Essen. „Ich bin so enttäuscht“ und „Bin am Boden zerstört“: Das sagen Schüler übers Erdkunde-Abi in NRW. Sie starten eine Petition für bessere Noten.
Hannah fühlte sich gut vorbereitet. Sie hatte viel gelernt und in Erdkunde eigentlich immer gute Noten. „Ich war so aufgeregt und wurde so enttäuscht“, sagt die 18-Jährige nun über die Abi-Prüfung im Erdkunde-Leistungskurs.
Hannah, die anonym bleiben möchte, ist nicht die einzige in NRW, die sich über die Aufgaben beschwert. Direkt nach der Klausur startete ein Schüler aus Frechen am Dienstag, 16. April, eine Petition. Er kritisiert die Themenauswahl als unfair und fordert, dass der Notendurchschnitt um mindestens einen Punkt angehoben wird. Fast 3000 Menschen haben seine Petition bisher unterzeichnet.
Schüler in NRW kritisieren Themen des Erdkunde-Abis
Eine von ihnen ist Hannah. Wie viele andere Abiturientinnen und Abiturienten stört sie vor allem die Themenauswahl. Erneuerbare Energien in Namibia, ein Stadtprojekt in London oder die EU-Raumstrukturen am Beispiel von Bulgarien: Zwischen diesen drei Aufgaben konnte die Schülerinnen und Schüler sich entscheiden. „Das sind alles Nischenthemen. Im Unterricht sind wir nie tiefgründig darauf eingegangen. Deshalb hätten sie keine Abi-Aufgaben sein dürfen“, kritisiert Hannah.
Sie hat vor allem mit den Abi-Klausuren der vergangenen Jahre gelerntund daher mit ganz anderen Inhalten gerechnet, erzählt sie: „In den Vorjahren kamen immer Landwirtschaft und Tourismus dran. Da hätte ich viel zu schreiben können.“
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So sei es ihr schwergefallen, überhaupt eine Aufgabe zu wählen. Wie alle anderen im Kurs entschied sie sich dazu, sich mit erneuerbaren Energien in Namibia auseinanderzusetzen. „Es war total schwierig, weil wir vorher im Unterricht so wenig zu dem Thema gemacht hatten. Wir mussten uns in der Klausur auch erstmal ins Thema Wasserstoff einlesen. Dadurch war die Zeit auch viel zu knapp“, sagt Hannah.
Diese Erfahrung teilen viele Schülerinnen und Schüler. „Die Themen waren teilweise im Aufgabenbereich der Chemie (Elektrolyse) und der Sozialwissenschaft (EU). Ich fühle mich seit der Abiturprüfungen regelrecht betrogen, da diese Prüfungen sich zum einen auf meine Zukunft auswirken, zum anderen keine Wiederholung der gelernten Themenfelder darstellten. Ich fühle mich da, mit Blick auf die Themen letztes Jahr, benachteiligt“, erzählte ein Schüler unserer Redaktion.
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„Ich habe mich knapp einen Monat auf diese Prüfung vorbereitet und konnte keines der vorgeschlagenen Themen wirklich mit meinem Wissen verknüpfen. Ich finde das wirklich unfair“, kommentiert eine Abiturientin aus Langenfeld die Online-Petition.
Eine Mutter aus Niederkassel schreibt dazu: „Meine Tochter hat diese Erdkundeklausur schreiben müssen und war danach am Boden zerstört wegen der Themenauswahl, die sie als sehr unfair empfand. Wochenlanges Lernen für die Katz.“
Kritik am Erdkunde-Abi: „Wer auf Lücke lernt, geht dieses Risiko ein“
Doch es gibt auch Gegenstimmen. Ein Schüler, der selbst die Klausur geschrieben hat, kann die Kritik nicht wirklich nachvollziehen. „Ja, die Klausur war komisch gestellt. Die Themenauswahl war auch fragwürdig. Aber wer auf Lücke lernt, geht dieses Risiko ein. Drankommen kann alles. Da sind die letzten Jahre eigentlich keine Orientierung“, sagte er unserer Redaktion.
Ein Vater kritisiert: „Lernen, lernen und nochmals lernen! Es kann doch nicht sein, dass jedes Mal eine Petition herhalten mussund so Leistungsklausuren gekippt werden.“
Schulministerium weist Kritik an Erdkunde-Abi in NRW zurück
Das Schulministerium unter Dorothee Feller (CDU) weist die Vorwürfe der Abiturienten ebenfalls zurück. „Alle Abituraufgaben im Fach Erdkunde im Leistungskurs entsprechen im Schwierigkeitsgrad den Klausuren der vergangenen Jahre“, heißt es dazu. Es sei außerdem „selbstverständlich“, dass sich Themen und Aufgabenstellungen von Jahr zu Jahr unterscheiden können.
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Das Ministerium betont, dass die Aufgaben von einer Kommission aus erfahrenen Lehrkräften entwickelt und von Geografieprofessoren und Lehrkräften geprüft worden seien. „Durch dieses komplexe Verfahren ist sichergestellt, dass die Prüfungsaufgaben lehrplankonform sind, den Standards entsprechen und in der zur Verfügung stehenden Zeit auch lösbar sind“, heißt es aus dem Ministerium. Da die Aufgaben nicht fehlerhaft waren, sehe man weder Prüf- noch Handlungsbedarf.
Hannah glaubt, dass sie die Aufgaben des Erdkunde-Abis noch „ganz gut“ gelöst hat, sagt sie: „Aber ich hätte mir viel mehr erhofft.“
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