Hagen/Brilon. In einem Waldgipfel will Julia Klöckner über die Zukunft des angeschlagenen Forstes beraten. Aus dem Sauerland kommen drastische Forderungen.

Die Politik verstärkt ihre Anstrengungen zur Rettung des angeschlagenen deutschen Waldes. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner kündigte für September einen nationalen Waldgipfel an. „Unser Wald ist massiv geschädigt“, sagte die CDU-Politikerin der „Rheinischen Post“. „Nur mit vereinten Kräften stemmen wir die Mammutaufgabe, die vor uns liegt, um unseren Wald zu retten – nicht nur für uns, sondern für die nachfolgenden Generationen.“ Es gehe dabei nicht nur um Investitionen in Millionenhöhe für Aufforstungen, sondern auch um die langfristige Anpassung der Wälder an den Klimawandel.

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Bei einem Treffen in Sachsen setzten sich die Forstminister von CDU und CSU gestern für einen „Masterplan für Deutschlands Wälder“ ein. Sie forderten vom Bund 800 Millionen Euro, die den Bundesländern in den kommenden vier Jahren zur Verfügung gestellt werden sollen, um akute, aber auch langfristige Maßnahmen zum Erhalt des Waldes einleiten zu können.

Bald auch Thema in Brüssel

Der südwestfälische CDU-Europaabgeordnete Peter Liese, umweltpolitischer Sprecher der größten Fraktion im EU-Parlament, kündigte im Gespräch mit dieser Zeitung an, das Thema nach der Sommerpause in Brüssel auf die Tagesordnung zu setzen. „Das ist ein europäisches Problem“, sagte er.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) begrüßte den geplanten nationalen Waldgipfel, stellte jedoch gleichzeitig Forderungen an die Politik. „Wir bewerten es positiv, dass Bundesministerin Klöckner die Notsituation der Wälder erkennt“, sagte BUND-Vorsitzender Hubert Weiger. Der Waldgipfel könne jedoch nur ein erster Schritt sein und dürfe vor allem kein Show-Gipfel werden.

BUND fordert Waldumbauprogramm

Der BUND fordert ein Waldumbauprogramm in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro für den raschen Umbau naturferner Nadelforste hin zu naturnahen Laubmischwäldern. „Zusätzlich brauchen wir ein Hilfsprogramm in Höhe von einer halben Milliarde Euro zur Unterstützung von privaten Waldbesitzern“, sagte Weiger. Es müsse jedoch sicher gestellt werden, dass die jungen Bäume nicht sofort wieder von Rehen und anderem Schalenwild abgefressen werden.

„Wir brauchen jetzt die finanziellen Mittel, um den Waldumbau voranzubringen“, sagte der Briloner Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese, forstpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Anschließend müsse mit den Fachleuten geklärt werden, welche klimaresistenten Baumarten in Zukunft überhaupt noch angepflanzt werden können. „Schließlich leidet jetzt auch schon die Buche“, sagte Wiese.

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Der Sauerländer will auch drastische Maßnahmen zur Waldrettung nicht ausschließen: Um das Borkenkäfer-Schadholz so schnell wie möglich aus dem Wald zu bekommen, müsse auch das Verbrennen in Blockheizkraftwerken möglich sein, sollten die Holzpreise weiter sinken. Und um die Setzlinge zu schützen, sollte der Grundsatz „Wald vor Wild“ gelten. „Dann muss mehr geschossen werden.“

Kritik an Urwald-Forderung der Grünen

Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt forderte eine Urwald-Offensive in Deutschland. „Fünf Prozent der Waldfläche wollen wir der Natur überlassen, so dass dort Natur wieder Natur sein kann, ohne menschliche Eingriffe“, sagte sie. Die privaten Waldbauern lehnen das ab: Erstens können sie mit Urwald kein Geld verdienen, zweitens binden junge Wälder deutlich mehr CO2 als ältere.

„Urwaldflächen sind totaler Quatsch“, sagte Dirk Wiese. Über sie freue sich nur der Borkenkäfer. „Man kann den Wald ökologisch anbauen und gleichzeitig wirtschaftlich nutzen.“