Iserlohn. . In der Metall- und Elektrobranche herrscht Zufriedenheit. Dies spiegelt sich in der Konjunkturumfrage des Märkischen Arbeitgeberverbandes wider.

  • 20 Prozent der Unternehmen im Märkischen Arbeitgeberverband planen in diesem Jahr Neueinstellungen
  • Konjunkturumfrage spiegelt große Zufriedenheit mit Ertragslage wider
  • Brexit, Wundertüte Trump und wackelnde EU bereiten Sorgen

Vielen Betrieben in der Metall- und Elektroindustrie zwischen Witten und Menden, Schwelm und Plettenberg sowie rund um die Zentren Hagen und Iserlohn scheint es gut zu gehen. Jedenfalls spiegelt dies die aktuelle Konjunkturumfrage unter den 453 Unternehmen im Gebiet des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV) wider.

Dessen Vorsitzender, Horst-Werner Maier-Hunke, warnt jedoch davor, sich von den überwiegend positiven Ergebnissen blenden zu lassen. Exportorientierte Wirtschaft ist zum guten Teil eben auch abhängig von der weltpolitischen Lage. Und hier sieht Maier-Hunke eine Vielzahl von Unwägbarkeiten, die 2017 drohen.

Brexitfolgen bislang kaum sichtbar

Brexitfolgen etwa: „Da ist noch Vieles unter der Oberfläche.“ Die Abwertung des englischen Pfunds lässt die Preise auf der Insel steigen. Mit Währungsschwankungen sei auch weiterhin im Russlandgeschäft zu rechnen. Und wie sich Kerneuropa nach den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich entwickeln wird, ist heute seriös nicht zu beantworten. Als „Katastrophe“ bezeichnet der MAV-Vorsitzende zunehmende rechtspopulistische Tendenzen. „Das kann auch Auswirkungen auf den Euro haben“, erinnert der Unternehmer, der selbst viel im Auslandsgeschäft unterwegs ist.

Während sich China derzeit stabil bei knapp sieben Prozent Wachstum und ohne größere Restriktionen entwickelt, bleibe nicht zuletzt die Wundertüte USA. Erst in gut einer Woche übernimmt Donald Trump die Regie über die Weltmacht und schon heute sind Auswirkungen der als protektionistisch angekündigten Trump-Politik sichtbar. Ein Beispiel ist Ford. Der Automobilkonzern investiert nun zunächst innerhalb der US-amerikanischen Grenzen und legt Mexiko-Aktivitäten auf Eis.

Natürlich sei eine solche Politik kurzsichtig, weiß Maier-Hunke. Und vermutlich weiß dies auch der designierte US-Präsident. Zunächst aber ist es ein Signal mit Folgen, das Freihandel und damit auch Export der Firmen in der Märkischen Region beeinflussen könnte.

Gemessen daran, geben sich die rund 180 Unternehmen, die sich an der MAV-Umfrage beteiligt haben, überaus optimistisch. Die Gesamtsituation: besser als im Vorjahr. Die Geschäftserwartungen: mindestens so gut wie 2016 (59 Prozent) oder besser (15 Prozent). Nur 16 Prozent werten die Lage als schlecht.

Darunter könnten sich auch die Gießereien im MAV-Bezirk befinden, falls sie sich an der Umfrage beteiligt haben sollten. Auch Maier-Hunke bekräftigt, was Egbert Neuhaus, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte, bereits vergangene Woche gegenüber der WESTFALENPOST geäußert hatte: In der Branche befinden sich einige Betriebe am Rande der Belastbarkeit. „Wenn es so weiter geht, werden am Ende des Jahres die Hälfte der Gießereien schließen müssen“, prognostiziert der MAV-Vorsitzende – es sei denn, die Inhaber schießen weiter Geld in die Firma, solange sie eben noch liquide sind.

Den Energiekostenanteil in Gießereien beziffert Maier-Hunke mit 25 bis 30 Prozent der Gesamtkosten. Sollte es hier nicht schnell Entlastung geben, der angekündigte Gießereigipfel unter Beteiligung der Landesregierung keine Ergebnisse bringen, dann sähe es schlecht aus. „Viel erwarte ich allerdings nicht von so einem Gipfel“, fügt Maier-Hunke skeptisch hinzu. Allein im MAV-Gebiet dürften einige Hundert Arbeitsplätze in Gießereien berührt sein.

20 Prozent planen Neueinstellungen

Die Geschäftsführerin des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV), Bettina Schwegmann
Die Geschäftsführerin des Märkischen Arbeitgeberverbandes (MAV), Bettina Schwegmann © Volker Hartmann

Jedes fünfte befragte Unternehmen plant in diesem Jahr allerdings, die Belegschaft aufzustocken. Nur acht Prozent planen Personalabbau. Auch beim Thema Ausbildung ist die Bereitschaft ungebrochen hoch. Der Verband selbst beabsichtigt, in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Südwestfalen ein Programm für Studienabbrecher aufzulegen, die auf diesem Weg zu wertvollen Fachkräften werden könnten. Noch sei dies aber nicht konkret durchgeplant, erklärte MAV-Geschäftsführerin Bettina Schwegmann.

Info:

Die aktuelle Ertragslage beurteilten 34 Prozent der befragten Unternehmen als gut. Jeder Fünfte erwartet 2017 sogar eine weitere Verbesserung.

87 Prozent wollen ihre Ausbildungsquote halten, acht Prozent sogar steigern, fünf Prozent absenken. 80 bis 85 Prozent der MAV-Mitglieder bilden aus.