung geplant, um Arbeitnehmer zu schützen.
Der Umweltmediziner Professor Thomas Kraus ist Direktor des Instituts für Arbeits und Sozialmedizin am Universitätsklinikum Aachen. Er gilt als erfahrener Experte, wenn es um PCB geht.
1Wie verbreitet sind Polychlorierte Biphenyle – kurz: PCB? Und wo sind sie zu finden?
Prof. Thomas Kraus PCB haben sich in der Umwelt angereichert und sind vor allem in fettreichen Nahrungsmitteln, aber auch im Blut jedes Menschen nachweisbar. Nach dem PCB-Verbot sinkt die Umweltbelastung und die menschliche Belastung seit Jahren ab.
2Und wie gefährlich ist PCB für den Menschen?
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PCB sind von der Weltgesundheitsorganisation WHO als gesichert krebserzeugend für den Menschen klassifiziert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG ist der Auffassung, dass unterhalb der Grenzwerte -- das sind 3000 Nanogramm im Kubikmeter Luft für die Summe der sechs Indikator-PCBs und 15 Mikrogramm im Liter Blut für die Summe der sechs Indikator-PCB -- kein erhöhtes Krebsrisiko und auch sonst für gesunde Erwachsenen kein erhöhtes Gesundheitsrisiko besteht. In der Literatur werden bei hohen Belastungen auch Einflüsse auf das Hormon-, Nerven- und Immunsystem sowie auf Haut und Leber beschrieben.
3Was ist über die in Ennepetal in Frage stehenden Arten, also PCB 47, 51 und 68 bekannt?
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Es sind niedrig chlorierte PCB, die bislang nicht routinemäßig in der Luft oder im Blut gemessen wurden. Wir haben jetzt aus Anlass des Falls in Ennepetal dafür eine Methode entwickelt. Wir messen seit vielen Jahren 18 verschiedene PCB im Blut, PCB 47 war bisher nicht dabei.
4Wie schätzen Sie PCB 47 zwischen den Extremen „völlig unbedenklich“ oder „höchst gesundheitsgefährdend“ ein?
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Beide Extreme halte ich für unwahrscheinlich, aber wie gefährlich es ist, können wir in der Tat im Moment nicht seriös ableiten. Toxikologisch ist über diese PCB nichts bekannt. Wir planen dazu derzeit ein Forschungsvorhaben. Wichtig für die Prävention ist es, Maßnahmen zu ergreifen, um die Belastung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer möglichst gering zu halten. Die Grenzwerte sind so definiert, dass eine 40-jährige Belastung acht Stunden täglich beim gesunden Erwachsenen am Arbeitsplatz nicht zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen soll. Bei empfindlichen Personengruppen – insbesondere gilt das für das ungeborene Leben – beträgt der Grenzwert der DFG im Blut 3,5 Mikrogramm im Liter Blut und liegt damit deutlich niedriger.
Mit Prof. Thomas Kraus sprach Daniel Berg