Berlin. Können Menschen bald mit Walen sprechen? Nahe Alaska ist Forschern ein wichtiger, erster Schritt gelungen. Wie es nun weitergeht.
Dass Wale in einer komplexen Sprache untereinander kommunizieren, ist inzwischen allgemein bekannt. Doch nun konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit aufgezeichneten Walgeräuschen zum ersten Mal ein „Gespräch“ mit einem Wal führen. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin, die Sprache der Meeressäuger zu entschlüsseln.
Bei ihren Forschungen haben die amerikanischen und kanadischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einem Forschungsschiff vor der Küste Südost-Alaskas aus einen Lautsprecher ins Wasser gelassen, über den sie einen am Tag zuvor aufgenommen Buckelwal-Grußruf derselben Population abspielten. Wenig später näherte sich ein Buckelwal dem Boot, umkreiste es etwa 20 Minuten lang und reagierte seinerseits mit Geräuschen.
„Um das Tier zu beschäftigen, habe ich dann versucht, die Latenzzeit seiner Rufe an unsere Rufe anzupassen. Wenn er also 10 Sekunden wartete, wartete ich auch 10 Sekunden. Am Ende passten wir uns gegenseitig an. Das haben wir 36 Mal über einen Zeitraum von 20 Minuten gemacht“, beschrieb die an dem Forschungsprojekt beteiligte Josie Hubbard das „Gespräch“ mit dem Wal, den die Forscherinnen und Forscher auf den Namen Twain tauften. Über dieses „Gespräch“ haben die beteiligten Forscherinnen und Forscher unter anderem im Fachjournal „PeerJ“ geschrieben.
Gesänge der Wale ähneln der menschlichen Sprache
Wale erzeugen mit einem speziellen Organ in ihrem Kopf Töne, die zu den lautesten Geräuschen der Tierwelt gehören und unter der Wasseroberfläche über Hunderte von Kilometer weit zu hören sind. Sie dienen – ähnlich wie ein Echolot – nicht nur zur Orientierung in den dunklen Tiefen der Ozeane, sondern auch zur Kommunikation. Manche Arten rufen sich untereinander sogar mit individuellen Frequenzen, die als „Namen“ interpretiert werden können.
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Wie Forscherinnen und Forscher schon vor einigen Jahren herausgefunden haben, sind die Gesänge und Geräusche der Wale durchaus mit der menschlichen Sprache vergleichbar: Pottwale etwa verfügen über ein großes Repertoire an Klickfolgen – sogenannten Codas –, zwischen denen es auch feste Pause gibt, sodass diese durchaus mit den einzelnen Wörtern menschlicher Sprachen vergleichbar sind.
Ähnlich wie beim Menschen gibt es dabei auch verschiedene Sprachen, oder zumindest Dialekte. Wale, die in der Karibik leben, „singen“ in anderen Frequenzen als Wale im Nordatlantik oder Pazifik. Dabei lernen junge Wale ähnlich wie Menschenkinder die Walsprache durch Nachahmung der Elterntiere. Nachdem sie anfangs nur unbeholfen „brabbeln“, können sie mit der Zeit immer besser die richtigen Geräusche bilden.
KI soll Gesänge der Wale analysieren
Um die Sprache der Wale zu entschlüsseln, haben sich schon vor einigen Jahren amerikanische und kanadische Biologen, Linguisten, Robotiker und Computer-Experten zum CETI-Projekt zusammengeschlossen. CETI ist dabei nicht nur der Plural der lateinischen Bezeichnung der Wale (cetus), sondern auch eine bewusste Anlehnung an das SETI-Projekt, bei dem nach außerirdischen Zivilisationen gesucht wird. Denn ähnlich wie bei der Suche nach Außerirdischen, stellt sich auch bei Walen die Frage, wie Menschen mit ihnen kommunizieren können.
Bei ihren Bemühungen setzen die Forscherinnen und Forscher auch auf Künstliche Intelligenz. Die bei Forschungen vor der Karibikinsel Dominica gesammelten Daten von Pottwal-Klicks, werden dabei mithilfe von Algorithmen analysiert, um sie zu unterscheiden und zu klassifizieren.
Wie CETI-Leiter David Gruber erklärt, ist es das Ziel, die Lautäußerungen der Pottwale in Konversationen zu transkribieren. „Jedes Mal, wenn wir hinschauen, entdecken wir eine tiefere Komplexität und Struktur in ihrer Kommunikation“, sagt Gruber und hofft, dass es durch den technischen Fortschritt in kommender Zeit möglich wird, die Kommunikation der Wale zu entschlüsseln.
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Forschen hoffen, durch Entschlüsselung der Walsprache auch mit Außerirdischen kommunizieren zu können
Das Problem: Trotz intensiver Datensammlungen gibt es noch viel zu wenige Walaufnahmen, um eine KI trainieren zu können. Ein von dem Biologen Shane Gero aufgebautes Archiv an Pottwal-Geräuschen umfasst rund 100.000 Klicks. Doch nach Schätzungen des CETI-Teams sind etwa 4 Milliarden Klicks notwendig, um eine KI darin trainieren zu können, die Sprache der Wale zu „verstehen“ und aus dem Kontext der Walgeräusche eine Antwort zu erstellen, die ein Wal verstehen würde.
Eine weitere Hoffnung des CETI-Forschungsteams: Durch die Entschlüsselung der Wahlsprache wird es vielleicht auch möglich sein, Botschaften von möglichen Außerirdischen zu entschlüsseln, denn die Wallaute könnten komplexe, intelligente Botschaften enthalten, die den von Menschen oder möglicherweise Außerirdischen verwendeten Sprachen ähneln. Doch bis wir wirklich „Walisch“ verstehen und vielleicht auch reden können, wird es noch ein weiter Weg sein.