Essen. Wissenschaftler zeigen, wie sexuelles Wohlbefinden und Psyche miteinander verknüpft sind – und wie sie sich gegenseitig stärken können.
Sexualität spielt für viele Paare eine entscheidende Rolle in ihrer Beziehung. Sie ist oft der Ausdruck von Nähe, Intimität und Verbundenheit. Doch was passiert, wenn das Sexualleben nicht mehr so erfüllend ist? Eine neue Studie zeigt, wie Sie Ihre Intimität bereichern können.
Wissenschaftlerinnen der Universität Zürich (UZH) und Utrecht analysierten Daten, die sie über einen Zeitraum von zwölf Jahren von 11.000 Erwachsenen aus Deutschland gesammelt haben. Das Forscherteam beobachtete dabei einen spannenden Zusammenhang: „Menschen mit einem höheren Selbstwertgefühl neigen dazu, nicht nur häufiger sexuell aktiv zu sein, sondern auch eine größere Zufriedenheit mit ihren sexuellen Erlebnissen zu empfinden“, teilen die Studienautorinnen Elisa Weber und Wiebke Bleidorn mit.
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Studie: So wirkt sich die Psyche auf das sexuelle Wohlbefinden aus
Für Menschen, die sich nicht so wohl in ihrer Haut fühlen, gibt es aber auch gute Nachrichten: Nicht nur das Selbstwertgefühl beeinflusst das sexuelle Wohlbefinden – es funktioniert auch umgekehrt. In der Studie konnte belegt werden, dass das Sexualleben ebenfalls Auswirkungen auf die Psyche hat, positive als auch negative.
Erkenntnisse auf zwischenmenschlicher Ebene:
- Das Selbstwertgefühl hat einen Einfluss darauf, wie oft Menschen Sex haben: Höheres Selbstwertgefühl bedeutet in der Regel auch mehr Sex.
- Wer ein stabiles Selbstwertgefühl hat, kann seine Wünsche und Fantasien offener kommunizieren, was sich positiv auf das sexuelle Wohlbefinden auswirkt.
- Bei Menschen mit niedrigem Selbstwert ist das Intimleben weniger erfüllend.
Erkenntnisse auf persönlicher Ebene:
- Ein erfülltes Sexualleben wirkt sich positiv auf den eigenen Selbstwert aus – und zwar auf allen Ebenen, unabhängig von der Beziehung.
- Menschen, die kein zufriedenstellendes Intimleben führen, haben in der Regel ein niedrigeres Selbstwertgefühl.
- Der Zusammenhang zwischen sexuellem Wohlbefinden und Selbstwertgefühl ist bei Frauen auffälliger als bei Männern.
- Wie stark sich die sexuelle Zufriedenheit auf unser Selbstwertgefühl auswirkt, nimmt mit dem Alter zu.
Die Forschungsergebnisse verdeutlichen, dass unsere Selbstakzeptanz und das Vertrauen in unsere Fähigkeiten nicht ausschließlich davon abhängen, wie häufig wir im beruflichen oder privaten Umfeld positives Feedback erhalten. Es wurde bestätigt, dass auch die Qualität enger, intimer Beziehungen eine wesentliche Rolle für unser Selbstwertgefühl spielt. Das bedeutet, dass eine Verbesserung unseres sexuellen Erlebens auch positive Effekte auf andere Bereiche unseres Lebens haben kann.
Sexuelle Zufriedenheit: Studie enthüllt, was wirklich zählt
Ob Single oder vergeben: Der Beziehungsstatus spielt laut der Studie keine große Rolle, wenn es um die Wechselwirkung zwischen sexueller Zufriedenheit und Selbstwertgefühl geht. Das Forscherteam bestätigte, dass sich die Erkenntnisse sowohl auf Singles als auch auf Menschen in festen Beziehungen übertragen lassen.
Auch die Häufigkeit der sexuellen Aktivität erwies sich als weniger wichtig: Hier geht die Qualität vor Quantität. Wer sein Sexualleben nachhaltig verbessern möchte, ist dabei nicht zwingend auf einen Partner oder eine Partnerin angewiesen. Vielmehr kann der erste Schritt darin bestehen, den eigenen sexuellen Bedürfnissen mehr Beachtung zu schenken – und sie notfalls auch alleine zu befriedigen.