Berlin. Influencerinnen sind sich sicher: Ein Naturprodukt hat ihnen zu größeren Brüsten verholfen. Dafür nehmen sie sogar gewisse Risiken in Kauf.

Im Netz wird seit geraumer Zeit ein neues Superfood beworben. Nach Gojibeere, Spirulina, Quinoa und Acerola heißt der neue Superstar: Blüten- bzw. Bienenpollen, die nicht etwa für glattere Haut oder gegen Falten helfen sollen. Nein, ihre Wirkung ist noch vielversprechender: Die Pollen sollen die Brüste wachsen lassen. Doch was steckt wirklich hinter dem TikTok-Trend? Und was hat er mit größeren Brüsten zu tun?

Ernährung: Bienenpollen enthalten zahlreiche Nährstoffe

Vorweg zur Einordnung: Bienenpollen sind winzige, kugelförmige Körnchen, die von den männlichen Blütenorganen (Staubblättern) produziert werden. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Fortpflanzung von Pflanzen. Die Pollen werden durch Wind, Wetter, Insekten und anderen Tieren von Blüte zu Blüte getragen.

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Bienen sammeln die Pollen beispielsweise mühsam von Blumen ein und bringen sie zum Bienenstock. Dort dienen sie als Nahrung für Bienenlarven. Die kleinen Körnchen bestehen aus einer Mischung von Blütenpollen, Nektar, Enzymen, Honig, Wachs und Bienenspeichel. Um an das heißbegehrte Korn zu gelangen, verengen Imkerinnen und Imker den Eingang zu den Bienenstöcken und platzieren darunter Pollenfallen. Den Bienen wird dann der Pollen, der sich links und rechts an den Beinen sammelt, abgestreift und abgerissen.

Die Pollen sollen reich an Vitaminen, Mineralien, Proteinen, Aminosäuren und Antioxidantien sein und enthalten unter anderem Eisen, Magnesium, Zink und Vitamine C und B. Sie können pur mit einem Löffel eingenommen werden oder als Topping, zum Beispiel auf Müsli.

Das Wundermittel soll mehrere gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Verbesserte Verdauung
  • Entzündungshemmend
  • Unterstützung des Energiehaushaltes
  • Schutz vor Zellschäden durch freie Radikale
  • Bekämpfung von Bakterien und Pilzen

Pollen für größere Brüste? Das sagen Experten

Doch dies soll nicht der Hauptgrund für den aktuellen Hype sein. Laut Influencerinnen auf Instagram und vor allen Dingen TikTok soll die Einnahme der Pollen das Brustwachstum anregen. Unter dem Hashtag „#beepollen“ erzählen viele Frauen von ihrem Selbsttest und ihren Erfahrungen. Es kursieren unzählige Vorher-Nachher-Bilder, die das Brustwachstum von bis zu einer Körbchengröße beweisen sollen.

Doch wie kommen die Influencerinnen darauf, dass ihnen Pollen größere Brüste verschaffen? Verantwortlich gemacht wird der Stoff Phytoöstrogen. Er ähnelt dem körpereigenen Östrogen und soll die Hormonproduktion ankurbeln.

Wissenschaftlich untermauert sind die Behauptungen der Influencerinnen allerdings nicht. Die Verbraucherzentrale erklärt auf Anfrage, dass es keinerlei ernährungsphysiologischen Gründe gebe, Blütenpollen einzunehmen. Auch dem Bundesinstitut für Risikobewertung liegen keinerlei Daten vor, dass Blütenpollen Auswirkungen auf die Ausbildung sekundärer Geschlechtsorgane bei Frauen hätten. Zudem wird gerade online kaum von den potenziellen Gefahren gesprochen.

Bis zu einer Körbchengröße wollen Influencerinnen durch Blütenpollen zugenommen haben. Experten bezweifeln das. (Symbolbild)
Bis zu einer Körbchengröße wollen Influencerinnen durch Blütenpollen zugenommen haben. Experten bezweifeln das. (Symbolbild) © iStock | VladimirFLoyd

Bei Menschen mit einer Allergie gegen Wespen und Bienen kann die Einnahme von Pollen oder Bienenprodukten eine ernstzunehmende Immunreaktion auslösen, wird in Fachblättern gewarnt. Die Symptome reichen von leichten Hautausschlägen bis hin zu schweren anaphylaktischen Schocks.

Bienenpollen: Experten warnen vor krebserregenden Inhaltsstoffen

Außerdem würde, so die Verbraucherzentrale, die empfohlene Verzehrmenge gar nicht ausreichen, um einen Effekt zu erzielen. Um den Bedarf abzudecken, müsste man beispielsweise im Fall von Vitamin B6 ungefähr ein halbes Kilogramm Bienenpollen essen. Die empfohlene Verzehrmenge liegt allerdings bei zwei Teelöffeln pro Tag.

Vor einem weiteren gesundheitsschädigenden Nachteil warnt neben der Verbraucherzentrale auch das Bundesinstitut für Risikobewertung: Es geht um das krebserregende Pyrrolizidinalkaloiden (PA). Auch Bienenprodukte und Pollen sollen damit belastet sein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat festgestellt, dass PA das Erbgut von Menschen beschädigen kann und ein hohes Potenzial hat, Krebs auszulösen. Auch die Abbauprodukte der Stoffe können schädlich für die Leber sein. Allerdings liegen hier nur die Daten vor, welche im Zusammenhang mit den Blütenpollen in Honig gefunden wurden.

Fazit: Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich der Traum von der größeren Oberweite mit simpler Nahrungsergänzung nicht verwirklichen.