Berlin. Einem Schlaganfall folgt oft ein weiterer. Nun macht ein Medikament Hoffnung, das eigentlich gegen eine andere Krankheit helfen soll.

Einem Schlaganfall folgt oft der zweite. Deshalb läuft weltweit die Suche nach Behandlungen, die ein Wiederauftreten von Hirninfarkten verhindern. Ein internationales Forschungsteam hat nun ein Medikament identifiziert, das helfen könnte. Die Ergebnisse sind im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht.

Die Langzeitstudie namens „Convince“, von Medizinern aus Dublin koordiniert, hat von Dezember 2016 bis November 2022 an 3144 Schlaganfall-Patientinnen und -patienten untersucht, ob das Medikament Colchicin, seit Jahren bereits zugelassen bei Gicht und andern Gelenkerkrankungen, das Risiko für erneute Schlaganfälle senken kann. Zusätzlich zur normalen Nachbehandlung erhielten 15.069 Männer und Frauen eine niedrige Colchicin-Dosis von 500 Mikrogramm.

Schlaganfall: Etwa 70.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen erneuten Hirninfarkt.
Schlaganfall: Etwa 70.000 Menschen pro Jahr erleiden in Deutschland einen erneuten Hirninfarkt. © Shutterstock / peterschreiber.media | peterschreiber.media

Schlaganfall: Entzündungswerte im Blut gehen runter

„Wir konnten beobachten, dass bei Patientinnen und Patienten, die Colchicin eingenommen haben, seltener vaskuläre Erkrankungen auftraten, also Durchblutungsstörungen, die beispielsweise Schlaganfälle und Herzinfarkte auslösen“, sagt Bernadette Schröder vom Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (IMIBE) der Universität Duisburg-Essen laut Mitteilung. Das IMIBE war an einer Teilstudie von Convince beteiligt.

Darüber hinaus werteten die Wissenschaftler des IMIBE bisher verfügbare Studien zum Einsatz von Colchicin aus. „Unsere Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass Colchicin nach einem Schlaganfall entzündungshemmend wirkt“, erklärt Neurologe Prof. Christian Weimar. Festgestellt wurde dies anhand der CRP-Werte im Blut. CRP ist ein Eiweiß, das in der Leber als Reaktion auf Entzündungen oder Tumore gebildet wird. Die Werte wurden 28 Tage, ein, zwei und drei Jahre nach Studienbeginn ermittelt.

Arterie ist plötzlich verengt oder verschlossen

Die Mediziner aus Essen werten die Studienergebnisse zu Colchicin als positives Signal bei der Suche nach einer Prävention für den ischämischen Schlaganfall. Es bleibe aber abzuwarten, ob sich die Erkenntnisse bestätigten. Dazu brauche es weitere Studien.

Der ischämische Schlaganfall oder Hirninfarkt ist eine neurologische Erkrankung, die durch eine plötzliche Durchblutungsstörung des Hirngewebes ausgelöst wird. Verursacht wird diese meist durch Verengung oder Verschluss einer oder mehrerer Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen.