Hagen. Deutschlands wohl bekanntester Wanderer Manuel Andrack spricht über seine Leidenschaft und die Bedeutung des Deutschen Wandertages im Sauerland.
Bekannt geworden ist Manuel Andrack als der Mann an der Seite von Harald Schmidt in dessen Late-Night-Show. Drei Jahre lang gab der 54-Jährige den Sidekick in der Harald-Schmidt-Show. Mittlerweile ist Andrack Buch-Autor und auch deswegen Deutschlands wohl bekanntester Wanderer. Über seine Leidenschaft und den Deutschen Wandertag am 3. Juli in Winterberg und Schmallenberg spricht er mit uns – während er wandert.
Herr Andrack, werden Sie beim Wandertag dabei sein?
Manuel Andrack: Dieses Jahr klappt es terminlich leider nicht, ich mache sozusagen Pause.
Was halten Sie von der Wahl des Austragungsortes?
Die Wahl finde ich großartig. Auch vor dem Hintergrund, dass der Wandertag in den letzten Jahren teilweise an Austragungsorten stattfand, bei denen man sich dachte: „Wo will man denn da eigentlich langwandern?“ Das ist in diesem Jahr anders. Mit Winterberg und Schmallenberg sind zwei Orte gewählt, die schon sehr früh den Wandertourismus gefördert haben, ich denke da nur an den Rothaarsteig.
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Was sind die Besonderheiten des Sauerlandes?
Das schöne am Sauerland ist: Es gibt einfach sehr viel Natur, viele schöne Wälder mit Quellbächen. Der Orkan Kyrill hat 2007 dafür gesorgt, dass auch noch mehr schöne Ausblicke dazugekommen sind als schon eh vorhanden waren. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur für Wanderer in dem Gebiet hervorragend ausgebaut ist. Die Wanderwege und Wandernetze sind hervorragend ausgeschildert, da hat der Sauerländische Gebirgsverein ganze Arbeit geleistet. Egal, wo man da im Wald ist, stößt man auf Hinweise, wie weit es zur nächsten Ortschaft, zum nächsten Wegkreuz, zur nächsten Burg ist. Was will man mehr?
Haben Sie selber das Sauerland ausreichend bewandert?
Die Etappen, die durch das Sauerland auf dem Rothaarsteig verlaufen, habe ich gemacht. Aber es gibt auch noch viele Ecken, die ich noch nicht bewandert habe. Vor wenigen Monaten habe ich mit dem NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst den Wanderbahnhof des Jahres in Winterberg gekürt. Da sind wir auch auf einem Teilstück des Schluchtenpfads gewandert. Ich gucke schon, dass ich immer wieder einen neuen Teil des Sauerlands erwandere.
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Sie haben ein Buch über das Wandern mit Kindern geschrieben. Denken Sie, dass das Sauerland ein guter Wanderort für Kinder ist?
Auf jeden Fall. Da gibt es alles, was Kinder begeistert: Viele Pfade direkt durch den Wald, viele Bäche, viele Quellen. Auch die Tour bei den Wisenten eignet sich hervorragend für Kinder – auch wenn das zum schon zum Siegerland gehört, das darf man ja nicht mit dem Sauerland vermischen, das ist ja was ganz anderes (lacht). Wenn man diese Mischung hat aus Wald und Wasser, vielen Bäumen, auf denen man auch mal rumbalancieren kann, und auch Informationen vor Ort zum Wald und dem Quellgebiet – das begeistert auch die Kinder.
Was für Tipps geben Sie Neulingen?
Für jemanden, der noch nie gewandert ist, wäre der Wandertag der ideale Einsteig, weil es auch geführte Wanderungen gibt. Das A und O am Anfang lautet: sich bloß nicht zu überfordern. Überraschenderweise gibt es im Sauerland doch Berge, deswegen heißt es ja auch Sauerländischer Gebirgs- und nicht Hügelverein. Da sollte man es als Anfänger langsam angehen lassen. Es ist ratsamer, zu Beginn eine Wanderung im einstelligen Kilometerbereich zu machen als sich direkt eine 20 Kilometerwanderung vorzunehmen.
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Würden Sie den Teilnehmern des Wandertages empfehlen, geführte Wanderungen mitzumachen?
Wenn man schon auf den Wandertag fährt, sollte man auch eine geführte Gruppen-Wanderung mitmachen, um sich die Schönheiten und Besonderheiten der jeweiligen Ecke zeigen zu lassen.
Das Wandern alleine fasziniert jedoch auch viele Menschen. Wie handhaben Sie es am liebsten?
Das kommt immer auf den Anlass an. Das ist wie die Frage, was mag eigentlich die Natur am liebsten – Sonne oder Regen? Sie braucht beides. Ich gehe sehr gerne alleine wandern, da kommen mir die besten Gedanken. Gerade wenn ich jetzt über einen Weg recherchieren will, ist es besser, wenn ich alleine gehe. Andererseits liebe ich es, auch mit der Familie und den Kindern wandern zu gehen. Ende August und im September mache ich noch zwei Wandertage für den Verkehrsbund Rhein-Sieg, da sind 200 Leute dabei, das finde ich klasse. Da kann man viele Leute kennenlernen, viele interessante Gespräche führen.
Welche Routen-Tipps würden Sie Leuten geben, die beim Wandertag auf den Geschmack gekommen sind?
Abseits vom Sauerland finde ich noch zwei Regionen spannend, das nördliche Münsterland, die Hermannshöhen rund um Tecklenburg. Da sind ganz tolle Wanderwege in den letzten Jahren entstanden, die Teutoschleifen – und jetzt auch mit kurzen Wegen die „Teutoschleifchen“. Sehr familien- und kinderfreundlich. Was ich auch sehr spannend finde, sind die Gebiete an der holländisch-deutschen Grenze, weil da ganz tolles Wandern möglich ist, aber eben im Flachen. Da hat man eine Wanderrundtour mit insgesamt drei Höhenmeter Unterschied. Aber trotzdem ist es wahnsinnig interessant und abwechslungsreich. Das hat mich schon sehr erstaunt, dass so hochwertiges Wandern im Flachen möglich ist.
Nachhaltigkeit ist derzeit ein wichtiges Thema. Auch beim Wandern?
Ich habe immer gepredigt: Warum beim Wandern in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Ich kann nicht verstehen, wenn Leute nach Mallorca fliegen, um dann dort wandern zu gehen. Da ist es auch nicht unbedingt schöner. Ich würde den Leuten immer das deutsche Mittelgebirge, die schönen Landschaften um die Ecke ans Herz legen. Und grundsätzlich ist Wandern für mich als Freizeitaktivität per se nachhaltig. Es muss nichts neu erschaffen werden wie ein Tennis- oder Golfplatz, um diese Aktivität auszuüben. Wo ich mich bewege, gibt die Natur vor.