San Francisco. Archäologen haben eine 4.000 Jahre alte Stadt ausgegraben. Ihre Befestigung überrascht und eine relevante Frage gibt ihnen Rätsel auf.
In Saudi-Arabien haben Archäologen eine Stadt aus der Bronzezeit entdeckt. Sie wird zur Oase Khaybar gezählt, heißt al-Natah und liegt im Nordwesten des Landes: in der Region zwischen Mekka und Aqaba.
Sie hatte nur 500 Einwohner und war recht klein. Auffällig ist, dass sie außergewöhnlich gut befestigt war. Sie war umgeben von einer 14,5 Kilometer langen Mauer, wie der Forscher am Mittwoch in der Zeitschrift „PLOS ONE“ berichteten. Sie sollte vor Überfällen von Nomaden schützen.
„Zum ersten Mal in Nordwestarabien können die Merkmale einer Siedlung aus dem dritten/zweiten Jahrtausend vor Christus auf einem großen Gebiet untersucht werden“, schreiben die Forscher. Die Siedlung war 2,6 Hektar groß und wurde um 2400–2000 vor Christus erbaut. Sie dürfte also gut 4.000 Jahre alt sein.
Archäologen haben keine Schriftzeichen entdeckt
Die Wissenschaftler vermuten, dass sie 1500, möglicherweise auch erst 1300 Jahre vor Christus verlassen wurde. Der Grund dafür ist noch ein Rätsel und wird weiter untersucht. „Das ist eine relevante Frage, die ich im Moment nicht wirklich beantworten kann“, räumte der leitende Studienautor Guillaume Charloux ein.
Zur Stätte gehört ein Zentrum mit zwei Gebäuden, womöglich Verwaltungsbereiche. Daran schließt ein Wohnviertel an, das vom Schutzwall umgeben war. Dem Viertel ordnen die Wissenschaftler etwa 50 Behausungen zu, wahrscheinlich Lehmbauten. Sie waren durch kleine Straßen miteinander verbunden.
Besseres Verständnis der Bronzezeit
Schriftzeichen wurden nicht entdeckt, wohl aber Töpferwaren und Schleifsteine. Gefunden wurden außerdem große, hohe runde Gräber, sogenannte Stufenturmgräber.
Die Forscher vermuten, dass die Menschen Getreide anbauten. Das schließen sie aus vergleichbaren Funden. Tatsächlich konnten sie in al-Natah allerdings kaum Spuren von Getreide ausgraben.
Es gibt in der Region weitere bedeutende Projekte, so etwa in der Stadt Tayma und in Qurayyah. Die Erkenntnisse aus diesen Ausgrabungen werden durch den neuen Fund fortgeführt und erweitert.
Späte Urbanisierung
Mit den großen Städten der Bronzezeit in Mesopotamien und Ägypten verglichen, waren die Siedlungen in Saudi-Arabien eher klein. Hier setzte die Urbanisierung später ein, erst in der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends vor Christus, als einige Gruppen sesshaft wurden und begannen, Landwirtschaft zu betreiben – wie zuvor die Ägypter.
„Die Siedlungen in Nordarabien befanden sich im dritten und zweiten Jahrtausend vor Christus in einer Übergangsphase der Urbanisierung“, analysieren die Forscher. Die Funde helfen, die Bronzezeit und die Ursprünge des Städtebaus in diesem Teil Saudi-Arabiens besser zu verstehen.
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