Kierspe. . Nach 20 Jahren in der Großstadt ist Kerstin Rubel ins Sauerland zurückgekehrt. Vom Herbst an bietet sie Wanderungen für Hundebesitzer an.
- Nach 20 Jahren in der Großstadt ist Kerstin Rubel ins Sauerland zurückgekehrt
- Vom Herbst an bietet sie viertägige Wanderungen für Hundebesitzer an
- „Das Leben meint es gut mit mir“, meint die 42-Jährige
„Es war gut, dass ich weg war“, sagt Kerstin Rubel. 20 Jahre hat sie in Köln verbracht, hat studiert, sich mit einer eigenen PR-Agentur selbstständig gemacht. „Ich hatte es geschafft“, bilanziert die 42-Jährige. Sie genoss das Stadtleben, die Restaurants und Theater, die langen Nächte. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie auch glücklich war dabei. Nach und nach stellte sie fest, dass ihr etwas fehlte: die Natur, die Weite, mehr Ruhe. Deshalb ist sie vor drei Jahren zurückgekehrt ins Sauerland.
Nicht irgendwohin, sondern an den Ort, an dem sie aufgewachsen ist, wo die Eltern bis vor 15 Jahren einen Hof hatten, wo nur sechs Häuser stehen, es weder Bäcker noch Kneipe oder Kirche gibt, aber sie alle Nachbarn kennt. Wo sie aus den Panaromafenstern ihrer umgebauten Scheune über Felder und Wald schauen kann, wo sie täglich reiten kann und mit dem Hund nicht erst einen Park suchen muss. Jetzt steht sie früh am Morgen auf und genießt es, draußen zu sein. „Ich habe den Abstand gebraucht, um das Landleben schätzen zu können“, sagt Kerstin Rubel, zurück in Kierspe-Rönsahl.
Auch der Yogakurs ist gesichert
Sie hat drei Jahre gebraucht, bis sie sich getraut hat. Sie hatte anfangs erwogen, noch ein kleines Apartment in der Stadt zu behalten. Sie hat eine Liste gemacht, mit allem, was sie zu brauchen meinte. Für vieles muss sie eben ins Auto steigen und ein paar Kilometer fahren. Aber auch ihre Yoga-Kurse hat sie gefunden. In Wipperfürth.
Beruflich hatte sie sich viele Gedanken gemacht. Bis ihr Auftraggeber – sie macht Kundenmagazine für Unternehmen — sagte: „Es reicht, wenn Sie ein Handy haben.“ Und den Auftrag für ein Magazin zu Landwirtschaft und Lebensmitteln hätte sie ohne ihren ländlichen Hintergrund vielleicht gar nicht bekommen. „Das Leben meint es gut mit mir“, urteilt die Sauerländerin.
Aber was ist mit den Freunden? „Ich habe viel Besuch“, sagt Kerstin Rubel. „Der bleibt meist über Nacht. So sind die Kontakte intensiver. Aber klar: Die Spontaneität ist weg.“ Alle paar Wochen ist sie immer noch in Köln oder bei der Schwester in Düsseldorf. Und sie will nicht ausschließen, dass irgendwann die Großstadt sie doch wieder lockt: „Ich sehe das nicht so verbissen. Aber für den Moment fühlt es sich hier richtig an.“ Ihr Vorteil: „Ich hatte kein Problem mit der Integration.“ Das ginge ihren Besuchern, die bewundern, wie viel Platz sie hat, möglicherweise anders.
Ungarischer Vorsteherhund
Ein Grund für den Umzug war Flint, ihr Magyar Vizsla, ein ungarischer Vorsteherhund. Mit ihm geht Kerstin Rubel sogar auf Wanderschaft. Soll heißen: Er ist bei ihrem jüngsten Projekt beteiligt - der „Wanderey“. Unter diesem schön altertümelnden Namen organisiert sie zusammen mit einem Kompagnon Trekkingtouren für Hundebesitzer. Hochprofessionell natürlich: Kerstin Rubel ist ausgebildete Hundetrainerin und seit kurzem auch zertifizierte Wanderführerin. Und gewandert wird natürlich dort, wo es am schönsten ist: im Sauerland. Genauer: rund um Schmallenberg.
Schöne Idee, Aber braucht man wirklich Profis, um mit dem Hund in den Wald zu gehen? „Viele Menschen haben Angst, sich im Wald zu verlaufen“, weiß Rubel. Und viele Hundehalter fühlten sich nicht willkommen, wenn sie mit ihren Begleitern in Restaurants und Hotels auftauchten. Deshalb haben die Wanderey-Macher geeignete Adressen ausgewählt. Und festgestellt: „Die Sauerländer sind da sehr entspannt.“
Gespräche unter Gleichgesinnten
Die viertägigen Touren mit drei Übernachtungen haben die Veranstalter mit Freunden ausprobiert, diesen Herbst startet die erste für die Öffentlichkeit. Mehr als sechs Termine im Jahr sind nicht geplant, Zwölf Hunde pro Gruppe sind das Maximum. Laienfrage: Wandert man mit Hunden anders? „Langsamer. Wenn ein anderer Hund entgegenkommt, ist Pause. Wenn einer schwimmen geht, ebenfalls.“ Erleichtert werde durch die Hunde aber der Gruppenzusammenhalt: „Man kommt sofort ins Gespräch und fühlt sich unter Gleichgesinnten.“