Jerusalem. Geht es nach dem US-Präsidenten, sollen die Palästinenser aus dem Gebiet umgesiedelt werden. Hat Donald Trump dort andere Pläne?
Endlich nach Hause: Zehntausende Menschen machten sich am Sonntag im Gazastreifen auf den Weg in Richtung Norden, aus dem sie vor 15 Monaten vor Israels Luftangriffen geflüchtet waren. Seit neun Tagen herrscht Waffenruhe in Gaza, und als Teil des Abkommens war geplant, dass die Binnenflüchtlinge ab diesem Wochenende wieder nach Nordgaza zurückkehren können.
Doch nun stecken sie dort fest, einige sollen ihre Zelte bereits verkauft haben, um den Transport in den Norden zu finanzieren. Israels Armee hat den Netzarim-Korridor, der den Norden vom Süden trennt, nicht geöffnet. Mehrmals wurden laut Augenzeugen Warnschüsse abgefeuert.
Flüchtlinge sollen nach Nord-Gaza zurückkehren – daraus wird vorerst nichts
Vertreter der Hamas behaupten, Israels Armee habe nicht Wort gehalten. Doch Israel entgegnete, nur auf einen Wortbruch der Hamas zu reagieren: Die Hamas halte nämlich immer noch mindestens eine israelische Zivilistin, die 29-jährige Arbel Yehud, gefangen. Laut Waffenruhe-Abkommen hätte Yehud spätestens am Samstag freigelassen werden sollen. Doch dazu kam es nicht.
Den Preis zahlen Yehuds Angehörige – und die Menschenmassen in Gaza, die nun auf unbestimmte Zeit feststecken. Sie erhalten eine neue Hiobsbotschaft. Und sie kommt ausgerechnet von US-Präsident Donald Trump, der eigentlich als Friedensbringer gefeiert wurde. Gaza sei eine „Abbruchstelle“, meint Trump. Daher wäre es doch für alle am besten, wenn „wir uns mit ein paar arabischen Staaten zusammentun und ihnen an einem anderen Ort Häuser bauen, wo sie zur Abwechslung einmal in Frieden leben können.“
Trump zu Gaza: „Wir reinigen einfach dieses ganze Ding“
Über diese Idee habe er sich in einem Telefonat mit König Abdullah II von Jordanien bereits unterhalten, sagt Trump. Bald wolle er darüber auch mit Ägyptens Präsident El-Sisi sprechen. „Wir reden von ungefähr eineinhalb Millionen Menschen“, sagte Trump zu Journalisten, als sie ihn nach Details über seine Gaza-Pläne befragten. Diese könnten entweder vorübergehend oder sogar dauerhaft umgesiedelt werden. „Wir reinigen einfach dieses ganze Ding.“
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Trumps Ankündigung lässt Nahostexperten nur ungläubig den Kopf schütteln. Abgesehen von Israels rechtsextremen Koalitionsparteien, die einen Bruchteil der israelischen Gesellschaft repräsentieren, hätte ein solcher Plan in der Region keine Anhänger.
Schließlich ist es dem Regime in Ägypten ein deklariertes Anliegen, dass die Grenze zu Gaza geschlossen bleibt. Der frühere US-Außenminister Antony Blinken hatte sich zu Beginn des Gazakriegs für eine temporäre Aufnahme von Flüchtlingen aus Gaza in Ägypten stark gemacht – allerdings ohne Erfolg. Jene Zehntausenden, die es geschafft haben, nach Ägypten zu flüchten, bekamen dort keinen Flüchtlingsstatus. Um jeden Preis soll vermieden werden, dass sie sich dauerhaft in Ägypten niederlassen.
Trump bescheinigt dem Küstenstreifen ein hohes Investmentpotenzial
Ähnlich wenig Interesse an einer Massenimmigration von Palästinensern hat Jordanien. Dort leben laut UN-Angaben jetzt schon über zwei Millionen Palästinenser. Am wenigsten Interesse haben jedoch die Menschen in Gaza selbst: Die Mehrheit der Gazaner hat Vorfahren, die einst selbst vertrieben wurden.
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Dass Trump bereits eigene Vorstellungen eines Wiederaufbaus in Gaza hat, wurde auch kurz nach seiner Angelobung deutlich, als er den Küstenstreifen für sein hohes Investmentpotenzial pries. „Das ist ein phänomenaler Standort: Am Meer gelegen, bestes Wetter“, sagte Trump. „Fantastische Dinge könnten mit Gaza gemacht werden.“