Dortmund/Warstein. Der Witwenmord-Prozess vor dem Dortmunder Landgericht spitzt sich erneut zu. Der Angeklagte schreibt einem Zeugen aus Allagen einen Drohbrief

  • Dubioses Helfer-Umfeld des Opfers stand im Mittelpunkt des Witwenmord-Prozesses
  • Als Zeuge trat ein vorbestrafter Mann aus dem Milieu reisender Dachdeckerfirmen auf
  • Angeklagter schreibt Zeugen aus Allagen einen Brief

Im Witwenmordprozess machte der Prozesstag am Donnerstag vor dem Landgericht Dortmund deutlich, in welch dubiosem Umfeld von vorbestraften Helfern in ihrem Haus und Garten sich die am 12. April 2016 in ihrem Haus in Dortmund-Sölde getötete 89-jährige Frau bewegte. Dies macht den möglichen Täterkreis größer als zunächst vermutet. Auch Warstein rückte wieder in den Blickpunkt.

Der Richter verlas einen von ihm beschlagnahmten Brief des Angeklagten vom 10. Januar an Karl Brömmel, bei dem der Angeklagte nach der Haftentlassung eine Zeit lang gearbeitet hatte (wir berichteten). Der Allagener hatte als Zeuge ausgesagt. Dabei habe er gelogen, meint der Angeklagte und droht Brömmel in dem vom Richter zitierten Brief, dass er ihn mit dem, was er wisse, hinter Gitter bringen könne.

Dem 71-Jährigen aus Belecke wird zur Last gelegt, die Frau mit 16 Messerstichen getötet und die Wohnung danach in Brand gesteckt zu haben, um seine Spuren zu verwischen. Er hatte zeitweise als Gärtner bei der Getöteten gearbeitet. Gehört wurde gestern ein Zeuge aus dem Milieu reisender Dachdeckerfirmen mit Vorliebe für Haustürgeschäfte, dem Richter wie Verteidiger nach der Vernehmung attestierten, nicht bei der Wahrheit geblieben zu sein. „Kann es sein, dass Sie jemanden schützen wollen?“, fragte der Verteidiger den Zeugen, der sich oft in Widersprüche verwickelte.

Der 65-Jährige, der angab, jetzt Sozialrentner zu sein und sich nebenbei etwas hinzuzuverdienen, behauptete, sich nicht mehr an den Angeklagten erinnern zu können, obwohl dieser zur gleichen Zeit wie er in der JVA Werl eingesessen hatte. „Den kenne ich nicht“, sagte er mit Blick zum Beschuldigten.

Adresse weitergegeben

Befragt wurde der schmächtige Mann, weil er offenbar die Adresse der Getöteten an Elisabeth Brömmel weitergegeben haben soll mit dem Hinweis, die Dortmunderin suche einen Gärtner. Das war die Verbindung zu dem Angeklagten. Die Firma eines Freundes von ihm habe Arbeiten am Dach des Hauses der Getöteten, an der Fassade und im Garten ausgeführt, berichtete er, und dafür 30 000 bis 40 000 Euro kassiert. „Die Arbeiten waren das wert“, sagte er. Anderen Aussagen zufolge sollen 100 000 Euro an die Firma geflossen sei, der Sohn der Getöteten habe eine weitere Überweisung von 15 000 Euro gerade noch verhindern können. „Vieles spricht dafür, dass hier eine ältere, unbedarfte Frau finanziell ausgenommen wurde“, sagte der Richter.

In diesem Zusammenhang fand auch Erwähnung, dass auf den Sozialrentner nacheinander ein Audi Q7, ein Porsche Cayenne und ein Landrover zugelassen worden waren. Diese Autos seien ihm von dem Dachdecker-Unternehmer, einem ehemaligen Knast-Kumpel aus der JVA Werl, überlassen worden, behauptete er. Bei ihm handele es sich um den Erpresser der Kräuterlikör-Firma Underberg. Er selbst habe insgesamt 15 Jahre in der JVA verbracht, sei mehrfach wegen Vergewaltigung verurteilt worden, zum Schluss mit Sicherungsverwahrung.

Unsichere Wohnung

Laut Aussage des Verteidigers habe der Zeuge festgestellt, die Getötete wohne unsicher. An der Rückfront sei eine Tür, die keine Außentür ist. Zudem sei das Haus bereits im Internet zum Verkauf angeboten worden. „Hatten Sie eine Vorstellung von dem Wert?“, fragte der Verteidiger den Zeugen. Der will der Getöteten geraten haben, ihre Immobilie an den Kindergarten zu verschenken. So sehr sei sie über ihre Kinder enttäuscht gewesen. Fortsetzung ist am 8. März.