Südwestfalen. . Die Digitalisierung und der demografische Wandel verändern die Geldinstitute. Rainer Baule, Professor an der Fernuniversität Hagen, sagt: „Es wird weniger Filialen und mehr Fusionen geben.“

  • Sparkassen spüren die Folgen des demografischen Wandels
  • Es wird weniger Filialen geben
  • Weitere Fusionen wahrscheinlich
  • Sparkassen spüren die Folgen des demografischen Wandels
  • Es wird weniger Filialen geben
  • Weitere Fusionen wahrscheinlich

Die Welt dreht sich. Der 1963 geborene Werbespruch „Wenn’s um Geld geht - Sparkasse“ kommt auf den Prüfstand, berichten Medien. Offizielle Stellen wollen dies nicht bestätigen. Kein Geheimnis ist dagegen, dass viele Sparkassen im Land ihr Filialnetz unter die Lupe nehmen. Der demografische und digitale Wandel hat die Geldinstitute erreicht.

Herausforderungen

Sparkassen leiden unter den derzeit niedrigen Zinsen. „Dadurch brechen einige Vorteile weg, die sie gegenüber anderen Geschäftsbanken hatten“, sagt Rainer Baule, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität Hagen, „zum Beispiel die Refinanzierungsmöglichkeiten über Kundeneinlagen.“ Hinzu kommen die zunehmenden Regulierungsanforderungen seitens der Bankenaufseher in der EU und bei der Bundesbank - die, so schildert es Sparkassendirektor Axel Theuer von der Sparkasse Wittgenstein - immer mehr Personal binden und viel Geld ­kosten.

Grafik von Manuela Nossutta zum Thema.
Grafik von Manuela Nossutta zum Thema. © Getty

Verbundenheit

„Die Sauerländer sparen trotz der niedrigen Zinsen und bringen ihr Geld gerne zur Bank“, schwärmte Peter Wagner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Hochsauerland, kürzlich bei der Vorstellung des Geschäftsberichts. Das sieht Dieter Kohlmeier, Vorstandssprecher der Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden ähnlich: „Der Sicherheitsgedanke steht offenbar bei vielen immer noch im Vordergrund.“

Kundenverhalten

„Als ich vor 25 Jahren bei der Sparkasse anfing, gab es noch keine Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten“, sagt Volker Willner, Pressereferent beim Sparkassenverband Westfalen-Lippe. Aber volle Filialen. Heute tätigt eine nicht unerhebliche Zahl von Kunden Überweisungen per Online-Banking und fragt den Kontostand digital ab. Dafür seien die Gespräche zu Anlageberatungen aufgrund der Produktvielfalt ungleich aufwendiger und komplizierter geworden, findet Willner.

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Filialen

Im vergangenen Sommer wurde die Sparkassen-Filiale in Bestwig-Ostwig geschlossen. „Unser Filialnetz stammt aus einer Zeit, als unsere Kunden auch für Servicefunktionen wie die Kontostandsabfrage zu uns kamen“, sagt Rolf Gerlach, Präsident des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe. Auf lange Sicht können sich die Institute nicht dem Kostendruck entziehen, so Professor Baule. „Es wird in Zukunft weniger Filialen geben, auch wenn der öffentliche Auftrag der Sparkassen und Filialschließungen in einem betriebswirtschaftlichen Zielkonflikt stehen.“

Fusionen

2015 haben sich sechs westfälisch-lippische Sparkassen für Fusionen entschieden - u.a. hat sich die Sparkasse Freudenberg der Sparkasse Siegen angeschlossen. Ende Januar teilten die Sparkassen Hagen und Herdecke mit, dass sie über einen Zusammenschluss verhandeln wollen. Der Trend zu Fusionen wird sich noch weiter fortsetzen, prophezeit Fernuni-Wissenschaftler Baule, „kleinere Institute stehen unter Druck, sich größer aufzustellen“.

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Digitalisierung

„Die Digitalisierung ist unabdingbar“, findet Dirk Häken nicht nur von Berufs wegen - er ist Projektleiter Digitalisierung bei der Sparkasse Werl. Bereits mehr als die Hälfte der Kunden nutzt Online-Banking. Häken glaubt, dass Sparkassen auch im digitalen Zeitalter mit ihrem großen Pfund Kundennähe wuchern können. „Wir müssen den Menschen das Gefühl geben, dass sie mit ihrem Smartphone genauso nah an ihrem Berater sind wie in einer Filiale.“

Die Filiale der Zukunft

Die Geschäftsstelle, so blickt Häken, in die Zukunft, werde sich zu einer reinen Beratungseinrichtung entwickeln. „Mit der heutigen Form der Filiale wird dies nicht mehr viel zu tun haben.“