Hagen/Siegen. . Theaterkünstler Werner Hahn wechselt von Hagen nach Siegen. Im Apollo-Theater baut er eine neue Sparte Kinder- und Jugendtheater auf.
- Theaterkünstler Werner Hahn geht von Hagen nach Siegen
- Er baut am Apollo-Theater eine Kinder- und Jugendtheater-Sparte auf
- Hahn ist der Gründer und Leiter der Jungen Bühne Lutz in hagen
Für Werner Hahn ist es ein Neuanfang. Aber auch ein Aufbruch zurück zu den Wurzeln sozusagen. Denn der populäre Hagener Bühnenkünstler baut ab September 2017 am Siegener Apollo-Theater eine Kinder- und Jugend-Sparte auf, das Junge Apollo. Mit dem Hagener Lutz hat der Österreicher vor 15 Jahren das System „Junge Bühne“ in Deutschland neu aufgerollt. Seither sind die Hagener Vorreiter, wenn es um Pionierprojekte geht, um Brückenschläge in die Stadt hinein zu den Jugendlichen, die man nicht auf den ersten Blick mit „Schwanensee“ in Verbindung bringt.
Integration und Brückenschläge
Werner Hahn macht Theater mit allen, mit Hauptschülern und Gymnasiasten, mit Muslimen und Katholiken, mit Jugendlichen, deren Eltern oder Großeltern zugewandert sind, mit Kindern, die eine Behinderung haben, mit Strafgefangenen. Und er bringt die unterschiedlichen Gruppen zusammen, eröffnet ihnen neue Lebensperspektiven durch Kultur, gibt den Verlierern der globalisierten Welt eine Bühne, macht aus so genannten Randgruppen Bürger. Sogar der Bundespräsident hat die innovative Hagener Jugendtheaterarbeit 2014 ausgezeichnet. Bei der Bindung eines jungen Publikums liegt das Theater Hagen auf einem vorderen Platz in NRW. Das Lutz, die Angebote der Philharmoniker und des Großen Hauses erreichen jährlich rund 45 000 Kinder und junge Leute, das sind ca. 35 Prozent der Gesamtbesucher.
Jungen Menschen auf Augenhöhe begegnen
Nicht aus der Hocke heraus belehren, sondern jungen Menschen auf Augenhöhe begegnen, ihre Lebenswirklichkeit ernst nehmen, so lautet das Credo von Werner Hahns künstlerischer Arbeit. Nun stellt der Vollblut-Theatermann und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse seine Kompetenz in den Dienst des Siegener Apollos. Vor einigen Tagen erst hatte er angekündigt, das Theater Hagen nach 35 Jahren als Sänger, Regisseur, Autor und Spartenleiter verlassen zu wollen. Bei dieser Entscheidung spielten sicher auch die Enttäuschungen mit, trotz aller Erfolge immer wieder um ein bisschen Geld betteln zu müssen. Gäbe es da nicht einen sehr großzügigen Privatsponsor, könnte das hochgelobte Hagener Lutz nicht so funktionieren, wie es das heute tut.
„Das Apollo Siegen ist in einer großen Aufbruchstimmung und will den Jugendbereich aktivieren, als Bespieltheater, aber auch mit Eigenproduktionen“, so Hahn gestern. „Im nächsten Jahr wird das Apollo zehn Jahre alt, da nimmt im Herbst das Jugendtheater einen sehr breiten Raum ein.“ Das Hagener Konzept will der Vater von sieben Kindern den Siegenern nicht überstülpen, stattdessen „mit Neugierde neuen Dingen begegnen“. Fest steht bereits, dass es im Kinderangebot zwei Eigenproduktionen pro Spielzeit mit professionellen Schauspielern geben wird. „Gerade im Jugendtheaterbereich möchte ich aber mit jungen Menschen aus der Stadt zusammenarbeiten“, betont Werner Hahn.
Neue Wege gehen
In diesem Punkt hat der 60-Jährige bereits gute Kontakte an der Sieg. Denn er hat schon vier Inszenierungen im Apollo realisiert, zuletzt die Rap-Revue „Fahr Deinen Film“ mit dem Rapper Mohamed El-Chartouni und der Band Fläshmob. Auch die erste Siegener Operninszenierung überhaupt, das Barockstück „Dido und Aeneas“, hat Hahn vor sechs Jahren mit Studenten der Universität erarbeitet.
Besonders freut sich Hahn, dass der Siegener Intendant Magnus Reitschuster beim Spielplan innovative Wege geht. „Die Hausleitung will das Junge Apollo mit dem normalen Abonnement kreuzen, so dass die übliche Trennung zwischen Erwachsenentheater und Jugendtheater aufgehoben wird.“
Große Offenheit für Kunst in Siegen
Herzblut und Neugierde sind zwei Säulen in Hahns Wirken. Mit beiden geht er nun auf Siegen zu. „Der Aufbau reizt mich total. Die Stadt Siegen hat große Möglichkeiten, ich erfahre eine große Offenheit für Kunst; die Unterstützung durch den Landkreis ist vorhanden. Da ist sehr viel in Bewegung. Wenn wir das zu einer großen gemeinsamen Begegnung hinkriegen, kann das sehr gut tun.“
Die jungen Menschen, die Hahn seit 15 Jahren an sein Hagener Lutz geholt hat, sind übrigens alle etwas geworden. Zu ihnen gehört unter anderem der Schauspieler Sabin Tambrea, der heute in Kinofilmen wie „Ludwig II.“ oder „Nackt unter Wölfen“ die Hauptrollen spielt.