Lennestadt. Wegen des Klimawandels denken Experten über neue Arten für den Wald im Sauerland nach, aber Waldbauer Michael Bieke hofft weiter auf die Fichte.

Michael Bieke hat die Fichte noch nicht abgeschrieben. Trotz Trockenheit und Hitze und Borkenkäfer. Der Vorsitzende des Waldbauernverbandes in der Region Olpe hofft weiter auf den Brotbaum des Sauerlandes.

Ja, auch Bieke sieht das Holzmehl am Fuß der der Stämme und die Löcher in der Rinde. Aber ganz so schlimm wie anderswo ist es mit dem Borkenkäfer noch nicht. Das „Käferholz“, also Bäume, die wegen des Befalls geschlagen werden, liegt bei ihm unter der üblichen Erntemenge. Da ist er eine Ausnahme. Weil das südliche Sauerland bislang weniger betroffen ist als der Märkische Kreis oder das Bergische Land. „Bei uns sehen die Bestände noch grün aus”, sagt Thorsten Reuber, Geschäftsführer der Fortwirtschaftlichen Vereinigung Olpe. „Aber wir bekommen die Situation zeitverzögert”, warnt er.

Wald, Grünland, Milchkühe

Bieke hofft trotzdem auf seine Fichten. Der 61-Jährige führt mit seinem Sohn Alexander in Lennestadt-Bonzel einen land- und forstwirtschaftlichen Betrieb mit 30 Milchkühen, 39 Hektar Grünland und 56 Hektar Wald, davon 38 Hektar Fichten und 16 Hektar Laubwald. Das ist ein ungewöhnlich hoher Anteil an Laubwald. „Mein Vater war sehr weitsichtig”, erklärt Michael Bieke. „Er hat Fichten nur an Nord- und Osthängen angepflanzt oder dort, wo es tiefe Böden gibt.”

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Das ist der erste Grund für seinen Optimismus. Der zweite betrifft die Bewirtschaftung: „Wenn man das vernünftig macht, Lücken schlägt, genügend große Abstände zwischen den Bäumen lässt, regelmäßig durchforstet, unabhängig vom Holzpreis, dann sind die Fichten stressresistenter.” Und der dritte Grund ist eine Hoffnung: „Die ersten Fichten sind Mitte des 19. Jahrhunderts ins Sauerland gekommen. Vielleicht hat sich das Erbgut verändert und die Bäume passen sich an.”

Momentan nützt ihm seine Form der Bewirtschaftung allerdings wenig, denn durch die Schädlingsprobleme im vergangenen Jahr und den Sturm Friederike ist viel zu viel Holz auf dem Markt. „2018 hatten wir 95 Prozent Kalamitätsholz” formuliert es Thorsten Reuber. Die Folge: Die Holzpreise sind im Keller. „Vor drei Jahren sind mir vom Festmeter Holz nach Abzug der Ernte- und Transportkosten 70 Euro geblieben, jetzt sind es noch 10 bis 15“, erzählt Bieke. Tendenz fallend.”

Einnahmen aus der Forstwirtschaft brechen weg

Die Konsequenz: Für den eigentlich geplanten neuen Kuhstall ist kein Geld da. „Der Wald macht ein Drittel unseres Einkommens aus. Und das bricht jetzt weg.” Wegen der Hitze geben die Kühe weniger Milch, wegen der Trockenheit musste im vergangenen Jahr viel Futter zugekauft werden. Da bleiben keine Reserven. Also werden Kühe weiter vom kleinen Statt quer durchs Dorf auf die Weide getrieben. Das ist weder für die Tiere noch für die Menschen schön.

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Wer Waldwirtschaft als Nebenerwerb betreibt oder als Hobby, wer drei oder fünf Hektar hat, der sei nicht mehr so leicht dazu zu bewegen, Wirtschaftsbaumarten anzupflanzen, meint Reuber. Weil die Arbeit sich nicht lohne. Deshalb begrüßen Bieke und Reuber die aufgestockte Förderung des Landes. Ob es reicht? Muss man sehen. So klar ist eben nicht, was die Zukunft bringt. Die Situation ist auch anders als 2007, als nach Kyrill die Devise ausgegeben wurde, Mischwälder zu pflanzen, Fichten, Buchen und Eichen. “Auch die Buchen kommen in den heißen Sommern nicht mehr überall zurecht”, sagt Reuber. „Und wenn wir Zeit haben, uns um die Eichen zu kümmern, werden wir auch dort Schäden feststellen.”

Was dann? „Wir werden keine Reinkulturen mehr haben”, prognostiziert der Forstexperte. „Wir müssen schon deshalb mischen, um das Risiko zu streuen.” Mit welchen Bäumen? Tannen, Douglasien, Traubeneichen, Esskastanien? Man wird probieren. Und so schnell geht es nicht. Das Pflanzmaterial ist gar nicht vorhanden im Moment. Teurer wird es außerdem. Und wie entwickelt sich der Markt?

Aus Laubbäumen wird Brennholz

„Ich muss etwas pflanzen, womit auch meine Enkel noch Einkommen erzielen können”, sagt Michael Bieke. Auch deshalb hofft er auf die Fichte. Sein Laubholz bringt wenig ein, wird hauptsächlich zu Brennholz. Hauptsächlich für den Eigenbedarf. „Ich habe sieben Geschwister, die haben Holzöfen.” Ja, Zaunpfähle werden noch aus den Laubbäumen. „Vielleicht müssen Zäune die ja doppelt so hoch werden, wenn der Wolf kommt”, spekuliert Bieke. Im Scherz. Galgenhumor? Spürbar ist eine große Ratlosigkeit. Irgendwie wird es weitergehen. Weil es immer weiterging. „Man muss seinen Beruf lieben”, sagt Michael Bieke. In guten wie in schlechten Zeiten.