Dortmund. . Die Luftverkehrsbranche wird kräftig Durchgeschüttelt. Dortmund Flughafen-Chef spricht im Interview über Verspätungen und Airline-Insolvenzen-
Verspätungen, Flugausfälle, Streiks, Airline-Insolvenzen: Die Luftverkehrsbranche wird derzeit kräftig durchgeschüttelt. Am Flughafen Dortmund sind die Turbulenzen offenbar vorbeigegangen – die „Startbahn Ruhrgebiet“ meldet kontinuierlich steigende Passagierzahlen in diesem Jahr. Carsten Menzel hat mit Flughafen-Chef Udo Mager darüber gesprochen, wo die Reise hingeht.
Der Flughafen Dortmund hat im dritten Quartal ein sattes Plus bei den Passagierzahlen verzeichnet: + 16 Prozent. Wo steht der Airport am Jahresende? – Wagen sie eine Prognose!
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Udo Mager: Dortmund ist derzeit der Flughafen mit dem höchsten prozentualen Wachstum bei den Passagierzahlen in Deutschland. Das Ziel ist ein Plus von zehn Prozent in diesem Jahr, das bedeutet ein Anstieg von zuletzt zwei auf 2,2 Millionen Passagiere. Dieses Ziel wird der Flughafen sicher erreichen. Wenn das Wachstum im vierten Quartal stark bleibt, kommen wir sogar eher auf 2,3 Millionen Fluggäste.
Kostendeckend arbeitet der Flughafen aber immer noch nicht...
Das hängt von der Kostenbetrachtung ab! Die Flughafen-Gesellschaft betreibt nicht nur den Airport, er gehört ihr auch. Die Hauptlast des negativen Jahres-Ergebnisses ist die Summe aus den Abschreibungen und den Kapitalkosten, also den Aufwendungen für das Fremdkapital, mit dem der Flughafen gebaut worden ist. Die rein unternehmerische Tätigkeit, das Betriebsergebnis, sieht ganz anders aus. Im Geschäftsjahr 2017 lag es bei – 2,2 Millionen Euro. Die EU-Vorgaben sehen vor, dass die Flughäfen bis Anfang 2024 ihr Betriebsergebnis auf eine schwarze Null bringen. Ich bin fest davon überzeugt, dass dies in Dortmund gelingt. In den zurückliegenden vier Jahren war das Betriebsergebnis stets besser als der Plan. Das zeigt, dass wir seriös und kaufmännisch vorsichtig kalkulieren, prozessoptimierend arbeiten und dabei die Kosten senken. Das Geschäftsjahr 2018 wird ein weiterer Schritt hin zum Ziel eines ausgeglichenen Ergebnisses sein.
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Der Flughafen Dortmund ist wieder als landesweit bedeutsam eingestuft. Was heißt das für die Entwicklung in den nächsten 10, 15 Jahren?
Die Weiterentwicklung der Infrastruktur ist eine Langstreckenaufgabe und braucht Zeit. Die Einstufung als landesbedeutsamer Flughafen war extrem wichtig, um eine bedarfsgerechte Entwicklung zu ermöglichen und nicht auf bloße Bestandssicherung beschränkt zu sein: Damit ist der Weg für Perspektiven eröffnet, der im Ausbau der Lande- und Startbahn mündet. Ich habe immer gesagt: Der Flughafen muss die Infrastruktur den Erfordernissen anpassen – ansonsten geht die Entwicklung an uns vorbei.
Also: Die Verlängerung der Landebahn kommt?
Das ist unabdingbar. Die Fluggesellschaft Wizz-Air wird ihre Flotte in den nächsten Jahren auf den A 321neo umrüsten. Dieser Flugzeugtyp braucht bei nasser Piste eine Landestrecke von mehr als 1700 Metern, die wir aktuell nicht zur Verfügung haben. Mit der Weiterentwicklung der Kurz- und Mittelstreckenflieger kommen auch modernere Triebwerke zum Einsatz, die leiser sind. Wenn wir keinen Ausbau vornehmen, dann können diese leiseren Maschinen nicht in Dortmund landen und starten. Für mich ist ein Ausbau daher auch ein Beitrag zum aktiven Schallschutz: Objektiv messbar sinkt der Lärmpegel.
Wie können Sie die Nachbarkommunen und Bürgerinitiativen, die dagegen sind, mit ins Boot holen?
Ich stehe für einen Dialog und den Austausch der Argumente immer zur Verfügung. Ein solcher Dialog kommt allerdings an seine Grenzen, wenn diese Bereitschaft einseitig ist und die Existenzberechtigung des Flughafens in Frage gestellt wird.
Der Flughafen Dortmund wirbt für sich als „Startbahn Ruhrgebiet“: Wer sind die Nutzer? Eher Geschäftsreisende oder Urlauber?
Je nach Strecke liegt der Anteil der Geschäftsreisenden bei bis zu 40 Prozent, das gilt insbesondere bei Flügen in die Wirtschaftszentren Osteuropas. Durchschnittlich liegt der Anteil an Geschäftsreisenden bei etwa 20 Prozent der Passagiere. Die anderen 80 Prozent sind je zur Hälfte Touristen und Reisende, die Familie und Freunde besuchen. Der Flughafen arbeitet kontinuierlich daran, den Bedarf der Geschäftsreisenden noch besser als jetzt bedienen zu können. Businessreisende sind zudem weniger preissensibel als andere Passagiere – das kommt den Airlines und dem Flughafen zu Gute.
Liegt der Fokus bei den Zielen weiter auf Südosteuropa?
Der Flughafen Dortmund hat die Konzentration auf Ziele in Osteuropa als Alleinstellungsmerkmal aufgebaut. Daran halten wir fest und wollen es, zusammen mit Wizz-Air, weiter ausbauen. In diesem Jahr sind fünf neue Ziele im Flugplan hinzugekommen und fünf weitere folgen zum Winterflugplan 2018/19. Daher kommt auch der größte Teil des Wachstums bei den Passagierzahlen. Wir wollen auch weitere Ziele in Süd- und Westeuropa aufnehmen. Daran hat uns bislang aber die eingeschränkte Betriebszeit mit 16 Stunden gehindert. Jetzt, mit der neuen Betriebszeitenregelung, die vier planmäßige Landungen zwischen 22 und 23 Uhr erlaubt (im Mittel der sechs verkehrsreichsten Monate des Jahres) und einer Verspätungsregelung für Starts bis 22.30 Uhr und für Landungen bis 23.30 Uhr, ergeben sich neue Möglichkeiten für die Airlines, Flugzeuge in Dortmund zu stationieren. Das wird sich aber erst spürbar ab dem kommenden Sommer- oder sogar erst zum Winterflugplan 2019/20 auswirken.
Ist das Risiko, als Flughafen von einer einzigen Airline abzuhängen, nicht inzwischen viel zu groß?
Der Anteil von Wizz-Air am Passagieraufkommen macht derzeit etwa 50 Prozent aus. Ich möchte das Unternehmen sehen, das sich über einen derartigen Großkunden beklagt! Wizz-Air und der Flughafen Dortmund sind gemeinsam gewachsen und arbeiten erfolgreich zusammen. Mit Easyjet, Eurowings, Ryanair und anderen Fluggesellschaften gibt es weitere starke Partner. Es ist zwar die Dominanz einer Airline vorhanden, die aber nicht zu einem Bestandsrisiko führt. Zu dieser Konstellation gibt es deshalb auch keinen Plan B.