Hagen/Norderney. . Preise für Immobilien auf den Inseln explodieren. Einheimische finden keinen bezahlbaren Wohnraum. Servicekräfte pendeln vom Festland aus.
- Preise für Immobilien auf den Inseln in der Nordsee explodieren
- Einheimische finden keinen bezahlbaren Wohnraum
- Servicekräfte pendeln vom Festland aus
Er lacht. „Sie wollen ein Haus auf Sylt kaufen? Woran haben Sie gedacht?“ Peter-Georg Wagner, stellvertretender Geschäftsführer des Immobilienverbandes Deutschland, Region Nord, in Hamburg, kennt die Preise. „Sie haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt.“ Angesichts niedriger Zinsen sucht das große Geld nach Anlagemöglichkeiten. Zum Beispiel Immobilien auf den Inseln. Der Ausverkauf läuft. Eine Beschreibung der Lage.
Die Preise
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Eine Luxus-Haushälf te in Kampen, 258 Quadratmeter Wohnraum, Grundstück 1928 m2, gibt es für 5,25 Millionen Euro. Sie denken kleiner? Ein Reihenhaus, 62,43 m2 Wohnfläche, Grundstück 534 m2, ist in Westerland für 675 000 Euro im Angebot. Wer diese Preise sieht, fragt sich, wo der Normalverdiener bleibt. Von der Mietwohnung bis zur Villa liegen die Preise auf hohem Niveau. Angesichts massiv steigender Nachfrage ziehen sie auf den ostfriesischen Inseln ebenfalls an.
Die Folgen
Angesichts horrender Mieten wird bezahlbarer Wohnraum knapp. Spiekeroogs Bürgermeister Matthias Piczczan macht im Mai kurzen Prozess.. Er beschlagnahmt drei Appartements in einem leerstehenden Haus. „Wir haben weniger als null freie Wohnungen, und gleichzeitig stehen Appartements leer.
Das ist paradox.“ Juristisch begründet er sein Vorgehen mit dem niedersächsischen Polizeigesetz, wonach Kommunen Gefahren abwehren müssten. Die drohende Obdachlosigkeit, so Piczczan, von drei Mitarbeitern eines Gastronomiebetriebes sei ein solche Gefahr. Mietwohnungen bleiben Mangelware. Sie sind für Investoren wenig attraktiv, weil sie deutlich weniger Gewinn abwerfen.
Die Immobilienbranche
Stellvertretend für die Immobilienbranche steht Jann Ennen. Der 54-jährige Makler auf Norderney malt nicht schwarz. Bezahlbarer Wohnraum sei relativ: „Für den, der 1000 Euro im Monat verdient, sind 800 Euro Miete zu viel, für den, der 10 000 Euro zur Verfügung hat, nicht.“ In Aurich seien die Mieten seit 2007 um etwa 30 Prozent gestiegen, auf Norderney um fünf Prozent. Auf der Insel wohne ein Drittel der 6000 Bewohner in Wohnungen der kommunalen Wohnungsgesellschaft. Viele Betriebe hielten Wohnungen für Personal vor.
„Die Wohnungsnot ist nicht so groß.“ Kopfz erbrechen macht ihm der Milieuschutz in den Bebauungsplänen. „Der Hauseigentümer verliert seine Altersvorsorge. Seine Immobilie wird entwertet, und er kann keine 600 000 bis 800 000 Euro erzielen. Und der nächste bekommt es von den Banken nicht mehr beliehen.“ Mit dieser künstlichen Verknappung gingen die Preise nach oben: „Investoren können das zahlen, normale Bürger nicht.“ Auch seien die Nebenkosten für die Anschaffung, von der Grunderwerbsteuer bis zur Energieauflage, erheblich gestiegen. „Und die Mietnebenkosten sind explodiert. Die zweite Miete ist teilweise schon höher als die erste.“
Die Analyse
Viele Inhaber kleiner Pensionen würden altersbedingt aufgeben, weiß Arno Ulrichs, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Ostfriesland und Papenburg. Früher hätten die Kinder die Häuser übernommen, heute versuchten sie, die Immobilien zum höchstmöglichen Preis an Investoren zu verkaufen. „Das ist legitim und nachvollziehbar.“ Der Umbau der Häuser zu Ferienwohnungen führe außerhalb der Saison zu einer sporadischen Vermietung. Unter den toten Zonen leide die Attraktivität der Inseln. Ein Problem der Kommunen sei es, die Infrastruktur im Sommer wie im Winter aufrecht zu erhalten. So habe Juist Schwierigkeiten, die Feuerwehr mit ausreichend Personal zu bestücken. Die Wohnungen seien für Angestellte nicht bezahlbar. Das verstärke den Arbeitskräftemangel. „Schon jetzt“, sagt Ulrichs, „pendelt die Putz- und Servicekolonne in der Saison zu den Inseln, sei es Norderney oder Sylt.“