Auschwitz/Berlin. Der Bundespräsident ist zum Holocaust-Gedenken nach Polen gereist. In Auschwitz warnte er auch vor erstarkendem Antisemitismus in Deutschland.

Zum 80. Jahrestag der Befreiung des NS-Konzentrationslagers Auschwitz hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dazu aufgerufen, die Erinnerung an die Verbrechen und Opfer der Nationalsozialisten wachzuhalten. „Erinnerung kennt keinen Schlussstrich und Verantwortung deshalb auch nicht“, sagte Steinmeier bei einem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau in Polen. Steinmeier verwies bei seiner Besuch auf einen Anstieg antisemitischer Straftaten in Deutschland, insbesondere seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza.

Im Konzentrationslager Auschwitz wurden zwischen 1940 und 1945 mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet. Das Lager wurde zum Symbol der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Am 27. Januar 1945 wurden die letzten Gefangenen, die nicht auf die Todesmärsche getrieben wurden, von der sowjetischen Roten Armee befreit.

Steinmeier sagte, Auschwitz stehe „für die Monstrosität eines beispiellosen Menschheitsverbrechens“. Der Bundespräsident würdigte auch die Überlebenden, die es in den vergangenen Jahrzehnten auf sich genommen hätten, ihre Erlebnisse und Geschichten an die nächste Generation weiterzugeben. Viele von ihnen lebten nicht mehr. „Es ist jetzt an uns, unseren Generationen, ihre Mahnung und ihre Erwartung an die nächste Generation weiterzureichen“, sagte er. 

Steinmeier war unter anderem mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne) und Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) nach Auschwitz gereist. Nachdem die Delegation aus Deutschland die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau besichtigt hatte, fand am Nachmittag dort die offizielle Gedenkfeier zum Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers statt. 

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Überlebende und hochrangige Staatsgäste bei Gedenkfeier in Auschwitz

Überlebende, sowie hochrangige Staatsgäste aus vielen Ländern waren dafür nach Polen gereist – zum Beispiel nahmen der britische König Charles III. und Spaniens König Felipe VI. teil. Russlands Präsident Wladimir Putin war dagegen nicht dabei, er erinnerte jedoch mit Nachdruck an die Verdienste der sowjetischen Soldaten. Es sei die Rote Armee gewesen, die der Menschheit die Wahrheit über die Verbrechen der Nazis offenbart habe, hieß es in einem Schreiben Putins zum Holocaust-Gedenktag. „Und wir werden uns immer daran erinnern, dass es der sowjetische Soldat war, der dieses schreckliche, totale Übel zerschlug und den Sieg errang, dessen Größe für immer in der Weltgeschichte bleiben wird.“

Polens Präsident Andrzej Duda hatte schon am Morgen an die Opfer des NS-Terrors erinnert. „Wir Polen, auf deren damals von Nazi-Deutschland besetztem Land diese Vernichtungsindustrie und dieses Konzentrationslager errichtet wurden, sind heute die Hüter der Erinnerung“, sagte Duda.

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