Berlin. Endometriose betrifft Millionen Frauen in Deutschland. Bestimmte Lebensmittel können die Schmerzen lindern, andere die Symptome verstärken.
Extreme Regelschmerzen und Krämpfe bis hin zur Ohnmacht: Rund zwei Millionen Mädchen und Frauen in Deutschland leiden an der chronischen Entzündungskrankheit Endometriose. Eine Therapie für Betroffene gibt es bislang noch nicht. Doch ihre schmerzhaften Symptome lassen sich durch eine Umstellung der Ernährung lindern. Ernährungsmediziner Matthias Riedl erklärt, worauf Betroffene achten sollten und welche Lebensmittel die Beschwerden verstärken.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen bei Mädchen und Frauen. Typisch für diese chronisch-entzündliche Erkrankung ist das Wachstum von gebärmutterschleimhautähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter, meist im Bauchraum. Diese Gewebewucherungen (auch „Herde“ genannt) treten häufig am Bauchfell auf, können aber auch in die Wände benachbarter Organe wie Blase oder Darm einwachsen. Die Wucherungen sind hormonell bedingt und unterliegen dem monatlichen Zyklus.
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Da das Blut aus den Herden nicht abfließen kann, kommt es zu Verklebungen und Verwachsungen, die starke Schmerzen verursachen. Nach jeder Monatsblutung bilden sich Narben, die beim nächsten Zyklus wieder aufbrechen können. Das Immunsystem reagiert wiederum auf das wuchernde Gewebe, was zu Entzündungen führt. Häufig treten auch Begleiterkrankungen, insbesondere Darmerkrankungen, zusammen mit Endometriose auf.
Darmfreundlich und entzündungshemmend: Ernährungsstrategien bei Endometriose
Die genauen Ursachen der Endometriose sind noch nicht erforscht. Auch eine spezifische Therapie für Betroffene gibt es noch nicht. „Was wir aber wissen, ist, dass bestimmte ernährungstherapeutische Maßnahmen dazu beitragen können, die Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen“, erklärt Dr. Matthias Riedl, Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg. Als besonders wirksam habe sich eine antientzündliche, darmfreundliche Ernährung erwiesen.
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„Entzündungshemmend heißt: wenig Zucker und raffinierte Kohlenhydrate, wenig gesättigte Fette, rotes Fleisch und Alkohol“, so Riedl. Stattdessen sollten darmfreundliche Vollkornprodukte, Gemüse und leicht verdauliches Eiweiß wie Tofu oder Hühnerfleisch auf dem Speiseplan stehen. Auch leicht verdauliche Hülsenfrüchte wie Augenbohnen, junge Erbsen, geschälte Linsen und entzündungshemmende Gewürze wie Kurkuma, Kreuzkümmel, Zimt oder Ingwer können helfen, Entzündungen im Körper zu reduzieren und das Wohlbefinden langfristig zu verbessern.
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Einfluss von Unverträglichkeiten und Stoffwechselstörungen
Da Endometriose nur selten isoliert auftritt und häufig mit Darmbeschwerden einhergeht, sollten Betroffene auch immer mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Stoffwechselstörungen diagnostisch abklären lassen. „Eine Histamin-Intoleranz kann beispielsweise die schmerzhaften Symptome von Endometriose verstärken“, so Riedl. „Ob Personen auf Histamine sensitiv reagieren, lässt sich durch eine Auslassdiät ermitteln. Viele Betroffene bemerken eine Verbesserung der Symptome, wenn sie histaminhaltige Lebensmittel (reifer Käse, Wurst, Tomaten, Avocado, Sauerkraut, Weizenprodukte, Backwaren mit Hefeteig, Thunfisch oder Meeresfrüchte) eine Woche vor und während der Menstruation meiden.“
Auch Gemüse wie Knoblauch, Zwiebeln, Kohl und einige Hülsenfrüchte sind mit Vorsicht zu genießen, da ihre blähende Wirkung Endometriose-Schmerzen verstärken kann. „Eine darmschonende Ernährung bedeutet unter anderem abends auf rohes Gemüse zu verzichten, Alkohol und Kaffee nur in Maßen zu genießen und Wasser besser ohne Kohlensäure zu trinken“, so Riedl.
Omega-3 und Vitamin E: Natürliche Helfer gegen Endometriose-Schmerzen
Mädchen und Frauen mit Endometriose sollten außerdem auf eine Ernährung achten, die reich an Omega-3-Fettsäuren und Vitamin E ist. „Studien weisen darauf hin, dass sich die Einnahme von Vitamin E positiv auf die chronischen Schmerzen auswirken kann“, erklärt Riedl. „Auch Omega-3-Fettsäuren können verschiedenen Studien zufolge durch ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bei Endometriose-Schmerzen helfen.“
Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, sind zum Beispiel: Lachs, Hering, Makrele, Sardellen, Leinsamen, Walnüsse, Hanf, Walnussöl, Hanföl, Leinöl oder Rapsöl. Zu den Vitamin-E-reichen Lebensmitteln gehören unter anderem grünes Blattgemüse, Süßkartoffeln, Kichererbsen und Paprika. Außerdem Nüsse, Kerne und Samen wie Weizenkeime, Sonnenblumenkerne, Leinsamen, Haselnüsse und Mandeln sowie daraus hergestellte Öle und Streichfette.
Bauchfett und Östrogen: Warum Gewichtsreduktion bei Endometriose helfen kann
Auch Übergewicht kann Endometriose-Beschwerden verstärken. „Viszerales Fett, also Bauchfett, sorgt für einen Überschuss an Östrogen im Körper, was wiederum die Beschwerden verschlimmern kann“, sagt Riedl. „Eine Gewichtsabnahme kann den Hormon-Spiegel senken und so verhindern, dass neues Endometriose-Gewebe wächst.“ Ballaststoffe wie Vollkornprodukte, Obst und Gemüse unterstützen zusätzlich die Ausscheidung von überschüssigem Östrogen.
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Für Betroffene, die sich nicht sicher sind, wie sie bei einer Ernährungsumstellung gegen Endometriose-Beschwerden vorgehen sollen, hat Riedl noch einen Tipp: „In einer Schwerpunktpraxis Ernährungsmedizin (Umkreissuche über www.bdem.de) erhalten Betroffene ein umfassendes Ernährungscoaching, das von der Kasse bezahlt wird.“ Weitere Infos zum Thema Endometriose erhalten Sie auf der Webseite der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V.
Unser Experte
Dr. Matthias Riedl ist Ernährungsmediziner, Diabetologe und ärztlicher Direktor des Medicum Hamburg. Seit 2015 ist er Teil der von ihm konzipierten NDR-Sendung „Die Ernährungs-Docs“, in der Dr. Riedl zusammen mit anderen Medizinern Ernährungsstrategien für konkrete Patientenfälle entwickelt. Zu der Sendung wurden mehrere Begleitbücher veröffentlicht. Zudem betreibt Dr. Riedl seit 2022 in Zusammenarbeit mit der Funke Mediengruppe den Podcast „So geht gesunde Ernährung“.