Erndtebrück.

Im Erndtebrücker Seniorenzentrum: Herta Lubetzky hat es sich in der Sitzecke auf einem Sessel bequem gemacht. Bereitwillig streckt sie ihren rechten Arm für eine jener Blutproben aus, die ihr Hausarzt immer wieder benötigt. Ein kleiner Pieks – und schon füllt sich die Ampulle. „Das musste doch dringend gemacht werden“, ist sie erleichtert. Und für Katja Haas ist es Routine: Sie ist Entlastende Versorgungsassistentin (EVA) in der Erndtebrücker Hausarzt-Praxis Haas und Röhl, Eder-Arkaden. Während die Mediziner des Praxis-Teams die Patienten vor Ort im Sprechzimmer verarzten, ist sie unterwegs auf Hausbesuch.

Service am Patienten

Minuten später: Die Prozedur ist vorbei, die wichtigsten Daten dazu im Protokoll festgehalten. Und die 80-jährige Herta Lubetzky aus Wunderthausen, zur Kurzzeitpflege im Altenheim, ist sichtlich froh, dass sich jemand um diese wichtige Kontrolle gekümmert hat. Service am Patienten eben, für den eine EVA wie Katja Haas optimal ausgebildet ist.

Etwa ein Jahr hat die 33-Jährige, gebürtig aus Berlin und ausgebildete Kinderkrankenschwester, für ihre Fortbildung gebraucht. Ihr Vorteil dabei zum Start: „Ich hatte schon zehn Berufsjahre Erfahrung.“ Das hat ihre Zeit in den Seminaren ganz erheblich verkürzt. Seit 2007 arbeitet Katja Haas als Medizinische Fachangestellte in der Praxis ihres Ehemannes Dr. Oliver Haas aus Feudingen, den sie in Berlin kennengelernt hat.

„Es ist eine sehr spannende Fortbildung, weil man viel Fachwissen noch einmal vertieft und sich spezialisiert“, stellt Katja Haas fest. Und sie betont: „Die Hausbesuche der EVA ersetzen nicht die Hausbesuche des Arztes, sondern entlasten ihn von Routine.“ Gleichzeitig könne die Versorgungsassistentin viel besser auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten eingehen – etwa in Gesprächen, für die sie sich einfach mehr Zeit nehmen könne.

Chronische Krankheiten

Als EVA kümmert sich Haas vor allem um die ständige Versorgung von Patienten mit chronischen und altersbedingten Erkrankungen. Blutentnahmen wie bei Seniorin Herta Lubetzky, Blutdruck-Messungen, Spritzen, Impfungen, Verbandwechsel oder Fädenziehen gehören zu den häufigen Aufgaben. Bei Bedarf geht Haas aber auch die Checkliste für beginnende Demenz durch. Und bei akuten Erkrankungen weiß eine EVA wie Katja Haas sofort, was zu tun ist – notfalls mit Hilfe des hinzugezogenen Hausarztes. In Absprache mit ihm laufen aber auch die ganz alltäglichen EVA-Besuche. Sie werden ausführlich dokumentiert – die Wundversorgung beispielsweise mit Fotos, die der Mediziner dann bewertet.

Entlastende Versorgungsassistentin EVA in der Praxis Hausarzt Dr. Oliver Röhl Erndtebrück: Katja Haas (rechts) und Christina Naumann kümmern sich als EVAs auf Hausbesuch um die Patienten.
Entlastende Versorgungsassistentin EVA in der Praxis Hausarzt Dr. Oliver Röhl Erndtebrück: Katja Haas (rechts) und Christina Naumann kümmern sich als EVAs auf Hausbesuch um die Patienten. © WP

Aber die EVA ist ebenso Beraterin, Unterstützerin – und prüft etwa, ob die Patienten ihre verordneten Medikamente wirklich richtig dosiert einnehmen. „Wir schauen aber auch, wie ein Patient lebt“, so Haas – „und geben ihm oder pflegenden Angehörigen Tipps, ob er vielleicht einen Rollator oder einen Badewannen-Lift braucht.“

Positive Reaktionen

Und wie reagieren die Patienten auf EVA? „Die ersten Hausbesuche liefen zusammen mit dem Hausarzt“, erinnert sich Haas. Und die Reaktionen seien „sehr positiv“ gewesen, sobald sie realisierten, dass von EVAs Aktivitäten vor Ort natürlich auch ihr Hausarzt erfährt. Kurzum: „Das Vertrauensverhältnis ist da“, ist Haas überzeugt.

In der Praxis Haas und Röhl gibt’s für die Hausbesuche im Moment einen festen Tag – den Donnerstag. Dann ist Katja Haas meist einen ganzen Vormittag mit dem praxiseigenen Auto unterwegs, schaut bei den Patienten zuhause vorbei, aber auch bei jenen im Erndtebrücker Seniorenzentrum und im Haus Elim in Oberndorf. Zehn bis zwölf Stationen kommen auf diese Weise zusammen.

Konzept hat sich bewährt

Nach ihrer letzten Prüfung soeben mit der EVA-Ausbildung fertig geworden ist Christina Naumann, von Haus aus Medizinische Fachangestellte. Mit ihre wechselt sich Haas nun bei den Hausbesuchen ab. „Also, das macht schon Spaß“, bekennt die 33-Jährige. „Und es ist abwechslungsreich, wenn man eben nicht nur in der Praxis sitzt.“ Das Konzept hat sich auf jeden Fall bewährt.