Berlin. Sie haben Geld geerbt. Wie legen Sie 5000 Euro, 10.000 Euro oder 50.000 Euro am besten an? Das hängt von einer entscheidenden Frage ab.

Ist nach einer Beerdigung die erste Trauer überwunden, stellt sich die Frage, was mit geerbtem Geld passieren soll. Kann ein Kredit ausgeglichen werden, ist das fast immer sinnvoll. Die Zinsen sind oft höher als die erwartete Rendite einer Geldanlage. Wer ihn allerdings in der Niedrigzinsphase aufgenommen hatte, fährt eventuell besser damit, abzuwarten. Dann kann die Erbschaft höhere Zinsen erzielen, als der Kredit kostet.

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Geld geerbt: So legen Sie kleine Vermögen schlau an

Ist dann noch Geld aus der Erbschaft übrig, stehen die gängigen Anlageformen zur Wahl:

  • flexible Tagesgeldkonten,
  • verlässliches Festgeld und
  • chancenreiche Aktienfonds.

Einen Bankberater braucht man nicht, so die Überzeugung des Geld-Ratgebers Finanztip, denn gute Finanzprodukte lassen sich auch mit etwas Eigenrecherche finden. Für den Mix ist entscheidend, in welchem Alter man zum Erben oder zur Erbin wird und wie hoch das vorhandene Vermögen ist. Beide Faktoren helfen, das eigene Risikoprofil zu ermitteln.

Kleines Vermögen geerbt: 5000 Euro, mit Sorgen

Lassen wir 5000 Euro Erbe einem 45-jährigen Freiberufler zufallen. Er hat zwar eine Notreserve, weil die Auftragslage mit der Konjunktur schwankt, aber konnte sich bisher kein größeres Polster schaffen. Sicherheit steht im Vordergrund. Mit der Börse hat er sich nicht beschäftigt und möchte das auch nicht, das klingt ihm zu riskant.

Hier passt eine Mischung aus Tages- und Festgeld. An ein Tagesgeldkonto kommt der Freelancer jederzeit ran, es gibt im Gegensatz zum Girokonto Zinsen: aktuell drei Prozent, was die Inflation mehr als ausgleicht (2,2 Prozent im März 2024). Aus 4000 Euro würden, bei konstantem Zins, nach einem Jahr 4120 Euro.

Die übrigen 1000 Euro können auf ein Festgeldkonto, zum Beispiel mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dort gibt es für Neuabschlüsse derzeit rund 3,5 Prozent auf verlässlicherer Basis. Der Zins beim Festgeld ist fix. Anders beim Tagesgeld, da kann er plötzlich sinken – im Laufe des Jahres dürfte genau das passieren, wenn die Europäische Zentralbank den Leitzins senkt.

Mittleres Vermögen geerbt: 10.000 Euro, im Alter

Im zweiten Beispiel schauen wir auf eine Frührentnerin, die mit Anfang 60 eine Summe von 10.000 Euro erbt. Sie ist offen für mehr Risiko und sieht die Erbschaft als Jackpot, den sie vernünftig, aber ohne „Handbremse“ nutzen möchte. Ihr Finanzplan passte für sie ja bereits vor dem Erbfall.

Erbe
Kommt man durch ein Erbe zu Geld, lässt sich das Vermögen durch kluge Geldanlage vermehren. © iStock | VectorMine

Für mehr Rendite als auf der Bank greift sie mit 4000 Euro zu einem globalen Aktienkorb, einem ETF (Exchange Traded Fund) auf den Börsenindex MSCI World. Dahinter stecken rund 1500 Einzelaktien von Apple bis Zalando. Dynamisch angepasst – in ein paar Jahren können viele neue Firmen dabei und schlecht laufende aussortiert sein. Die Verwaltungskosten sind niedrig, und da ihr Girokonto bei einer Direktbank ist, eröffnet sie das Wertpapierdepot mit ein paar Klicks.

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Allerdings ohne Garantie auf Rendite. Bisher stieg der MSCI World und damit auch ein passender Fonds um rund neun Prozent jährlich. Jedoch im sehr langfristigen Durchschnitt: Es gibt Kursstürze von über 50 Prozent, etwa zu Beginn des 21. Jahrhunderts nach dem Platzen der Technologieblase, die sich immer ausgeglichen haben. Mindestens 15 Jahre sollte man fürs Abenteuer Börse einplanen. Für die optimistische Erbin in ihren „Swinging Sixties“ sind die einkalkuliert. Ihr trockener Gedanke zum Thema Lebenserwartung: Auch ihr Geld wird ja vererbt, dann freuen sich die Kinder.

Größeres Vermögen geerbt: 50.000 Euro, mit Vollgas

Beispiel Nummer 3 lässt stolze 50.000 Euro im Testament auftauchen, zugunsten einer 30-Jährigen. Sie ist beruflich gut aufgestellt, plant keinen Immobilienkauf (dann wäre die Börse ein schlecht kalkulierbares Risiko) – und steckt daher 40.000 Euro in einen Aktien-ETF. Mit einer angenommenen Rendite von sechs Prozent verzehnfacht sich das Geld bis zu ihrem 70. Geburtstag.

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5000 Euro parkt sie ebenfalls im Depot, aber in einem schwankungsarmen Wertpapier: einem ETF, der sich am bankinternen Zins ESTR orientiert. Unterm Strich bekommt sie eine ähnliche Rendite wie mit einem guten Bankkonto, muss aber nicht ständig die Zinsen prüfen. Je nach Depot fallen Ordergebühren an. Im Anlagevermögen stecken gängige Staatsanleihen, um den Werterhalt zu sichern. Die restlichen 5000 Euro gibt sie für einen schönen Urlaub aus. Bei aller Erbschaftsplanung sollte man sich auch etwas gönnen.

Erben und Steuern: Was bekommt das Finanzamt?

Selbst wenn der Verstorbene kein Verwandter war, gibt es einen Freibetrag von 20.000 Euro für die Erbschaftsteuer. In Beispiel 3 müssten dann 30.000 Euro mit 30 Prozent versteuert werden, macht 9000 Euro fürs Finanzamt. Enkel können 200.000 Euro steuerfrei erben, Kinder 400.000 Euro. Für solche Verwandte in direkter Linie gelten deutlich günstigere Steuersätze, beginnend bei sieben Prozent.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der gemeinnützigen Finanztip-Stiftung.