Dortmund. Auf dem Land ist die Unzufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung größer als in Städten. Doch digitale Lösungen sehen gerade Ältere skeptisch.

Auf dem Land haben die Menschen mehr als in der Stadt das Gefühl, die ärztliche Versorgung sei schlechter geworden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der AOK in Westfalen-Lippe.

Gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land sind ein zentrales politisches Thema. Aber was heißt das? Was ist den Menschen am wichtigsten? Die Antwort ist eindeutig: die Gesundheitsversorgung. Erreichbare Hausärzte (97 Prozent) liegen noch vor Internet (92 Prozent), Einkaufsmöglichkeiten (91 Prozent) und Schulen (89 Prozent). Insgesamt sind vier von fünf Bürgern mit der Versorgung durch Hausärzte, Fachärzte und Krankenhäuser zufrieden.

Innovative Versorgungsansätze gefragt

Doch während in den Großstädten nur um die 15 Prozent einen Mangel wahrnehmen, sind es in kleineren Orten bis zu 30 Prozent. „Die Bedürfnisse der Bevölkerung auf dem Land müssen deshalb stärker in den Fokus rücken und innovative Versorgungsansätze ausgeweitet werden“, fordert Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Nordwest.

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Damit gemeint sind digitale Lösungen und die Delegation von Gesundheitsleistungen. Ein Modellprojekt verfolgt die AOK bereits seit 2015 im Siegerland: Hausärzte können eine Entlastende Versorgungsassistentin (EVA) anfordern, die Hausbesuche übernimmt und klärt, ob der Patient es schafft, sich alleine zu versorgen oder welche Unterstützung angefordert werden sollte.

Videosprechstunden sind wichtiges Zukunftsthema

Ein wichtiges Zukunftsthema sind auch Videosprechstunden. Die Hälfte der Bürger kann sich eine Nutzung vorstellen. Das Problem: Bei den Älteren ist die Bereitschaft geringer. Und die brauchen mehr ärztliche Betreuung und leben vergleichsweise häufig auf dem Land, wo es zusätzlich an einer weiteren entscheidenden Voraussetzung mangelt: dem schnellen Breitband-Internet.

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Bei Ärzten und Krankenhäusern halten die Bürger die Qualität der Arbeit für entscheidend (97 bzw. 99 Prozent). Wichtig ist auch die gute Erreichbarkeit (91 bzw. 79 Prozent). Das wiederum stellt angesichts der schwachen ÖPNV-Verbindungen auf dem Land ein zusätzliches Problem dar. Interessant angesichts der jüngsten Bertelsmann-Studie zu Klinik-Schließungen: Bei der Entscheidung für ein Krankenhaus spielt die Spezialisierung (95 Prozent) eine wesentlich größere Rolle als die Entfernung (56 Prozent).