Essen. Ahmad Ali ruft bei einem Streit nie seine syrische Großfamilie an. Trotzdem steht die Familie bei ihm an erster Stelle. Wie er Konflikte löst.
Wenige Tage nach den Clan-Tumulten melden sich Syrerinnen und Syrer zu Wort. Unter ihnen ist Ahmad Ali (Name geändert) aus Essen, der Ende 2015 nach Deutschland gekommen ist. Unserer Redaktion hat der 36-Jährige erzählt, wie er Konflikte löst:
„Wenn jemand meine Frau beleidigt, reagiere ich schon mal aggressiv. Schließlich möchte ich sie beschützen. In der syrischen Community steht die Familie an erster Stelle und gerade Frauen haben bei uns einen hohen Stellenwert. Oft ist das ein Grund für Auseinandersetzungen zwischen Familien, die aus einem ähnlichen Kulturkreis kommen.
Dabei ist es aber wichtig, seine Grenzen zu kennen. Wenn ich zum Beispiel mit jemandem einen Konflikt habe, versuche ich diesen erstmal ruhig und mit Worten zu regeln. Wenn das nicht hilft, kann ich auch schonmal handgreiflich werden. Und wenn ich selbst angegriffen werde, rufe ich die Polizei. Niemals aber würde ich meine Familie dazu holen.
Syrer: „In Deutschland engagiere ich mich bei der freiwilligen Feuerwehr“
Ich erinnere mich jedoch an eine Situation mit meinem türkischen Nachbarn: Wir hatten einen Konflikt, in den sich plötzlich seine Schwester einmischte und mich beleidigte. Doch darauf bin ich nicht eingegangen, habe den Kontakt zu ihr vermieden. Denn ich weiß, dass sich solch ein Streit dann in eine ganz andere Richtung entwickeln kann, sobald eine Frau involviert ist.
Ende 2015 bin ich mit meiner Familie nach Deutschland gekommen, mittlerweile leben etwa 30 Familienmitglieder hier. In Deutschland angekommen, habe ich schnell eine Arbeitsgenehmigung bekommen und mich bei der freiwilligen Feuerwehr engagiert. So habe ich die Sprache gelernt und viel über die deutsche Kultur erfahren.
Doch längst nicht alle Syrer sind so integriert. Viele warten lange auf eine Arbeitsgenehmigung. Das kann dazu führen, dass sie illegale Jobs annehmen und in mafiöse Strukturen geraten, um Geld für die Familie zu verdienen. Ich finde es gut, dass die Polizei dagegen vorgeht. Auch gegen die Großfamilien, die sich auf den Straßen prügeln.“
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