Berlin. Nach Flat White und Cold Brew ist Matcha-Tee das neue Trendgetränk. Ist er wirklich so gesund? Ernährungsmediziner Matthias Riedl weiß Rat.

War er vor zehn Jahren noch ein Nischenprodukt, ist Matcha heute ein Trendgetränk unter Influencern, Promis und Fitnessbegeisterten. Mit seiner leuchtend grünen Farbe, seinem unverwechselbaren Geschmack und zahlreichen prominenten Fans, wie der Sängerin Shirin David oder den Influencerinnen Kylie Jenner und Bella Hadid, hat das Grüntee-Pulver einen regelrechten Hype ausgelöst.

Doch bei Matcha geht es nicht nur um den Genuss. Das Pulver soll auch beim Abnehmen helfen, den Cholesterinspiegel senken und sogar Krebs und Alzheimer vorbeugen. Doch ist das Getränk wirklich so gesund? Ernährungsmediziner Dr. Matthias Riedl erklärt, warum er persönlich keinen Strawberry Matcha Latte trinken würde und warum der Matcha-Genuss für manche Menschen sogar gefährlich werden kann.

Was ist Matcha?

Auch wenn die Wurzeln von Matcha-Tee ursprünglich in China liegen, handelt es sich bei dem Wort „Matcha“ um einen japanischen Begriff (übersetzt: „gemahlener Tee“). Nach der Ernte werden die Blätter des grünen Tees in einem speziellen Verfahren gedämpft, getrocknet und zu einem feinen, grünen Pulver vermahlen. Dieses wird mit ca. 60-80 Grad heißem Wasser aufgegossen und mit einem speziellen Bambus-Besen schaumig gerührt.

„Im Gegensatz zu klassischem grünen Tee wird beim Matcha also das gesamte Blatt verwendet. Er enthält deswegen auch eine höhere Konzentration wertvoller Inhaltsstoffe“, erklärt Matthias Riedl. Bei der Zubereitung mit „normalen“ überbrühten Teeblättern gelangen in der Regel nur zehn bis zwanzig Prozent der Inhaltsstoffe ins Wasser.

„Grüner Tee ist eines der gesündesten Getränke“

Grüner Tee an sich ist reich an sekundären Pflanzenstoffen, die eine gesundheitsfördernde Wirkung besitzen. Einer davon: die sogenannten Catechine. Sie machen etwa 30 bis 40 Prozent der trockenen Blattmasse von Grüntee aus. Bei Catechinen handelt es sich um Antioxidantien, die Studien zufolge die Herzgesundheit fördern und bei Übergewicht und auch Diabetes unterstützend wirken können.

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Zudem ist Grüntee eine wertvolle Quelle für Polyphenole, die Entzündungen im Körper lindern und dabei helfen können, Krebszellen zu bekämpfen. „Freie Radikale werden durch Polyphenole neutralisiert, was langfristig sogar den Alterungsprozess positiv beeinflussen könnte“, so Riedl. „Seine Inhaltsstoffe machen grünen Tee zu einem der gesündesten Getränke überhaupt.“

Trotz der beschriebenen Effekte sei er aber kein Allheilmittel gegen schwere Krankheiten. „Es lohnt sich aber, den morgendlichen Kaffee auch mal gegen grünen Tee zu tauschen, weil sich der regelmäßige Konsum langfristig positiv auf die Gesundheit auswirken kann.“

Koffein: Warum es in Matcha anders wirkt als in Kaffee

Besonders für Menschen, die empfindlich auf Koffein reagieren, ist grüner Tee eine gute Alternative. Matcha enthält ebenfalls Koffein, es wirkt jedoch anders als Kaffee. Durch die Bindung an Polyphenole wird es im Darm langsamer freigesetzt, was zu einer langanhaltenden, weniger nervös machenden Wirkung führt.

Dr. Matthias Riedl ist Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg. 
Dr. Matthias Riedl ist Internist, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg.  © FUNKE Foto Services

Auch die enthaltene Aminosäure L-Theanin hat eine beruhigende Wirkung. So wirkt das Koffein zwar konzentrationsfördernd und stimmungsaufhellend, es kommt aber zu keiner nervösen Unruhe, die man von Kaffee kennt.

Vorsicht bei Matcha in Trendprodukten

Aber welche Wirkung kann man von Matchapulver erwarten, wenn es Backwaren, Cerealien oder Trend-Getränken, wie einem Strawberry Matcha Latte beigemischt ist? Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist dann kaum noch zu erkennen, wie viel Matcha tatsächlich in den einzelnen Produkten enthalten ist. Zudem ist der Begriff „Matcha“ rechtlich nicht geschützt. Das heißt, es gibt keine festgelegten Kriterien, die Matchapulver hinsichtlich Zubereitung und Inhaltsstoffen erfüllen muss. Wo „Matcha“ draufsteht, ist also häufig gar kein „echtes“ Matchapulver enthalten.

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„Die Bezeichnung ‚Matcha‘ wird oft als Verkaufsförderer eingesetzt“, sagt Riedl. Er empfiehlt deshalb einen Blick auf die Zutatenliste: „Je verarbeiteter und je mehr Zusatzstoffe und Zucker enthalten sind, desto ungesünder ist das Produkt. Ein Strawberry Matcha Latte mit wenig Matcha, süßem Erdbeerpüree und aromatisierter Vanille-Pflanzenmilch ist kein gesundes Getränk.“ Um am meisten von den wertvollen Inhaltsstoffen von Grüntee und Matcha zu profitieren, rät Riedl, die Getränke deshalb pur zu genießen.

Wechselwirkungen und Risiken von Matcha

Zudem sei Grüner Tee und Matcha auch nicht für alle Menschen gleichermaßen geeignet: „Wenn Sie Diazepam, Herzmedikamente, Psychopharmaka, Antibiotika oder Betablocker einnehmen, sollten Sie den Konsum von grünem Tee unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen“, sagt Riedl.

Je nach Sorte enthält dieser unterschiedlichen Mengen an Oxalsäure, die nicht immer gut mit Medikamenten harmoniert. Während der Schwangerschaft gilt der Genuss in Maßen, so wie bei Kaffee, als unbedenklich. „Matcha enthält viele Antioxidantien, wirkt antimikrobiell und fördert die Verdauung. Ein Zuviel ist aber weder für die Mutter noch für das Kind vorteilhaft. Meine Empfehlung: Mit zwei Tassen Matcha pro Tag beziehungsweise maximal drei bis vier Tassen grünem Tee ist man auf der sicheren Seite.“

Bio-Qualität keine Garantie für Schadstofffreiheit

Sowohl für Matcha als auch für Grüntee gilt: Am besten immer Bio-Qualität kaufen. „Leider gibt es auch dann keine hundertprozentige Garantie, dass der Tee völlig frei von Schadstoffen ist“, sagt der Experte. Da für Matcha das ganze Teeblatt verwendet wird, nimmt man auch alle darin enthaltenen Stoffe auf – auch mögliche Schadstoffe, die sich auf den Blättern befinden können. Auch Pestizide, Aluminium oder Fluoride aus dem Boden können in den Körper gelangen. Eine Menge von zwei Tassen Matcha pro Tag gilt jedoch im Allgemeinen als unbedenklich.