Hagen. . Personalmangel in den Bauämtern macht Architekten und Bauherren zu schaffen. Bearbeitung der Anträge zieht sich über Monate hin.

  • Personalmangel in den Bauämtern macht Architekten und Bauherren zu schaffen
  • Bearbeitung der Bauanträge dauert Monate
  • Mehr Arbeit für weniger Mitarbeiter in der Verwaltung

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Moment.

Wer die Rechnung ohne das Bauamt macht, der wartet. Monatelang. Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, zieht sich die Prüfung der Bauanträge endlos hin. Warum? Weil viele Kommunen Personal abgebaut haben.

Die Studie

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Die Zahl der Beschäftigten, die Bauanträge prüfen und städtische Bauten planen, sind bundesweit von 1991 bis 2011 um mehr als 35 Prozent zurückgegangen. Negative Vorreiter sind NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Demgegenüber stehen Bauinvestitionen, die einen erheblichen Planungsaufwand notwendig machen. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Bauleistungen von 2010 bis 2014 um 9,5 Prozent gestiegen, die Zahl der Beschäftigten in der Baubranche aber nur um 1,5 Prozent. Die Folgen: Auftragsbücher quellen über, Baumaschinen sind stärker ausgelastet als während des Baubooms nach der Wiedervereinigung. Darüber ziehen Monate ins Land, ohne dass Bewegung in die Bauvorhaben kommt. Das frustriert alle Beteiligten.

Die Betroffenen

Wer sich in der Branche umhört, dem fällt der Unmut auf. Nicht jeder will namentlich auftauchen, weil Nachteile in der Zusammenarbeit mit der Behörde befürchtet werden. „Qualitativ und quantitativ fehlen Ansprechpartner in den Baubehörden“, sagt Tobias Siewert, Sprecher des Bauindustrieverbandes NRW in Düsseldorf. „Die digitale Offensive in der Bauverwaltung ist am Anfang. Vieles läuft antiquiert mit Mappen, die von Amt zu Amt weitergegeben werden.“ Oft höre man monatelang nichts bis zur Aufforderung, es fehlten noch Unterlagen. „Auf diese Weise verschaffen sich Mitarbeiter Luft. Die Verwaltung erkauft sich Zeit.“

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Diese Praxis ist Markus Stark nicht fremd. Er ist Vorsitzender der Regionalgruppe des Bundes deutscher Architekten (BDA) in Olpe-Siegen-Wittgenstein: „Und der Bauherr glaubt dann, wir hätten nicht sorgfältig genug gearbeitet.“ Der Unternehmer, der sein Werk erweitern wolle, habe kein Verständnis für die Monate, in denen nichts passiere. „Damit kommt der Architekt in die Lage, sich für etwas rechtfertigen zu müssen, das er nicht zu verantworten hat.“ Andere formulieren die Kritik deutlicher, sprechen vom Schneckentempo, von Projekten, die in Dortmund oder Hagen durch die unkalkulierbare Zeit der Bearbeitung geplatzt seien. Besonders die Ausarbeitung zum vorbeugenden Brandschutz wird immer wieder als maßgebliche Bremse genannt.

Die Verwaltung

Der Sprecher des Hochsauerlandkreises, Martin Reuther, sieht in der Bauverwaltung keinen Personalmangel: „Das kann nicht bestätigt werden.“ Der Kreis sei als untere Bauaufsichtsbehörde zuständig. Im Jahr würden etwa 1000 Bauanträge von sieben technischen Mitarbeitern genehmigt und in der Bauausführung überwacht. Mit der verwaltungsmäßigen Bearbeitung wie zum Beispiel Baulasten seien drei Mitarbeiter beschäftigt. Die Genehmigungsverfahren dauerten von sechs Wochen bis zu sechs Monaten.

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Die Stadt Siegen will keine Angaben zur Bearbeitungsdauer der etwa 2000 Vorgänge im Jahr machen, davon sind 70 bis 80 Prozent Bauanträge. Sprecherin Dr. Sabine Schutz: „Die Personalausstattung der Bauaufsicht ist auskömmlich, allerdings knapp.“ Die aktuell „ziemlich schnelle“ Bearbeitungszeit lasse sich in den nächsten Jahren nicht halten. Besserung bezüglich der Bearbeitungsdauer verspricht Thomas Grothe, technischer Beigeordneter der Stadt Hagen, noch in diesem Jahr: „Unser Ziel ist es, Baugenehmigungen innerhalb von drei Monaten zu erteilen.“ Der 62-Jährige erinnert an die schwierige finanzielle Situation der hoch verschuldeten Stadt: „Das Personal ist auf Kante genäht, das liegt an der Haushaltslage.“