Hagen. . Julian Khol ist Model und Maler. Als Ehemann von Nazan Eckes steht der junge Künstler oft in den Schlagzeilen. Jetzt stellt er im Osthaus-Museum Hagen aus.

Die erste Museums-Ausstellung ist für jeden Künstler eine aufregende Sache. Dabei muss er sein Werk zwar an der großen Richtschnur messen lassen, aber auf die Vita und die Preisentwicklung wirkt es sich nicht nachteilig aus. Julian Khol freut sich, dass er ausgerechnet im Hagener Osthaus sein Museums-Debüt gibt: „Dieses Haus, wo Malerei Tradition hat, sich aber immer wieder mit dem Gegenwärtigen verbindet.“ Der österreichische Maler, der in Köln lebt, ist seinen jungen Künstler-Kollegen allerdings einen Schritt voraus. Um Bekanntheit und Schlagzeilen braucht er sich keine Sorgen zu machen. Mit Anfang 20 war Khol eines der gefragtesten Models von Jean Paul Gaultier, Valentino und Armani. Verheiratet ist der 36-Jährige mit TV-Moderatorin Nazan Eckes. Der kleine Sohn Lounis ist anderthalb Jahre alt.

Der Sohn des früheren Präsidenten des österreichischen Nationalrates ist ein intensiver, fast besessener Maler. Seine großformatigen Arbeiten sind prozesshaft, und das hat Folgen. „Deshalb gibt es auch die Wiederholung auf der Leinwand, weil ich bestimmte Motive immer wieder mache. Sie bewegen sich durch die Zeit, es geht aber ums Jetzt, um den Moment.“

Reisen sind wichtig

Auf großen, schwarz grundierten Leinwänden wirken die teils mit gelber Ölkreide aufgetragenen Sujets eher wie Zeichnungen denn wie Malerei. Khols Strich ist intensiv, die Resultate bergen meistens ein Geheimnis. Und das gründet sich in der Spannung zwischen dem wie spontan Hingeworfenen, das doch vorher im Kopf so intensiv vorbereitet wurde.

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Reisen sind für den Künstler ausgesprochen wichtig. „Schauen, sehen, da reicht auch oft schon ein guter Spaziergang, um etwas zu entdecken.“ Die eigentliche Arbeit entsteht jedoch im Atelier. So gibt es neben den großen Formaten Studienobjekte, die aber nicht als Skizzen gemeint sind. „Es ist oft so, dass ich auf Papier zeichne, um mir ein Gesicht zu merken. Dann geht die Zeichnung in meine Hände über.“

Köpfe faszinieren Julian Khol, die von unsichtbaren Grenzüberschreitungen erzählen. In den Papierarbeiten sind diese Gesichter bemalt mit Stammeszeichen und anderem rituellen Beiwerk wie Federn. Auf der großen Leinwand werden die Umrisse dagegen reduziert, die rituelle Maske verwandelt sich in eine soziale.

Gefährdetes Gleichgewicht

Die Dynamik der Linie dominiert auch in den Landschaften. Konzentration und Intuition verbinden sich dabei zu Formen, die regelrecht über das Papier zu tanzen scheinen und ein äußerst gefährdetes Gleichgewicht zwischen Ruhe und Bewegung ausloten.

Julian Khol stellt in Hagen zusammen mit seinem Lehrer, dem österreichischen Landschaftsmaler Herbert Brandl aus. Bei ihm war er Meisterschüler an der Düsseldorfer Kunstakademie. Ein gigantischer Gletscher dominiert die Wand, sechs Meter breit und über drei Meter hoch. Der Betrachter steht vor einer ausgesprochen frei gestalteten Explosion aus Eisschollen. Doch Herbert Brandl hat sich in den vergangenen fünf Jahren einer neuen Richtung zugewandt. Er interessiert sich nun für Hyänen, nachtaktive, lauernde Raubtiere mit scharfen Reißzähnen. „Die haben eine symbolische, gesellschaftskritische Bedeutung“, erläutert Hagens Museumsdirektor Dr. Tayfun Belgin, „zum Beispiel im Bezug auf Raffgier und Brutalität.“ Neben der Malerei stehen Tierskulpturen aus Bronze, beschädigte Geschöpfe mit reliefartig schrundiger Haut, die sich gegenseitig verletzen und in ihrer Brutalität nur auf Europaletten ausgestellt werden können, nicht auf den typischen weißen Museumssockeln.

Herbert Brandl und Julian Khol haben sich ausdrücklich die Säle im historischen Altbau für ihre gemeinsame Präsentation gewünscht. „Da haben wir die Findung der Ausstellung mit den Räumen wachsen lassen“, erläutert Julian Khol. „Die Architektur ist sehr fordernd. Das sieht man selten.“