Leipzig/Menden. . Am 7. März startet der Prozess gegen einen Finanzvermittler aus Unna. Er soll den verstorbenen Unister-Chef und eine Mendenerin betrogen haben.

  • Mendenerin fällt auf gleiche Betrugsmasche wie verstorbener Unister-Chef herein
  • Finanzvermittler aus Unna steht ab 7. März vor dem Landgericht Leipzig
  • Opfer wollten Darlehen von ominösem „israelischen Diamantenhändler“

Am 7. März beginnt vor dem Landgericht Leipzig der Prozess gegen einen 69 Jahre alten Finanzvermittler aus Unna, der der Generalstaatsanwaltschaft Dresden zufolge ein betrügerisches Kreditgeschäft rund um den Unister-Gründer Thomas Wagner eingefädelt haben soll. Der Internet-Unternehmer war am 14. Juli 2016, einen Tag, nachdem er in Venedig einen Koffer mit größtenteils Falschgeld in Empfang genommen hatte, beim Absturz eines Kleinflugzeugs in Slowenien ums Leben gekommen. Laut Anklage soll eine Architektin aus Menden mit der gleichen Betrugsmasche um ihr Geld gebracht worden sein.

Betrug in zwei Fällen

„Dem Angeklagten wird Betrug in zwei Fällen vorgeworfen. Zum einen geht es um den Unister-Gründer, zum anderen um eine in der Immobilienbranche tätige Frau aus Menden“, bestätigt der Sprecher des Landgerichts Leipzig, Hans Jagenlauf, gegenüber der WESTFALENPOST.

Der angeklagte Westfale, gebürtiger Dortmunder mit Wohnort Unna, soll den Kontakt zu dem Darlehensgeber, „einem angeblichen israelischen Diamantenhändler namens Levy Vass“ - vermittelt haben. Bis heute suchen die Ermittler eine Person diesen Namens oder jemanden, der sich als solcher ausgegeben hat. Jedenfalls sei der Frau aus dem Märkischen Kreis von dem ominösen Diamantenhändler ein Kredit in Höhe von 1 Million Euro in Aussicht gestellt worden, so Richter Jagenlauf. Als Ausfallversicherung habe der Darlehensgeber von ihr eine Summe von 100 000 Euro verlangt. Die bekam er bei einer Geldübergabe in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. „In dem Geldkoffer für die Frau lagen obenauf 7000 echte Schweizer Franken. Darunter: ausschließlich Falschgeld.“

Finanziell angeschlagene Opfer

Kriminalisten sprechen von einem Rip-Deal. Opfer sind finanziell angeschlagene Geschäftsleute, die kein frisches Geld von Banken mehr erhalten, oder klein- und mittelständische Unternehmen auf der verzweifelten ­Suche nach Investoren.

Sieben Verhandlungstage bis zum 29. März

Für den am 7. März beginnenden Prozess gegen den Immobilienhändler aus Unna hat das Landgericht Leipzig zunächst sieben Verhandlungstage bis zum 29. März terminiert.

Kriminalisten bezeichnen die Betrugsmasche als Rip-Deal. Der Begriff ist auf die englischen Worte „rip“ - jemandem etwas entreißen - und „deal“ für Handel zurückzuführen.

Nach ­Angaben des Landeskriminal­amtes Sachsen „geben die Täter meist vor, im Auftrag eines In­vestors aus dem Ausland zu ­handeln und stellen einen größeren Auftrag in Aussicht“. Für die Vermittlung bzw. Absicherung des Auftrags werde von den Tätern eine Provision gefordert. Die Geschädigten ­würden in eine europäische Metropole eingeladen. Dort übergibt man in der Regel die Hälfte des Auftrags in bar - aus „geschäftlichen Gründen“ in einer anderen Währung (meist Schweizer Franken). Erst im Nachhinein stellen die Opfer fest, „dass die angeblichen Schweizer Franken zum allergrößten Teil Falschgeld oder gar Zeitungspapier sind“.

Unister-Chef erstattete Anzeige

Unister-Gründer Wagner wollte einen Kredit in Höhe von 15 Millionen Euro von „Levy Vass“ haben und hatte als Sicherheit 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. In dem Koffer, den er bei der Geldübergabe vor dem Hotel „Antony Palace“ in Venedig erhielt, befanden sich über einer großen Menge Falschgeld lediglich 20 000 echte Schweizer Franken. Noch kurz vor seinem Abflug aus Venedig hatte Wagner Anzeige erstattet.

Die Kontaktaufnahme der Architektin aus Menden mit dem Finanzvermittler aus Unna soll im Sommer 2015 erfolgt sein. Die Geldübergabe in Slowenien fand erst Mitte Juni 2016 statt, einen Monat, bevor Unister-Chef Wagner der gleichen Betrugsmasche zum Opfer fiel.

Seit Juli 2016 in Untersuchungshaft

Seit seiner Festnahme am 28. Juli 2016 sitzt der Mann aus Unna in der Justizvollzugsanstalt Dresden in Untersuchungshaft. Gerichtssprecher Jagenlauf bestätigt, dass bis 2014 ein Insolvenzverfahren gegen den Westfalen vor dem Landgericht Dortmund lief. Laut Medienberichten sollen Wirtschaftsauskünfte vor Geschäften mit ihm gewarnt haben. Die betrügerischen Kreditgeschäfte (Anklage) könnten ihm viel Geld beschert haben. Dem „Handelsblatt“ zufolge belegen Mails, dass ihm und zwei weiteren Vermittlern eine Provision in ­Höhe von fünf Prozent der Darlehenssumme winkte. Einer der beiden weiteren Vermittler soll ein 65-Jähriger aus Iserlohn gewesen sein, der zusammen mit Unister-Chef Wagner, einem Mitgesellschafter und dem Piloten bei dem Flugzeugabsturz getötet wurde.