Werl/Hagen. . Der Traum der Schützen vom Weltkulturerbe ist vorerst geplatzt. Die Unesco-Kommission rügt die Haltung des Verbandes im Fall des muslimischen Schützenkönigs in Werl.

Der Fall des muslimischen Schützenkönigs von Werl-Sönnern, dem im vergangenen Jahr als ­Nicht-Christ die Teilnahme am ­Bezirksschützenfest verweigert wurde, wird bei der Bewerbung der Schützen um die Aufnahme in das immaterielle Unesco-Kulturerbe zum Bumerang. Der Antrag ist ins Stocken geraten. Das belegt ein Schreiben der Deutschen Unesco-Kommission, das unserer Redaktion vorliegt.

Er hatte im vergangenen Sommer „nur“ den Schützenvogel abgeschossen. Nichts Besonderes in einem südwestfälischen Dorf - wäre da nicht Mithat Gediks Glaube gewesen. Der Schützenkönig von Werl-Sönnern ist Moslem. Eigentlich dürfen nur Christen Mitglied in einem Schützenverein sein. Nach tagelangem Streit ­gewährte der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) damals eine „Ausnahme“: Der Regent, der ­bundesweite Bekanntheit erlangte, durfte sein Amt behalten, ­allerdings nicht auf Bezirksebene aktiv werden. Eine Entscheidung, die die Deutsche Unesco-Kommission offenbar nicht nachvollziehen kann.

Schützen ärgern sich über „fast schon rassistischen Stil des Schreibens“

Ohne ihn namentlich zu er­wähnen, nimmt das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe in einem Schreiben an die Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen (EGHS) den Fall des Königs von Sönnern auf. In Bezug auf Schützenkönige, die „nicht ,biodeutschen’ Maßstäben entsprechen“, habe es „schroffe und ausgrenzende Reaktionen“ gegeben, finden die Unterzeichner (der Vorsitzende der Kommission und der Generalsekretär der Kultusministerkonferenz). Weil dieses Verhalten nicht einer „zugänglichen und offenen Traditionspflege“ gemäß sei, habe man die Bewerbung zunächst zurückgestellt. Zudem verstehe die Kommission nicht, warum eine religiöse Öffnung den christlichen Gründungszweck von Schützenvereinen gefährden könnte.

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„Natürlich nehmen die Bezug auf Werl-Sönnern“, sagt BHDS-Sprecher Rolf F. Nieborg. „Aber die haben nicht verstanden, dass wir seit mehr als 800 Jahren christliche Werte vertreten. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern.“ Über Tonfall und „fast schon rassistischen Stil des Schreibens“ habe man sich geärgert und dies in einem Antwortbrief kundgetan. „Die Toleranz, die sie von uns ­fordern, erwarten wir auch von ­ihnen.“

Jedenfalls hätte sich die ­Deutsche Unesco-Kommission für die Wortwahl entschuldigt und die in dem ersten Schreiben unterbreitete Aufforderung, die Bewerbung zu überarbeiten, zurückgenommen. Sagt BHDS-Sprecher ­Nieborg. Und weiter: „Wir warten jetzt ab, zu welchem abschließenden Ergebnis die Kommission kommt.“

„Wir werden schon in das Ver­zeichnis des Immateriellen Kulturerbes kommen“, zeigt sich Karl ­Jansen, Oberst des Sauerländer Schützenbundes (SSB), zuversichtlich. Der SSB ist in dem von dem europäischen Schützendachverband EGHS federführend organisierten Bewerbungsverfahren direkt eingebunden. „Ich glaube nicht“, so Jansen, „dass die Diskussion um den Schützenkönig von Sönnern am Ende der ausschlaggebende Punkt sein wird.“