Bergisch Gladbach. Ministerpräsident Laschet hat sich beim Besuch des Königsforstes bei Bergisch Gladbach besorgt über den Zustand des Waldes geäußert.

Die NRW-Landesregierung will dem notleidenden Wald mit einem 10-Millionen-Euro-Sofortprogramm zur Wiederaufforstung helfen. Wie Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Donnerstag bei einem Besuch des Königsforsts bei Bergisch Gladbach sagte, soll es sich nach seinen Vorstellungen nicht um einen einmaligen Geldfluss handeln, sondern um eine auf die kommenden zehn Jahre ausgelegte Maßnahme. Zudem sollen 6,2 Millionen Euro zur Bekämpfung des Borkenkäfers bereitgestellt werden.

Wald in einem besorgniserregenden Zustand

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Der NRW-Ministerpräsident, so bemängeln Kritiker, sei in den vergangenen Wochen auf den „Fridays for Future“-Zug aufgesprungen und zu einem „Getriebenen“ in Sachen Klima- und Artenschutz mutiert. Jetzt hat er den Wald zur Chefsache erklärt. Beim Termin im Königsforst im Bergischen Land bekommt er an der Seite von Umweltministerin Ursula Heinen-Esser und Waldbesitzern beim Blick auf lichte Fichtenschonungen und trockene Buchen einen Eindruck vom besorgniserregenden Zustand des Forstes.

Nicht nur im Bergischen Land ist der Wald zum Patienten geworden. Borkenkäfer, Hitze und Dürre haben den Bäumen arg zugesetzt. Immer mehr Baumarten befinden sich auf der Intensivstation des Öko-Systems. Wird dem jetzt nicht gegengesteuert, droht der Wald als grüne Lunge immer weiter zu versagen. Armin Laschets Rezept gegen diese Entwicklung? Eine Finanzspritze.

Negative Auswirkungen des Klimawandels

Es sind um die 40 Grad, als der Ministerpräsident aus seinem Dienstwagen steigt. Der Bitte eines Fotografen, für ein Bild kritisch nach oben zu schauen, hätte es nicht bedurft. „Der Zustand der Wälder macht mich traurig“, sagt Laschet. Die Wälder haben angesichts der Hitze und der Dürre Stress, wie Uwe Schölmerich, der Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, beim Rundgang anschaulich demonstriert. Er zeigt auf eine Buche - eigentlich ein Musterbeispiel für Widerstandsfähigkeit. „Sie hat braune Blätter und braune Äste.“ Die negativen Auswirkungen des Klimawandels haben mittlerweile auch die heimischen Laubwälder erreicht.

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Oder der Borkenkäfer. Er hat sich insbesondere nach dem Orkan Friederike und während der langen Dürreperiode im Sommer 2018 auf geschwächte Fichten gestürzt und sich rasant vermehrt. „Dieser dumme Borkenkäfer“, klagt Philipp Freiherr Heereman, Vorsitzender des Waldbauernverbandes NRW. Er hält Armin Laschet eine Fichtenrinde unter die Nase, an der sich das Insekt ausgebreitet hat. „Alles voller Tiere, die haben bei 40 Grad natürlich ideale Bedingungen.“ Einige Meter weiter verfolgt Ferdinand Funke (70) das Geschehen. „Eigentlich hieß es immer, der Borkenkäfer treibe nur in Tallagen sein Unwesen“, sagt der Waldbauer aus Finnentrop-Serkenrode.

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Bei der ersten Hitzeperiode dieses Sommers habe sich der Borkenkäfer explosionsartig an Fichten ausgebreitet. „Die Fichte ist unser Brotbaum“, sagt Funke und schildert die finanziellen Folgen des Insektenbefalls - auch für die holzverarbeitenden Industrie. Vor eineinhalb Jahren habe er noch 100 Euro pro Festmeter Holz bekommen. Für das wegen des Borkenkäfers minderwertige Material sind es nur noch 40 Euro. „Davon muss ich aber die Kosten für Aufarbeitung und Aufforstung begleichen. Genau genommen zahlen wir derzeit drauf.“

Zufriedene Waldbauern

Also begrüßt Philipp Freiherr Heereman vom NRW-Waldbauernverband die Finanzspritze aus Düsseldorf: „Wichtig ist, dass der Wald für die kommenden zehn Jahre in den Haushalt der Landesregierung aufgenommen wird“, sagt er im Königsforst. „Es ist kein Strohfeuer, sondern eine nachwirkende Hilfe.“

Derweil betont Armin Laschet, dass seine Pläne mehr sind als nur ein Notprogramm für Waldbesitzer. „Es kommt uns allen zugute, wenn der Wald CO2 aus der Luft bindet und nicht mehr so viele schädliche Partikel in die Atmosphäre gelangen.“