Werl/Leverkusen. . Er hat den Vogel abgeschossen. Nicht nur als neuer Schützenkönig der Schützenbruderschaft St. Georg in Werl-Sönnern. Bundesweit sorgte Mithat Gedik im Juli vergangenen Jahres für Schlagzeilen und Gesprächsstoff.

Warum? Weil er Muslim ist und dies nach Ansicht des katholischen Bundes historischer deutscher Schützenbruderschaften (BHDS) als Dachverband nicht sein darf. So besagt Paragraf 2 ihrer Satzung, „dass die Bruderschaft eine Vereinigung von christlichen Menschen“ sei.

Hitzige Diskussionen

Nach viel öffentlicher Kritik akzeptierte der BHDS die Königswürde in seiner Bruderschaft, untersagte aber dem türkischstämmigen Familienvater, der in Deutschland geboren ist, am Bezirkskönigsschießen teilzunehmen. Seither brodelt unter den Schützen die Diskussion darüber, wie weit sich die Schützenbruderschaften gegenüber nichtchristlichen Mitgliedern öffnen soll.

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Auf Anregung des Bezirksverbandes Werl-Ense haben sich die Schützen jüngst auf der Bundesvertreterversammlung in Leverkusen mit diesem Thema beschäftigt. Und so spricht sich der neu gewählte Bundesschützenmeister Emil Vogt für eine breite Wertedebatte in den 1300 Schützenbruderschaften mit ihren 300 000 Mitgliedern aus. Zu klären sei, so der 59-Jährige, „ob und wie“ der christlich geprägte BHDS die Mitglieder anderer Glaubenszugehörigkeit integrieren könne.

Christliche Ausrichtung

Die Diskussion um Identität und Toleranz sieht er mit Schützen-Hochmeister Emanuel Prinz zu Salm-Salm als ergebnisoffenen Prozess. Ihnen sei wichtig, „dass die Bruderschaften zu ihrer christlichen Ausrichtung stehen und der Status des katholischen Verbandes erhalten bleibt“. Die Schützen hoffen auf Stellungnahmen kirchlicher Stellen.

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Die Deutsche Unesco-Kommission hat den Antrag auf Anerkennung des Schützenwesens als immaterielles Kulturerbe angesichts der Vorgänge um den muslimischen Schützenkönig aus Werl-Sönnern vorerst zurückgestellt.

Mithat Gedik ist verheiratet, hat vier Kinder, die katholisch getauft sind, und ist im Schützenverein und in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Ihn überraschte damals die öffentliche Diskussion um seine Königswürde: „Ich dachte, wir leben im 21. Jahrhundert.“