Essen. Tausende Schüler protestierten NRW-weit für ein besseres Bildungssystem. Thaddäus Hildemann (18) fordert die Politik auf: Erneuert die Schulen!
Schüler schlagen Alarm: Die Landesschülervertretung hatte am Mittwoch (13. März) zu landesweiten Protesten aufgerufen. Tausende Schülerinnen und Schüler kamen in elf Städten auf den Straßen und zudem auf zahlreichen Schulhöfen zusammen. Bei dem „Bildungsprotest“ forderten sie unter anderem mehr Lehrkräfte, weniger Leistungsdruck und renovierte Schulgebäude. NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) begrüßte die Proteste am Mittwoch mit den Worten: „Unsere Aufgabe ist es jetzt, genau hinzuhören und die Schülerinnen und Schüler in ihrem Willen ernst zu nehmen, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten.“ Thaddäus Hildemann (18), Vorstandsmitglied der „Landesschüler*innenvertretung“, fordert im Gespräch mit Laura Lindemann „dass in der Politik auf die Worte nun Taten folgen.“
Wie zufrieden sind Sie mit dem „Bildungsprotest“?
Ich bin glücklich, dass wir so viele Schülerinnen und Schüler für die Protestaktionen begeistern konnten, Tausende haben sich landesweit angeschlossen, sind laut geworden. Für viele war es die erste Demo in ihrem Leben. Große Teile der Gesellschaft, Schulleitungen und Lehrkräfte haben uns dabei den Rücken gestärkt.
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Auch Schulministerin Dorothee Feller hat das politische Engagement der Schülerinnen und Schüler begrüßt – und auf viele Maßnahmen verwiesen, die das Land bereits unternimmt, um die Probleme an den Schulen zu bekämpfen, etwa auf die Förderung von Alltagshelfern. Ein Schritt in die richtige Richtung?
Auf große Worte müssen dringend Taten folgen. Wir befinden uns schließlich in einer Bildungskatastrophe. Um da herauszukommen, brauchen wir schnell konkrete Investitionen. Ein paar Hundert Alltagshelferinnen und Alltagshelfer reichen für die etwa 5600 Schulen in NRW nicht aus. Die Maßnahmen sind weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Wir müssen im großen Maße Personal aufstocken und den Beruf attraktiver machen.
Dafür fordern Sie ein Sondervermögen von zehn Milliarden Euro.
Die Summe ist keine willkürliche Zahl, sondern eine konkrete Berechnung, um die nötigsten Probleme an NRW-Schulen zu beheben. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft fordert das etwa schon seit Jahren. Dafür müsste das Land Schulden aufnehmen, um die Mittel für die Schulen aufzubringen. Hier muss die Politik sich fragen, was ihr mehr wert ist: die Zukunft unserer Gesellschaft, die durch Bildung bedingt ist oder dass das Land zeitweise weniger Schulden hat.
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