Jerusalem. Der US-Präsident will den Gazastreifen „säubern“ – für seine Immobiliendeals. Es ist eine entmenschlichende Wortwahl – und brandgefährlich.

Donald Trump hat in seinem kurzen Politikerleben schon viel Unsinn geredet. Manche nennen den US-Präsidenten deshalb „crazy“ oder sogar nicht zurechnungsfähig. Man sollte aber nicht in diese Falle tappen und seine Äußerungen einfach als schnell dahin gesagte Kalauer abtun. Es gibt genügend Gründe, Trump beim Wort zu nehmen. Seine jüngst geäußerten Phantasien über die Zukunft des Gazastreifens sollten ein Anlass dafür sein.

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Trump sagte, der Gazastreifen sollte „gesäubert“ werden. – und zwar von den Menschen, die dort leben. Allein diese Sprache sollte schon alle Alarmglocken schrillen lassen.

Die Geschichte hat gezeigt, was passieren kann, wenn Menschen entmenschlicht und zu Dingen gemacht werden. Alle Hemmungen, die uns davon abhalten, anderen ohne Grund Gewalt anzutun, fallen dann plötzlich weg. Von da fehlt nicht mehr viel bis zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In jedem Land gibt es politische Extremisten, die Mord und Massenvertreibung für legitime Mittel zum Zweck halten. Es gibt sie in Deutschland, es gibt sie aber auch in Israel.

Maria Sterkl
Maria Sterkl, Nahost-Korrespondentin © privat | Privat

Trump will Gazastreifen „säubern“ – und lukrative Immobiliendeals einstreichen

Wenn Trump ganz offen von Massenvertreibung und ethnischer Säuberung in Gaza spricht, dann bestärkt er diese Extremisten in Israel, die zum Teil sogar in der Regierung sitzen.

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Man sollte aber auch hinhören, wenn Trump andeutet, warum er die Menschen aus Gaza absiedeln will: Der Geschäftsmann in ihm wittert dort lukrative Immobiliendeals.

Wenn Trumps Macht, der extremistische Eifer rechter Politiker und zynische Investoren aufeinandertreffen, dann ist alles möglich. Dann könnten tatsächlich Massen aus dem Gazastreifen oder auch dem Westjordanland vertrieben werden. Ägypten und Jordanien haben zwar schon angekündigt, dass sie als Aufnahmeländer nicht in Frage kommen. Bleibt abzusehen, wer sich am Ende von Trump überzeugen lässt – durch Argumente, oder aber durch Geld.

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