Berlin. Eric Stehfest hat seine Diagnose Schizophrenie erst kürzlich öffentlich gemacht. Welche Rolle Drogen dabei spielen, erklärt eine Ärztin.
Eric Stehfest sollte eigentlich Anfang November beim Promi-Boxkampf „Fame Fighting“ in den Ring treten – doch der ehemalige GZSZ-Star musste seinen Kampf absagen. Der Grund: Der 35-jährige Schauspieler leidet unter einer paranoiden Schizophrenie. Dazu äußerte sich Stehfest in einem Video auf seinem Instagram-Account. „Es gab mehrere Gespräche mit Psychologen, die mir alle von der Teilnahme abgeraten haben“, schreibt der Promi in einem Statement unter dem Video.
Stehfest hatte bereits im Oktober auf Instagram seine Diagnose öffentlich gemacht. In einem langen Text unter einem seiner Posts schreibt er, wie sich Erkrankte oftmals fühlen: Sie hielten jeden um sich herum für eine potenzielle Gefahr. Dabei handelt es sich um ein typisches Symptom einer paranoiden Schizophrenie, bestätigt Ragnhild Rössing, Chefärztin der My Way Psychiatrischen Klinik in Eckenhagen (NRW).
Paranoide Schizophrenie – so krass können die Symptome sein
„Die Schizophrenie im Allgemeinen ist eine psychische Erkrankung, die sich durch einen Realitätsverlust auszeichnet“, erklärt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Bei der Erkrankung zählten vor allem Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu den häufigsten Symptomen. „Patienten hören Stimme und sehen Dinge, die in der Realität nicht vorhanden sind“, so die Expertin.
Die paranoide Schizophrenie sei den meisten Menschen eher unter dem Begriff der Psychose bekannt. In Deutschland erleben laut dem Projekt psychenet ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal im Leben eine Psychose. Weltweit sind dem Projekt zufolge 52 Millionen Menschen an einer Schizophrenie erkrankt.
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Wie Schauspieler Stehfest gegenüber der Boulevardzeitung BILD offenbarte, bestehe er aus drei Erics und alle lebten in unterschiedlichen Realitäten. „Einer dieser Erics hat zum Beispiel permanent Panik davor, dass etwas Schlimmes passiert. Denkt, dass überall nur Böses lauert“, erzählt der 35-Jährige. Ein anderer Eric erinnere sich nicht an schöne Momente. „Er glaubt zum Beispiel, seine Ehefrau will ihn nur bloßstellen.“ Eric Stehfest ist seit 2015 mit Edith Stehfest verheiratet, die beiden haben zwei Kinder.
Ärztin über Schizophrenie: „Die Welt wirkt häufig sehr bunt“
Rössing betont, dass Psychosen vor allem für die Angehörigen der Erkrankten belastend seien. Das liegt auch daran, weil manche Patienten in ihren Wahnvorstellungen selbst Angehörige für jemand Gefährlichen hielten. „Erkrankte selbst haben oft keinen großen Leidensdruck. Die Welt wirkt auf sie häufig sehr bunt.“ Das erkenne die Psychiaterin beispielsweise an schillernden und fröhlichen Zeichnungen, die Patienten anfertigen. „Diese halluzinierte Welt wird den Erkrankten in gewisser Weise genommen, wenn sie behandelt werden.“
Wie können die Wahnvorstellungen aussehen? Rössing berichtet von Patienten, die davon überzeugt seien, sie wären Astronauten und hätten die Mission, den Mars zu retten. „Dann planen sie die Expedition den ganzen Tag und freuen sich auf die Nacht, in der die Mission ansteht“, erzählt sie. Es gäbe aber auch den umgekehrten Fall: Wenn Patienten in ihrer eigenen Vorstellung bedroht und bedrängt werden. Eine Patientin erzählte der Ärztin einmal, dass in ihrem Kopf die ganze Nacht lang ein Musikstück in Dauerschleife gelaufen wäre und sie deswegen nicht schlafen konnte.
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Eine paranoide Schizophrenie kann also sehr unterschiedlich verlaufen und ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Psychosen können sehr plötzlich entstehen oder sich nach und nach entwickeln. Üblicherweise träten erste Symptome bereits im jugendlichen oder jungen Erwachsenenalter, zwischen Pubertät und Mitte 30, auf, sagt Rössing. So auch bei Stehfest. Er erklärte der BILD: „Ich habe das schon seit meiner Jugend, aber erst jetzt habe ich mich dazu entschlossen, mir helfen zu lassen.“
Psychosen behandeln: Je früher desto besser
Stehfest geht offen mit seiner Drogenvergangenheit um. Experten forschen schon länger daran, ob Drogen, wie Cannabis, Psychosen auslösen können. „Langjähriger Drogenkonsum kann das Risiko für Schizophrenien erhöhen“, sagt auch Rössing. Gerade der Konsum im frühen Jugendalter sei gefährlich. Darüber hinaus werde als Ursache für die Schizophrenie auch eine erbliche Vorbelastung vermutet. Darum frage die Ärztin Patienten immer danach, ob es bereits Fälle von paranoider Schizophrenie in der Familie gab. Durch belastende Ereignisse, wie ein Schicksalsschlag, könne die Erkrankung ausbrechen.
Allgemein gilt: Je früher die Schizophrenie behandelt wird, desto besser. „Eine paranoide Schizophrenie lässt sich mit Psychopharmaka und einer Psychotherapie gut behandeln“, betont Rössing. Nach einer erfolgreichen Behandlung könnten Patienten komplett symptomfrei sein. Allerdings gäbe es dabei eine große Herausforderung: „Viele Patienten haben Angst, Medikamente einzunehmen, da sie in allem und jedem etwas Böses sehen.“
Auch bei Stehfest war das ein Problem. Der Schauspieler gesteht gegenüber BILD, dass er, wenn es nach seiner Frau gegangen wäre, schon viel früher in eine Klinik gegangen wäre. „Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass sie mir helfen will“, sagte er. Mittlerweile befindet sich der GZSZ-Darsteller in Behandlung.