Meiswinkel. . Debatte um Trasse geht weiter: Regierungspräsident diskutiert in Meiswinkel – mit Beteiligung und Transparenz steige Akzeptanz für Bauvorhaben.

Um unmittelbar mit betroffenen Anwohnerinnen und Anwohnern über die geplante Amprion-Höchstspannungsleitung ins Gespräch zu kommen, hat Regierungspräsident Hans Josef Vogel Meiswinkel besucht. Rund 50 Interessierte waren auf Einladung der Bürgerinitiative „... weil wir Meiswinkel lieben“ in das Glockenhäuschen gekommen.

Der Besuch

CDU-Landtagsabgeordneter Jens Kamieth, der die Kontroverse um das Netzausbauprojekt seit Langem intensiv verfolgt und aktiv begleitet, begrüßte die Teilnehmenden. Der Vorsitzende der Meiswinkeler Bürgerinitiative, Christian Bode, erläuterte den aktuellen Stand der Planungen und den Vorschlag für eine mögliche Alternativtrasse. Dadurch könne der Abstand zwischen Leitung und Wohnbebauung vergrößert und das Landschaftsbild geschont werden.

„Wir sind nicht gegen den Bau einer Leitung und agieren nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip“, sagte Bode. „Uns geht es darum, keine neuen Betroffenheiten auszulösen sowie gesundheitliche Risiken für Anwohner, insbesondere für die vielen jungen Familien und älteren Menschen in Meiswinkel und Junkernhees, zu minimieren“. Ansgar Klein, Vorsitzender der Bürgerinitiative Junkernhees: „Die Alternativtrasse leistet einen Beitrag, auch im Sinne nachkommender Generationen verantwortungsvoll mit unserer Natur- und Kulturlandschaft umzugehen“.

Anlässlich dieser Baumaßnahme erörterten die Anwesenden die Frage, wie Bürgerbeteiligung, auch angesichts der Chancen der Digitalisierung, künftig besser gelingen kann. Diskutiert wurde die Idee, eine App, ähnlich der Warn-App NINA, zu entwickeln, mit der sich Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über mögliche Auswirkungen von großen Infrastruktur- und Investitionsvorhaben informieren können.

„Das Stichwort lautet Transparenz. Die Veranstaltung in Meiswinkel hat erneut aufgezeigt, wie wichtig es ist, die Bürgerschaft und Wirtschaft noch stärker vor allem aber noch frühzeitiger in die Planung von Großvorhaben einzubeziehen“, so Regierungspräsident Vogel. „Ziel ist es, die Akzeptanz von Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren zu erhöhen und Infrastrukturprojekte zu beschleunigen.“ „Dass sich Regierungspräsident Vogel bei den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort über ihre begründeten Bedenken so ausführlich informiert hat, finde ich großartig“, zieht Jens Kamieth sein Fazit. „Das Engagement der Bürgerinitiativen ist konstruktiv und das vorgelegte Konzept für eine Alternativtrasse berücksichtigt die Interessen aller Beteiligten.“ Er könne sich nicht vorstellen, dass sich dieser Vorschlag bei sorgfältiger Abwägung aller Argumente nicht durchsetzen werde.

Die Themen

Die Bezirksregierung prüft nach der Erörterung die vorgetragenen Punkte und darüber hinaus die Alternative. Beim Erörterungstermin in Attendorn hatte die Bezirksregierung an drei Tagen die Bedenken der Betroffenen und die Erwiderungen von Amprion zu Protokoll genommen. Grundstückseigentümer aus dem Heestal machten deutlich, dass sie freiwillig keine Grundstücke für die Leitung abgeben werden, wenn Amprion von der Trasse nicht abrücke. Das sind die wesentlichen Kritikpunkte für den Siegerländer Abschnitt:

Heestal und Meiswinkel: Die Trasse bleibt, allerdings werden die Masten wegen der höheren Spannung höher, der erforderliche Schutzstreifen wird breiter. Von Mittelhees bis Meiswinkel soll die Trasse nach dem Vorschlag der Bürgerinitiativen von der bebauten Ortslage in den Wald abrücken.

Umspannwerk Junkernhees: Mit dem neuen Standort würde der Weiterbau der Höchstspannungsleitung durch das Hüttental bis zur Setzer Wiese in Geisweid überflüssig. Die Junkernhees-Bürgerinitiative sieht darin die Zerstörung einer Kulturlandschaft und eine Beschädigung der Baudenkmäler in Junkernhees. Bürgerinitative und Stadt Kreuztal sprechen sich für die Erweiterung des vorhandenen Umspannwerks in Altenkleusheim aus, die Stadt Siegen ist gegen einen Ausbau des Standorts Setzer Wiese .

Immissionen: Der Kreis Siegen-Wittgenstein beanstandet, dass schädliche akustische Umweltauswirkungen von Amprion womöglich nicht ausreichend berücksichtigt wurden. In diesem Zusammenhang spielen auch die Kompaktmasten eine Rolle, deren Verwendung die Bürgerinitiativen schon deshalb fordern, weil die weniger Raum beanspruchen.

Insgesamt wurden zu der Planung des 37 Kilometer langen Abschnitts der Höchstspannungstrasse zwischen Attendorn und der Landesgrenze Rheinland-Pfalz bei Niederschelden knapp 350 Einwendungen und 74 Stellungnahmen von Behörden und anderen öffentlichen Einrichtungen vorgetragen.