Iserlohn. . Der Märkische Arbeitgeberverband stimmt nach dem Regierungswechsel in den Chor der Glückseligen ein – wie fast alle Unternehmensvertretungen.
Hohe Erwartungen, große Hoffnungen verbindet der Vorsitzende des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV), Horst-Werner Maier-Hunke, mit dem Regierungswechsel in Düsseldorf. Dass am Dienstagabend beim Verbandstag im Iserlohner Parktheater die Landtagsabgeordneten aus dem Verbandsgebiet Märkischer Kreis, Ennepe-Ruhr, Hagen und Schwerte nicht zu den Gästen gehörten, war ebenso klar wie wichtig, nicht nur aus Sicht des neuen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen: In der Landeshauptstadt wurde Armin Laschet zum vierten CDU-Ministerpräsidenten in NRW gewählt – mit genau der einen Stimme Mehrheit, über die der 56-Jährige im Düsseldorfer Parlament verfügt.
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Maier-Hunke stimmt in den Chor der – ob des Regierungswechsels – Glückseligen kräftig ein, wie bereits so ziemlich sämtliche Unternehmensvertretungen im Land. Der MAV-Vorsitzende, der immerhin für 460 Unternehmen im Verbandsgebiet spricht, sieht im NRW-Koalitionsvertrag von CDU und FDP und in der Person des neuen Ministerpräsidenten Laschet „ein deutliches Signal des Aufbruchs und der Modernisierung für NRW“. Der Vertrag habe „das Zeug“, wieder positives Grundempfinden für die Bedeutung von Wirtschaft und Industrie in NRW zu wecken. Dass Maier-Hunke beispielhaft die Aufwertung des Wirtschaftsresorts nennt, das künftig wieder die Verantwortung für die gesamte Energiepolitik tragen werde, spricht Bände.
Falsche Kompetenzverteilung
Es war durchaus nicht so, dass die alte Landesregierung das wirtschaftsstärkste Bundesland, für sich betrachtet unter den Top-20 der Industrienationen auf der Welt, deindustrialisieren wollte. Im Gegenteil: Hannelore Kraft hatte immer wieder und glaubhaft versichert, dass NRW Industriestandort Nummer eins bleiben müsse und werde. Allerdings nahm die Wirtschaft der Regierung die aus ihrer Sicht falsche Kompetenzverteilung nachhaltig übel. Wie tief der „grüne Stachel“ saß, wurde beim MAV-Verbandstag noch einmal deutlich. Der in aller Regel besonnene Horst-Werner Maier-Hunke ließ sich mit Blick auf den „alten“ Umweltminister Johannes Remmel (Die Grünen) hinreißen: „Gott sei Dank ist er heute Ex-Minister!“
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Bereits vor anderthalb Jahren habe Maier-Hunke Minister Remmel prophezeit, dass alle Erschwernisse durch das Umweltministerium wieder zurückgedreht würden. Gemeint sind hier insbesondere der Landesentwicklungsplan, der aus Sicht der Wirtschaft zu wenig Flächen für Industrie- und Gewerbeerweiterungen vorsieht, aber auch die stark auf Windkraft und gegen konventionelle Erzeugung ausgerichtete Energiepolitik.
35 Flüchtlinge in Beschäftigung
Einen Gratis-Tipp gibt es noch für die neue Landesregierung: Es sei vielleicht nicht verkehrt, das Hochschulzukunftsgesetz ebenfalls wieder zurückzudrehen, wichtiger sei es aber, mehr Geld in die Schulen dieses Landes zu geben, die viel schlechter ausgestattet seien als die Hochschulen. Maier-Hunke bemerkt dies mit Blick auf eine große Herausforderung, der sich der Verband ziemlich erfolgreich stellt: der Integration von Geflüchteten in Arbeit.
In der MAV-Lehrwerkstatt und in Verbindung mit Mitgliedsunternehmen sei es innerhalb eines Jahres gelungen, 35 Flüchtlinge in Beschäftigung zu bringen. „Damit sind wir Mittelständler erfolgreicher als jedes Großunternehmen in diesem Bundesland“, resümiert der Vorsitzende zufrieden. Allerdings sei die Begleitung von Geflüchteten in den Berufskollegs mangelhaft. Ein Thema, das die alte Landesregierung bereits erkannt hatte. Nun ist es ein Fall für die neue Regierung. Denn, auch wenn die Zuwanderung gegenüber dem Jahr 2015 abgenommen hat, lässt die geopolitische Lage im Nahen Osten und in Afrika vermuten, dass auch künftig viele Menschen aus diesen Regionen ihre Zukunft im reichen Europa suchen werden.
Beim Verbandstag verdeutlichte diese Einschätzung ein recht interessanter Vortrag der RTL-Auslandskorrespondentin Antonia Rados, die im Nahen Osten künftig die Türkei und den Iran für entscheidende Ansprechpartner der EU hält.