Hagen. . Straßen-NRW-Chefin Elfriede Sauerwein-Braksiek spricht im Interview über die “besonderen Herausforderungen“ bei den Baumaßnahmen in Südwestfalen.
- Auch 2016 Autobahnbaustellen in Südwestfalen
- Brückensanierung als Herkulesaufgabe
- Staus nicht zu vermeiden
Auch 2016 wird ein Jahr der Baustellen und Brückeninstandsetzungen an den südwestfälischen Autobahnen. Zu dieser Prognose ist kein Wahrsager-Blick in eine Glaskugel nötig. Elfriede Sauerwein-Braksiek, Leiterin des Landesbetriebs Straßen NRW, weiß um die vielfältigen Herausforderungen im heimischen Fernstraßennetz. Die 56 Jahre alte Bauingenieurin aus Recklinghausen steht seit dem vergangenen August der größten Landesbehörde in Nordrhein-Westfalen vor.
Wie würden Sie das südwestfälische Fernstraßennetz charakterisieren?
Elfriede Sauerwein-Braksiek: Südwestfalen hat - so wie übrigens jede Region in Nordrhein-Westfalen - einen eigenen Charakter. Hier gibt es nicht, wie beispielsweise im Ruhrgebiet, alle zwei Kilometer eine Autobahnanschlussstelle. Das so genannte nachgeordnete Netz spielt eine wichtige Rolle. Wenn es hier zu Sperrungen kommt, müssen die Auto- oder Busfahrer oft lange Umwege in Kauf nehmen. Ein sensibles Thema und eine besondere Herausforderung für unser Baustellenmanagement.
Aber auch Schwertransporte zählen zu den besonderen Herausforderungen in der Region. Sehen Sie das auch so?
Sauerwein-Braksiek: Das Thema brennt uns in Südwestfalen in der Tat auf den Nägeln. Der Güter- und Schwerverkehr muss von der produzierenden Wirtschaft aus die Häfen des Ruhrgebietes erreichen. Die A 45 ist dabei eine ganz wichtige Magistrale. Wenn auf der Sauerlandlinie gebaut wird, müssen die Bundes- und Landesstraßen den Schwertransport aufnehmen. Um technisch geeignete und praxistaugliche Strecken zu finden, arbeiten wir in diesen Fragen im engen Schulterschluss mit den Logistikern und Unternehmen zusammen, die auf Schwertransporte angewiesen sind.
"Stahl-Hochzeit" an der Lennetalbrücke
Wie beurteilen Sie den Zustand des Fernstraßennetzes in Südwestfalen?
Sauerwein-Braksiek: Der Zustand ist sehr unterschiedlich. In den kommenden Jahren investieren wir vor allem in die Brückenertüchtigung, beispielsweise im Verlauf der A 45. In den kommenden 20 Jahren werden wir alle 38 Großbrücken der Sauerlandlinie verstärken, zum Teil neu bauen und die Autobahn ausbauen. Daneben wollen wir auch Engpässe beseitigen, die immer wieder für Staus sorgen, zum Beispiel im Autobahnkreuz Dortmund/Unna, und wir wollen Lückenschlüsse realisieren (zum Beispiel die A 445 Werl-Hamm). Aber auch in das teils sanierungsbedürftige Bundes- und Landesstraßennetz müssen wir investieren.
Straßen NRW hat zahlreiche Baumaßnahmen geplant. In welchem Umfang müssen die Verkehrsteilnehmer in diesem Jahr mit Staus rechnen?
Sauerwein-Braksiek: Staus aufgrund von Autobahn-Baustellen sind natürlich immer möglich, weil wir ja unter dem „rollenden Rad“ arbeiten. Der Verkehr muss also weiterfließen. Und jede Fahrbahnverengung stellt einen Störfaktor dar. Dennoch: Wir halten immer möglichst viele Verkehrsstreifen für die Autofahrer offen, verstärken dafür beispielsweise extra die Standstreifen, um sie als Fahrbahn nutzen zu können.
Sie sprachen die Herkulesaufgabe der Brückensanierung auf der A 45 an. Wie sieht es an den anderen heimischen Autobahnen aus?
Sauerwein-Braksiek: In den kommenden Jahren sind auch mehrere Brücken auf der A 1 und der A 44 zu erneuern. Hier - wie auch in Bezug auf die A 45 - gilt: Durch einen konzentrierten Personaleinsatz und die Beauftragung leistungsfähiger Ingenieurbüros wollen wir die Planverfahren beschleunigen.