Berlin. Mit 50 genug Geld, um zu kündigen? Davon träumen viele. Ein Finanzprofi gibt Tipps, wie Sie ab morgen Ihren frühen Ruhestand planen.

Der Bonner Helmut Jonen arbeitete 14 Jahre lang bei einer Schweizer Bank als Vermögensverwalter für Millionäre und Milliardäre. Sein Finanzwissen hat ihm auch privat geholfen: Im Alter von 50 Jahren konnte er seinen Job kündigen. Seitdem lebt der jetzt 65-Jährige als Privatier und bereist zusammen mit seiner Frau die Welt.

Den Grundstein für seinen eigenen Wohlstand legte Helmut Jonen aber nicht erst in der Schweiz, sondern schon als ganz junger Bankkaufmann in Bonn. Gegenüber dieser Redaktion erklärt er die besten Ratschläge aus seiner 42-jährigen Finanzerfahrung.

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Finanziell frei mit 50: Klare Ziele setzen

Im Herbst 1983 war Helmut Jonen 24 Jahre alt und frisch mit der Frau zusammengezogen, die er im nächsten Jahr heiraten wollte. Da setzte er sich an den Schreibtisch und skizzierte die gemeinsame finanzielle Zukunft auf einem DIN-A4-Blatt.

„Ich hatte notiert, dass wir in 30 Jahren eine Million D-Mark ansparen wollen. Das war für mich damals natürlich eine riesige Summe“, erinnert sich der Privatier. Aber per Taschenrechner und Zinseszinsrechnung hatte er genau kalkuliert, wie das zu schaffen ist.

Helmut Jonen will heute andere zu kluger Geldanlage motivieren. Er teilt seine über 40-jährige Finanzerfahrung auf Instagram unter dem Pseudonym Waikiki5800. Über 70.000 User folgen ihm dort. 
Helmut Jonen will heute andere zu kluger Geldanlage motivieren. Er teilt seine über 40-jährige Finanzerfahrung auf Instagram unter dem Pseudonym Waikiki5800. Über 70.000 User folgen ihm dort.  © ZRB | Annett Conrad

„Sich selbst ein klares Ziel zu setzen, ist von entscheidender Bedeutung für den erfolgreichen Aufbau von Vermögen“, sagt Helmut Jonen. „Das gilt übrigens für Geringverdiener genauso wie für Milliardäre.“ Frage man Menschen, ob sie reich werden wollen, sagten fast alle: ja. Aber kaum einer definiere für sich genau, was er wann erreichen will, erläutert der Bonner und ergänzt: „Wer sich hier einen realistischen Plan erstellt und diesen schriftlich festhält, der hat den wichtigsten Grundstein gelegt.“

Früher in Rente: Kurs festlegen und konsequent einhalten

Die Summe von einer Million D-Mark als Ziel schrieb Helmut Jonen im Jahr 1983 auf ein Blatt Papier. Gleich darunter notierte er den genauen Weg, wie er diese ansparen will. „Meine Frau und ich definierten damals gemeinsam, dass wir jedes Jahr zehn Prozent unseres Einkommens sparen wollen.“ Seine Berechnungen hatten ergeben, dass mit den zehn Prozent nach 30 Jahren eine Million Mark zu erreichen ist – wenn das gemeinsame Einkommen des Ehepaares um zwei bis drei Prozent pro Jahr steigt.

„Noch mehr wollten wir damals nicht beiseitelegen, denn uns war immer wichtig, dass wir auch unser Leben genießen können“, erklärt der Finanzexperte. „Da aber meine Karriere überdurchschnittlich positiv verlaufen ist und die Börse sich zusätzlich außergewöhnlich gut entwickelt hat, sind wir finanziell sehr viel weitergekommen.“

Aber auch jemand, der monatlich 2000 Euro verdiene und davon zehn Prozent, also 200 Euro, spare, könne sich so im Laufe der Jahre ein Vermögen erwirtschaften, argumentiert Helmut Jonen. Wichtig sei, dass man konsequent und mit Disziplin bei seinem Kurs bleibe.

Geldanlage: Langfristiges Denken entscheidend

„Als Vermögensverwalter in der Schweiz habe ich festgestellt, dass alle Superreichen langfristig denken“, sagt Helmut Jonen. Je reicher ein Vermögensinhaber sei, desto langfristiger plane er. „Auch 70-jährige Milliardäre machen noch Pläne, die für die nächsten 30 Jahre ausgelegt sind.“ Wer erfolgreich ein Vermögen aufbauen will, der solle das langfristige Denken unbedingt von den Superreichen übernehmen, rät der Finanzexperte.

Auch Milliardär und Starinvestor Warren Buffett hat durch die Konzentration auf langfristige Investitionen sein Vermögen vervielfacht. „Mit dem langfristigen Blick nimmt man Emotionen aus dem Investitionsprozess heraus und hält seine strategischen Ziele im Auge“, sagt Helmut Jonen. „Das führt im Laufe der Jahre zu wesentlich besseren Renditen.“

ETF und Co.: Einfache Anlageprodukte führen zum Erfolg

Ein weiterer, wichtiger Leitsatz von Helmut Jonen ist: „Keep it simple.“ Damit meint er, dass man das gesparte Geld nur in transparente und einfache Finanzanlagen investieren sollte, die man auch selbst versteht. Ein Beispiel für „Keep it simple“ ist die Verwendung von börsengehandelten Indexfonds (ETFs). Statt komplexe Anlagestrategien zu verfolgen, können Anleger einfach in einen breit diversifizierten, also gestreuten, Indexfond investieren, der den Gesamtmarkt abbildet.

Dieser einfache Ansatz macht eine ständige Überwachung und Anpassung unnötig, ist kostengünstiger und erzielt dadurch im Durchschnitt eine höhere Rendite. „Durch die Vereinfachung der Geldanlage fällt auch die kontinuierliche Umsetzung der Strategie viel einfacher“, weiß der Finanzexperte.

Geld anlegen: Früh anfangen lohnt sich

„Auch im Alter von 50 kann man noch mit dem Sparen anfangen, immerhin sind es noch etliche Jahre bis zur Rente“, sagt Helmut Jonen. „Wer aber früher aus dem Job aussteigen will, der sollte auch so früh wie möglich anfangen, einen Teil seines Geldes in einfache Anlageprodukte zu investieren.“

Wer wie Jonen im Alter von 24 mit dem Sparen beginnt und monatlich konsequent 200 Euro in einen ETF-Fonds steckt, hat nach 30 Jahren rund 343.000 Euro Vermögen. Beginnt man erst mit 34 und spart dann 20 Jahre lang je 200 Euro monatlich, ist das angesparte Vermögen noch nicht einmal halb so groß: 128.700 Euro – gerechnet mit der durchschnittlichen Jahresrendite des MSCI World Index in den letzten 30 Jahren von etwa neun Prozent.

Finanzmarkt-Experte: Wichtigste Erkenntnis für Sparer

Die wichtigste Erkenntnis nach 42 Jahren auf dem Finanzmarkt ist für Helmut Jonen jedoch diese: „Je mehr Erfahrung ich habe, desto bewusster wird mir, wie wenig ich eigentlich weiß. Was die Zukunft bringt, werde ich zum Beispiel niemals wissen.“ Nur wer demütig bleibe und klar erkenne, was er nicht könne, der kann auch kluge Finanzentscheidungen treffen, ist sich der Privatier sicher.