Iserlohn. . NRW-Wissenschaftsministerin Schulze besucht die FH Südwestfalen und lobt die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Innovationen in der Lehre.

Wenn eine Wissenschaftsministerin eine Hochschule besucht, lobt sie immer die dort erbrachte Arbeit und der Rektor beteuert immer, wie dankbar er für die geleistete Unterstützung sei, doch das Geld müsse verlässlich weiter fließen. Ganz genau so war es beim Zusammentreffen von Svenja Schulze (SPD) und Claus Schuster am Mittwoch an der Fachhochschule Südwestfalen (FH SWF) in Iserlohn. Doch abseits bewährter Routine gab es auch Besonderheiten. Und eine Ankündigung: Das Land will verstärkt Berufspraktiker als FH-Professoren gewinnen.

Die Unternehmen

„Wenn Sie die mittelständische Wirtschaft fragen, was die Hochschule ihrer Wahl ist, wird sie die Fachschule nennen“, ist sich die NRW-Wissenschaftsministerin sicher. Warum? „Wegen der anwendungsorientierten Forschung.“ Der Rektor formuliert es so: „Für uns ist wichtig, dass die Unternehmen mit unseren Innovationen auch Geld verdienen können und weiter Arbeitsplätze schaffen.“ Und die praktischen Probleme der Wirtschaft würden dann wieder an der Hochschule behandelt: „Das ist der Kreislauf des Austauschs“, betont Schulze. Und der sei wichtiger denn je, ergänzt die Landtagsabgeordnete für Hemer und Balve, Inge Blask (SPD): „Wir haben sehr viele Automobilzulieferer in der Region. Der Markt wird sich in den kommenden Jahren sehr verändern. Da ist es wichtig, dass die Hochschule die Unternehmen frühzeitig beim Strukturwandel begleitet.“

Die Lehre

Als „besonders innovative Hochschule“ lobt die Ministerin die FH SWF allerdings wegen der Lehre und konkret für das Programm Studium flexibel, das sich um Studenten kümmert, die zwar über Begabung verfügen, aber sonst nicht über die besten Startbedingungen. „Wir haben nur wenige Abiturienten und viele Bildungsaufsteiger an der FH“, erläutert Prorektorin Marie-Theres Roeckerath-Ries. Und um sie vor einem Studienabbruch zu bewahren, bekommen sie, nach vier bis fünf Wochen Eingewöhnungszeit, die Möglichkeit, das erste Studienjahr auf zwei Jahre zu strecken. In der Zeit werden zusätzliche Veranstaltungen angeboten, um Defizite aufzuarbeiten, und spezielle Coaches kümmern sich um die Kandidaten. „Wir machen das jetzt seit vier Jahren“, so Roeckerath-Ries, „und der Übergang funktioniert gut“. Ein Viertel nehme das Angebot in Anspruch. Ein Vorbild.

Die Studenten

14 017 Studenten zählt die FH an allen Standorten (Iserlohn, Hagen, Meschede, Soest und Lüdenscheid). „Das dürfte der Höhepunkt sein“, erwartet Claus Schuster. Prognosen gehen für die kommenden Jahre von etwa 12 000 aus - obwohl die Zahl der jungen Menschen deutlich sinkt. „Wir planen einen Ausbau in Bereichen, in denen noch nicht studiert wird“, erklärt der Rektor. Schon heute seien mehr als ein Drittel in berufsbegleitenden Studiengängen; dieser Markt wachse. Die große Zahl der Flüchtlinge, um die sich die FH mit Deutschkursen und durch die Möglichkeit der Gasthörerschaft kümmere, werde sich erst in drei, vier Jahren auf die Studentenzahlen auswirken.

Die Region

Auch ohne die Flüchtlinge steige der Anteil ausländischer Studenten. Schuster: „Das ist gut für die Unternehmen der Region.“ Man bemühe sich ohnehin, junge Menschen aus anderen deutschen Landstrichen nach Südwestfalen zu locken, um die Verluste durch diejenigen einzugrenzen, die zwecks Ausbildung die Region verließen. Ministerin Schulze sieht im steigenden Anteil englischsprachiger Lehrveranstaltungen auch einen Vorteil für deutsche Studenten: „Wir brauchen das auf den Weltmärkten. Das Schulenglisch reicht nicht aus, wenn es um fachspezifische Begriffe geht.“ Insgesamt zeigt sich der Iserlohner Landtagsabgeordnete Michael Scheffler (SPD) optimistisch, dass die Wirtschaft in der Fachschule weiter einen Partner habe, der ein Wegweiser sein kann, „damit wir drittstärkste Industrieregion in Deutschland bleiben“.

Der Widerspruch

„Falsch“, sagt dazu FH-Rektor Schuster: „Wir wollen zweitstärkste Region werden.“