Hagen. . Anja Schöne (38) übernimmt ab Sommer die Junge Bühne Lutz in Hagen. Uns verrät die Regisseurin, wie sie dieser Herauaforderung begegnen will

  • Anja Schöne leitet ab der nächsten Spielzeit die Junge Bühne Lutz in Hagen und tritt damit die Nachfolge von Werner Hahn an
  • Die Regisseurin ist bisher in der freien Theaterszene NRWs unterwegs
  • In Hagen will sie sich stärker auf Angebote für ein ganz junges Publikum konzentrieren

Die Schuhe sind riesengroß, in die sie steigen soll. Anja Schöne hat Respekt vor ihrer neuen Aufgabe, bereitet sich aber auch mit Selbstbewusstsein darauf vor. Ab der kommenden Spielzeit übernimmt sie die Junge Bühne Hagen, jenes Pioniertheater, das Werner Hahn gegründet hat, und das seither immer wieder mit ungewöhnlichen Ideen weit über Hagen hinaus für Aufmerksamkeit sorgt. Werner Hahn wechselt wie berichtet nach Siegen, wo er am Apollo-Theater eine neue Sparte für Kinder und Jugendliche aufbaut. Anja Schöne nennt die Herausforderung beim Namen: „Das Lutz soll über die Grenzen Hagens hinaus ein wichtiges Kinder- und Jugendtheater bleiben und weiter werden. Ich werde allerdings ein paar Schwerpunkte anders setzen.“

Die gebürtige Krefelderin arbeitet als Regisseurin und Autorin in der freien Szene NRWs. Sie gehört zum Leitungsteam des Kölner Horizont-Theaters, war am Jungen Schauspielhaus Bochum verpflichtet und vorher fest engagiert am Staatstheater Stuttgart und am Schlosstheater Moers. Ihr Handwerk hat sie also von der Pike auf gelernt. Für ihre Inszenierungen hat sie bereits zahlreiche Preise erhalten, ihr aktueller „Faust“ ist für den Kölner Theaterpreis 2017 nominiert.

Schauspiel mit Tanz und Musik

Die 38-Jährige kommt aus dem Schauspiel, sie inszeniert für Erwachsene ebenso gerne wie im Kinder- und Jugendbereich und bindet Tanz und Musik häufig in ihre Produktionen ein. „Ich glaube, mir wird gar nichts anderes übrig bleiben, als einige Veränderungen einzuführen, weil ich ein ganz anderer Mensch bin als Werner Hahn. Ein Haus zu übernehmen, das sehr angesehen ist in der ganzen Region, ist sehr reizvoll.“

So will Anja Schöne Vorstellungsformate übernehmen, die Werner Hahn entwickelt hat, aber sie will vor allem neue Akzente setzen, indem sie ein jüngeres Publikum anspricht. „Gutes Kinder- und Jugendtheater braucht das gleiche wie Erwachsenentheater“, davon ist die Wahl-Kölnerin überzeugt, „eine gute Geschichte und ein gutes Thema, welches diese Geschichte für alle Sinne umsetzt. Mir ist es wichtig, dass diese Geschichte auf mehreren Ebenen erzählt wird, ich arbeite viel mit Livemusik.“ In diesem Punkt ist sie an einem Opernhaus wie Hagen genau richtig, und sie freut sich, dass es ein Philharmonisches Orchester gibt, was viele spannende Möglichkeiten eröffnet.

Anja Schöne versteht sich selbst als Geschichtenerzählerin. Sie kennt sich aus mit Mitmach- und Beteiligungsprojekten. So hat sie zum Beispiel während der Kulturhauptstadt 2010 in Moers die Local-Hero-Woche organisiert. Diese Erfahrungen möchte sie in Hagen nutzen. „Es ist wichtig, dass man aus dem Theater rausgeht“, unterstreicht sie. „Es wird auch wieder Projekte geben, die außerhalb vom Lutz stattfinden. Aber die Stadt kennenlernen kann man erst, wenn man sie täglich erlebt, das braucht seine Zeit.“

Nicht mit dem Zeigefinger

An Ideen mangelt es der lebhaften Rheinländerin nicht. An potenziellem Publikum auch nicht. Immerhin machen junge Leute 30 bis 35 Prozent der Besucher im Theater Hagen aus, das ist ein Spitzenwert in NRW. „Gerne würde ich ein Patenklassensystem einführen, wobei eine Klasse ein Stück von Anfang bis Ende begleitet. Und vielleicht machen wir auch unabhängig von einer Vorstellung mal ein Konzert am Samstagabend, in der Hoffnung, junge Leute niederschwellig anzulocken.“

Am wichtigsten ist Anja Schöne aber ein Theaterbegriff, der nicht mit dem Zeigefinger wackelt. Gerade in der Kindersparte gibt es immer noch die verbreitete Haltung, sich als erwachsene Theatermacher künstlich in die Hocke zu begeben. Das lehnt sie strikt ab. „Gutes Kinder- und Jugendtheater ist Theater für alle. Wichtig ist, dass der Fokus auf die Interessen einer bestimmten Altersgruppe gelegt wird. Aber ein Stück für Zuschauer ab Fünf ist auch etwas für einen 70-Jährigen. Es muss immer Theater für alle sein.“