Hagen/Gevelsberg. . Der Magische Zirkel hat Marc Weide zum Magier des Jahres gewählt. Ein windumwehter Magier im aufgeknöpften weißen Hemd möchte er aber nicht sein.

Viele Gedanken hatte sich Marc Weide nicht dazu gemacht. Daher traf ihn die Frage trotz naheliegenden Anlasses auch merkwürdig unvorbereitet. Freunde stellten sie ihm in der Silvesternacht. ­Vorsätze für das nächste Jahr? Puh, gute Frage. Und weil ihm nichts besseres einfiel und er über ein ­bisweilen etwas schnoddriges Mundwerk verfügt, das nicht jedes einzelne Wort ins letzte Gramm abwiegt, antwortete er lächelnd: „Überleben.“

Zur Person

Marc Weide wurde am 22. Mai 1991 in Wuppertal geboren und wuchs in Gevelsberg auf. Mittlerweile lebt der Zauberkünstler in Hamburg.

Mit elf Jahren schon wusste Weide, dass er Zauberer werden wollte. Damals besuchte er mit seiner Mutter eine Vorstellung von David Copperfield in Oberhausen.

Der Star-Magier holte den kleinen Marc auf die Bühne, verschwand vor seinen Augen, tauchte in Hawaii wieder auf.

Mit seinem Programm „Hilfe, ich werde erwachsen“ geht er ab Januar wieder auf Tour. Am 18./19./20. Januar tritt der 27-Jährige in Köln auf, am 25. Januar in Solingen, am 26. Januar in Gelsenkirchen, am 27. Januar in Freiburg, am 31. Januar in Lippstadt.

Erfreulicherweise muss sich vermutlich niemand ernstlich Sorgen machen um diesen Marc Weide. Aber das vergangene Jahr hatte ihn so beharrlich ins Glück getaucht, dass er manchmal kaum noch dazu kam, einen entspannten Atemzug zu tun.

27 Jahre alt ist er nun. Beruf? Zauberer. Deutschlands Bester. Jüngster sowieso. Blondes Haar, Lümmelblick. Im vergangenen Jahr erreichte er, was Berufskollegen am Ende ihrer ­Karriere aufweisen können: Der Magische Zirkel wählte ihn zum Magier des Jahres, zuvor war er ­bereits Weltmeister der Salonzauberei geworden. „Das“, sagt der ­Gevelsberger, der bis vor Kurzem noch in seiner Heimatstadt wohnte, „hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen“. Wie will er das alles noch steigern? Er weiß es selber nicht so genau. Aber das Wunderbare für ihn ist, dass genau darin ja sein Erfolgsgeheimnis liegen könnte.

Er sitzt in seiner Wohnung in Hamburg. Da wohnt er. Oder besser: „Das ist als Wohnsitz eingetragen. Eigentlich lebe ich im Auto.“ 180 Auftritte waren es vergangenes Jahr. Tendenz: steigend. Jetzt also mal Hamburg. 70 Quadratmeter, Blick ins Grüne. Drei Zimmer. Das ist wichtig, denn ein Zimmer ist sein Proberaum. Ein Klavier steht darin, ein Schreibtisch, auf dem Kartenspiele liegen, Boxen mit ­Tüchern, Seile, Klebe, eine Schere. Illusionsmacherkram. Weide ist auf der Suche nach neuen Illusionen. Mit dem aktuellen Programm („Hilfe, ich werde erwachsen“) ist er noch in diesem Jahr unterwegs. Aber er arbeitet an einem neuen für 2020. Größer? Spektakulärer? Mehr Zuschauer? Mehr Gage? Die Verlockungen sind groß.

Seine Shows sind eine Mischung aus Zauberei und Comedy. In kleineren Sälen ist ihm das Publikum nah, kann ihm genau auf die Finger schauen, wie er einen Dollar in 50 Euro verwandelt, wie er Spielkarten zerreißt und wieder zusammenfügt. Er will ein Zauberer sein, kein windumwehter Magier im ­aufgeknöpften weißen Hemd, der leicht bekleidete Frauen scheinbar in Stücke sägt. „Ich bin leidenschaftlicher Zauberer, aber noch mehr liebe ich es, die Leute zu unterhalten“, sagt er.

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Dazu holt er sich die Leute auf die Bühne – und damit einen unkalkulierbaren Risikofaktor. Wie neulich den Wolfgang, der versuchte, die Show zu kapern, Tricks zu boykottieren, Sprüche zu klopfen. „Ich dachte, ich bin raus“, erinnert sich Weide. „Aber das Publikum rastete aus und merkte: Das erleben nur wir. Das sind die besten Abende. Jede Show ist anders.“ Aus dem, was ist, das Beste machen, ist eine seiner Stärken.

Wie damals in Hagen. Mit 14 oder 15 trat er dort vor vielen Menschen auf. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Seine Tricks hatte er tausendfach geprobt. Er ging raus auf die Bühne – und stellte fest, dass er die wichtigste Requisite für den Start vergessen hatte. Panik flammte auf. Dann sagte er, dass er jetzt gern eine Flasche präsentieren würde, die er aber vergessen habe. Gelächter. Soll ich sie eben holen? Wieder Gelächter. Er fuhr dann einfach mit Trick zwei fort. Alles, was die Situation auflockerte, half ihm ­damals, die eigene Nervosität zu vergessen. Und die Liebe dafür hat er nicht verloren. Und sich selbst will er auch nicht verlieren.

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„Ich will mir treu bleiben“, sagt er beim Blick auf die Zukunft. „In größeren Theatern mit 800 oder 1000 Leuten kommt man mit einem Kartentrick nicht mehr weit.“ Aber gegen Windmaschinen und feuersprühendes Spektakel hat er was. „Ich will mit den Dingen größer werden, die jeder kennt.“ Größer werden. Und erwachsen. Ein bisschen. Vielleicht.