Schwelm. Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, will um sein Amt kämpfen. Fünf Vize-Präsidenten hatten ihn zum Rücktritt aufgefordert.

Hartmut Ziebs, Gerüstbau-Unternehmer aus Schwelm und Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), will um sein Amt kämpfen. In einem Interview mit der Westfalenpost äußert er sich erstmals ausführlich zu dem Streit an der Spitze des Verbandes, der 1,3 Millionen Feuerwehrangehörige in Deutschland repräsentiert.


Fünf von sieben Vize-Präsidenten haben Sie zum Rücktritt aufgefordert, wie vor mehr als einer Woche bekannt wurde. Haben Sie anschließend daran gedacht, die Brocken hinzuwerfen?

Hartmut Ziebs: Natürlich. Die Aufforderung zum Rücktritt hat mich erschüttert, ja eine Zeit lang mürbe gemacht. Zumal die Sache in eine Zeit fiel, in der meine Mutter gestorben ist. Ich habe mir schon die Frage gestellt, ob eine Fortsetzung meiner Arbeit noch Sinn macht. Aber der unglaubliche Zuspruch aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen hat mich ermutigt, nicht klein beizugeben. Ich will die Sache durchstehen.

Die fünf Vize-Präsidenten haben Ihnen in einer Sondersitzung des DFV-Präsidiums in Fulda das Vertrauen entzogen. Wie lief das Ganze ab?

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Wir hatten uns eigentlich getroffen, um über die interne Kommunikation und die Abläufe im Präsidium zu sprechen. Wir hatten extra zwei Moderatoren eingeladen. Diese wurden als erstes des Saales verwiesen. Kurz darauf wurde ich zum Rücktritt aufgefordert. Ich fühlte mich wie vor den Kopf gestoßen. Es gab im Vorfeld keine Anzeichen für diesen Schritt. Ich habe mir keine Fehler vorzuwerfen.

Was hielten Ihnen Ihre Kritiker denn vor?

Es wurden drei Gründe genannt. Erstens: die Einstellung unserer Bundesgeschäftsführerin. Zweitens: dass ich öffentlich vor einer Unterwanderung der Feuerwehr durch Rechtsnationale gewarnt habe. Drittens: eine weitere Personalangelegenheit, über die ich nicht öffentlich reden kann.

Gehen wir der Reihe nach: Sie haben eine Frau mit türkischen Wurzeln zur Bundesgeschäftsführerin gemacht.

Einen Moment: nicht ich alleine. Es war eine Patt-Situation im Präsidium. Da habe ich Kraft meines Amtes als Präsident gesagt: „Dann entscheidet meine Stimme.“ Im übrigen: Es gibt nichts, ich betone: nichts an der Arbeit unserer Bundesgeschäftsführerin auszusetzen.

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Sie haben sich klar gegen rechtsnationale Tendenzen positioniert. Wurde ihnen vorgehalten, die politische und weltanschauliche Neutralität Ihres Amtes verletzt zu haben?

Ja. In meinem Amt bin ich zur Neutralität verpflichtet. Wenn ich aber merke, dass es Anzeichen für Versuche von rechtsnationalen Kräften gibt, bei Feuerwehren Einfluss zu nehmen, kann ich doch nicht meinen Mund halten. Es ist ja durch die Presse gegangen, dass ein Landesgeschäftsführer die Empfehlung ausgesprochen haben soll, dass sich Feuerwehren an die AfD wenden sollten, wenn sie Geld benötigten. Es gibt in diesem Zusammenhang eine eidesstattliche Versicherung. Ich habe im übrigen nie gefordert, dass ein AfD-Wähler nicht bei der Feuerwehr sein darf, es geht mir um die, die offen für rechtsnationales Gedankengut eintreten, die den Boden des Grundgesetzes verlassen. Ich bleibe dabei: Die teilweise rechtsnationalen Tendenzen bei der AfD sind eine Gefahr für die Demokratie. Es wäre fatal, wenn die Feuerwehr in einen solchen Sog hineingezogen würde.

Wenn Ihnen in einer Sitzung Ihres Präsidiums, wie sie sagen aus heiterem Himmel, der Rücktritt nahegelegt wird. Stecken da nicht womöglich zwischenmenschliche Verwerfungen dahinter?

Das ist es wohl nicht. Es ist in meinen Augen ein Machtkampf. Mindestens einer der Vize-Präsidenten möchte offenbar mein Amt haben und will nicht bis zur satzungsgemäßen Neuwahl 2021 warten.

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Die fünf Vize-Präsidenten haben die Rücktrittsforderung in einem Schreiben an die Landesfeuerwehrverbände am 12. November bekannt gemacht und wundern sich, dass das „interne Schreiben“ in die Medien gelangt ist. Seitdem schweigen die Herren öffentlich zu den Beweggründen. Wie beurteilen Sie dies?

Auch das kann ich nicht nachvollziehen. Sie haben mit ihrem Weg, den sie gewählt haben, einen riesigen Image-Schaden für den Feuerwehr-Verband zu verantworten. Ich befürchte, dieser wird sich auch noch in den kommenden zehn Jahren auswirken.

Waren Sie einigen Menschen in ihren Reihen zu fortschrittlich?

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Ich habe Kommentare in sozialen Medien gelesen, dass ich zu schnell, zu fortschrittlich, zu erfolgreich war. Ich will das nicht weiter kommentieren.

Mehrere DFV-Landesverbände haben eine außerordentliche Delegiertenversammlung beantragt, um Sie vorzeitig abzuwählen. Wie geht die Sache jetzt weiter?

Am 6. Dezember tagt unser Präsidialrat, der sich aus dem Präsidium und den Präsidenten der Landesfeuerwehrverbände zusammensetzt. Ich werde dann wohl in einer außerordentlichen Delegiertenversammlung im Januar oder Februar die Vertrauensfrage stellen.

Apropos Vertrauen: Ist das Tischtuch zu den fünf Vize-Präsidenten zerschnitten oder können Sie sich doch noch eine Zusammenarbeit vorstellen?

Nein, ich kann mir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit diesen Herren nicht mehr vorstellen. Es kann nur die Folge aus ihrem für mich unbegreiflichen Vorgehen sein, dass sie zurücktreten.