San Francisco. Die Erfindung des Rads gibt Archäologen Rätsel auf. Ein Forscherteam vermutet den Ur-Impuls beim Bergbau und nennt sogar eine Region.

In der Menschheitsgeschichte gab es revolutionäre Erfindungen: das Rad, der Buchdruck, die Dampfmaschine, das Handy. Im Volksmund heißt es, das Rad müsse nicht jeden Tag neu erfunden werden. In Wahrheit wissen wir nicht mal, woher es kommt.

Die Erfindung gibt bis heute Rätsel auf. Es bestehe kein wissenschaftlicher Konsens darüber, „wie, wo, wie und von wem die Technologie ursprünglich erfunden wurde“, heißt es in einer heute in der Zeitschrift „Royal Society Open Science“ veröffentlichten Studie.

Die Erfindung wurde so rasend schnell angenommen, dass die Archäologen viele Belege an verschiedensten Orten gefunden haben, in gemaltem Szenen, aber auch in frühen schriftlichen Hinweisen. Vom Rad wissen sie immerhin, dass es etwa vor 6000 Jahren erfunden wurde.

Archäologie: Was bei der Erfindung des Rads für die Karpaten spricht

Die aktuelle wissenschaftliche Rekonstruktion legt eine Spur, die nach Europa führt. Es wurde demnach im Bergbau in den Karpaten zwischen 4000 und 3500 vor Christus erfunden.

Für diese Annahme steht der Historiker Richard Bulliet, Professor der Columbia University. Zusammen mit anderen Forschern, darunter Ingenieuren, hat er den Computer mit dem Wissen über antike Radsysteme und die Erfindung rekonstruiert.

Sie schreiben, „in dieser Studie verwenden wir modernste Techniken aus der rechnergestützten Strukturmechanik“. Die Analyse liefere neue Belege für die Theorie, dass das Rad wahrscheinlich von neolithischen Bergleuten erfunden wurde, „die bereits 3900 vor Christus Kupfererz aus den Karpaten abbauten.“

Andere Archäologie-Studie legen andere Spuren

Sie gehen davon aus, dass das begehrte Kupfererz immer schwerer zu finden war, sodass Bergleute tief in die Minen vordringen und Behälter mit Erz herausschleppen mussten. Wagenmodelle aus der späten Kupferzeit, die in der Karpatenregion gefunden wurden, seien rechteckig mit trapezförmigen Seitenwänden, ähnlich wie heutige Bergbauwagen.

Um die Lasten bewegen zu können, verwendeten die Menschen vermutlich Rollen entlang eines Weges und bewegten die hinteren Rollen je nach Bedarf nach vorne. Eine Innovation war, dass ein Radsatz an einer Achse befestigt wurde, wodurch ein Karren mehr Bodenfreiheit bekam.

Nach der Computeranalyse erscheint die Entwicklung von Rad und Achse aus einfachen Rollen plausibel: ein energieeffizientes Design, das sich in den Karpatenminen aufdrängte.

Ob damit jetzt Konsens herrscht? Andere Archäologen gehen davon aus, dass das Rad erstmals um in Mesopotanien auftauchte und sich von dort nach Europa ausbreitete. Eine andere Theorie besagt, dass es in der nördlichen Türkei entwickelt wurde. Das letzte Wort ist wohl kaum gesprochen.