Essen. Leon und seine Frau sind freischaffende Künstler und Eltern. Am Elterngeld-Antrag wären sie fast gescheitert. Hier erzählen sie, warum.
- Leon Schmitt und seine Frau arbeiten als freischaffende Künstler.
- Das hat sie vor viele Herausforderungen gestellt, als sie Eltern wurden.
- Wie sie damit im Alltag umgehen, hat uns der 39-Jährige aus Essen verraten.
Leon Schmitt (Name geändert) ist freischaffender Musiker und Vater. Für den 39-jährigen Essener und seine Partnerin stand von Anfang an fest: Sie arbeiten beide in Teilzeit, um sich die Betreuung ihres Sohnes zu teilen. Warum das für den freischaffenden Musiker nicht immer einfach ist, lesen Sie im Protokoll.
„Wie gut können Sie Familie und Beruf vereinbaren? Und wie familienfreundlich ist Ihr Arbeitgeber?“ Das haben wir unsere Userinnen und User für den großen WAZ-Familiencheck gefragt. Mehr als 7000 Menschen aus dem Ruhrgebiet haben an der nicht-repräsentativen Umfrage teilgenommen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewerten sie im Durchschnitt mit der Schulnote „Zwei minus“. Besser schneiden die Arbeitgeber selbst ab: Ihre Familienfreundlichkeit wird durchschnittlich mit einer glatten Zwei benotet. Auffällig ist dabei allerdings, dass die Arbeitgeber anscheinend zu selten eine spontane Kinderbetreuung (Schulnote 2,9) oder Home-Office (Schulnote 3,6) ermöglichen. Vor welchen Herausforderungen stehen Eltern im Alltag? Und wie muss sich die Arbeitswelt verändern? Weitere Texte unseres Schwerpunkts lesen Sie hier:
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„Nach der Geburt unseres Sohnes haben meine Partnerin und ich beide Elternzeit genommen. Und schon war da die erste Hürde für uns als Familie: Wir sind beide Freiberufler und es war total kompliziert, Elterngeld beim Amt zu beantragen. Wir saßen vor einem Haufen Papierkram und wurden immer wieder nach einer Arbeitgeberbescheinigung gefragt, die wir als freischaffende Künstler allerdings nicht hatten.
Essener Musiker: „Wenn man einmal einen Auftritt absagt, wird man danach oft nicht mehr angerufen“
Als wir nach der Elternzeit beide in Teilzeit wieder in den Job eingestiegen sind, stand ich vor der nächsten Herausforderung: Als Musiker hatte ich Schwierigkeiten, wieder reinzukommen. Projekte und Auftritte laufen über Kontakte, die ich in der Elternzeit nicht knüpfen konnte. Wenn man einmal einen Auftritt absagt, wird man danach oft nicht mehr angerufen. An einigen Projekten bin ich deshalb auch während der Elternzeit drangeblieben, sonst hätte ich den Anschluss verloren. Zudem fördert das Land im Kunst- und Kulturbereich häufig nur Projekte, dadurch hatte ich in der Elternzeit wenig Planbarkeit. Da wünsche ich mir bessere Förderstrukturen.
Wenn meine Partnerin und ich gleichzeitig krank werden, wird es mit der Kinderbetreuung schwierig. Wenn wir etwa beide abends einen Auftritt haben, brauchen wir dringend einen Plan B. Das klingt alles ziemlich schwierig, aber wir haben uns das von Anfang an so ausgesucht und sind mit der gleichberechtigten Aufteilung glücklich.
In der Coronazeit haben Freischaffende viel Förderung bekommen, fast wie eine Art bedingungsloses Grundeinkommen. Das war sehr hilfreich in einer Zeit, in der unklar war, ob die Kita nächste Woche geöffnet ist. Ich fände es schön, wenn Künstlerinnen und Künstler weiterhin diese Unterstützung bekommen würden. So wäre es nicht schlimm, einen Auftritt abzusagen, wenn in der Kita beispielsweise Notbetreuung ist.“
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