Berlin. Am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy erschossen. Bis heute wirft der Fall Fragen auf. Nun will Trump letzte Geheimnisse lüften.
Im täglichen Kommuniqué des Weißen Hauses über die Aktivitäten des US-Präsidenten John F. Kennedy am 22. November 1963 klang es wie eine Routinemitteilung: „Um ca. 12.30 Uhr Ortszeit wurde er von zwei Kugeln eines Attentäters getroffen. Der Präsident wurde um 13.00 Uhr im Parkland Krankenhaus von Dallas für tot erklärt.“ Der erschütterte die damalige Welt. Der junge Präsident war der große Hoffnungsträger des Westens. Gerade erst hatte er in West-Berlin die vom Mauerbau eingeschüchterten Menschen mit seiner Ansage „Ich bin ein Berliner“ begeistert, in der Kubakrise der Sowjetunion die Stirn geboten und die Amerikaner in einer großen Rede zum Überwinden gewohnter Grenzen aufgerufen, den Wettlauf zum Mond eröffnet.
Wer aber steckte hinter diesem Anschlag? Obwohl die Polizei unmittelbar nach der Tat den Schützen Lee Harvey Oswald festnahm, halten sich bis heute Zweifel an der Feststellung der Ermittler, es habe sich um einen Einzeltäter gehandelt. Immer wieder tauchen Verschwörungstheorien über die wahren Hintergründe auf, zumal Oswald zwei Tage nach seiner Verhaftung bei einer Überführung von Jack Ruby erschossen wurde, einem Straßengangster aus Chicago mit Verbindungen zur Mafia.
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Kennedy-Mord: War der Geheimdienst in den Anschlag verwickelt?
Der Mord an Kennedy ist wohl der meist diskutierte und am intensivsten untersuchte Anschlag aller Zeiten. Doch noch immer sind nicht alle Akten der Sicherheitsbehörden für die Öffentlichkeit freigegeben worden. Es ist nur noch ein winziger Rest unter Verschluss, aber vielleicht steckt darin die eigentliche Antwort? Der neue US-Präsident Donald Trump hat nun angeordnet, auch diese Unterlagen für die Freigabe vorzubereiten.
Eine der beliebtesten Verschwörungserzählungen lautet, der US-Geheimdienst CIA sei in den Anschlag verwickelt gewesen. Als Auslöser sehen ihre Anhänger die gescheiterte Invasion in der Schweinebucht auf Kuba im Jahr 1961. Mit verdeckter Unterstützung der CIA sollten Exilkubaner damals Fidel Castro stürzen. Doch die Operation schlug fehl und geriet zum außenpolitischen Fiasko für die USA. Kennedy habe gedroht, er werde die CIA „in tausend Stücke zersplittern und in alle Winde zerstreuen“, hieß es.
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Ließ der Geheimdienst also JFK ermorden, weil er seine Auflösung fürchtete? Die US-Zeitschrift National Geographic stellte dazu in einer Analyse fest: „Wären die Drahtzieher der CIA erwischt worden, hätte das wohl tatsächlich die Auflösung der Behörde bedeutet – und ihre Verantwortlichen schnurstracks auf den elektrischen Stuhl befördert. Überdies stellt sich die Frage: Wieso sollte der Geheimdienst des mächtigsten Landes der Welt mit Top-Agenten in den eigenen Reihen ausgerechnet einen psychisch labilen Amateur wie Lee Harvey Oswald für eine solch brisante Operation einsetzen?“
Die Rolle der Sowjetunion: Wer könnte hinter dem Attentat auf JFK stecken?
Aber was ist mit der Rolle der Sowjetunion? Vielleicht wollten ihre Machthaber den US-Präsidenten aus dem Weg räumen, der sie in der Kubakrise so gedemütigt hatte, als sie ihre dort stationierten Raketen abziehen mussten? Anhänger der These verweisen darauf, dass Oswald bekennender Marxist war, zeitweise in der Sowjetunion lebte und dort eine Russin geheiratete hatte. Allerdings: Wäre die Sowjetunion mit einer solchen Aktion aufgeflogen, hätte dies unweigerlich den Dritten Weltkrieg zur Folge gehabt. Wäre sie ein solches Risiko eingegangen? Gleiches gilt für die Überlegung, das kommunistische Kuba könnte selber hinter dem Anschlag stecken.
Eine andere populäre Theorie besagt, dass die Mafia für das Attentat verantwortlich war. Dafür spreche, dass Kennedy selbst Verbindungen zur Unterwelt gehabt habe. Im Präsidentschaftswahlkampf 1960 hatte ein Mafia-Boss für Kennedy gespendet. Später aber startete die Kennedy-Regierung mit JFKs Bruder Robert als Justizminister eine rigorose Kampagne gegen das organisierte Verbrechen. Fühlte die Mafia sich verraten und ließ den Präsidenten deshalb ermorden? Allerdings: Es wäre für die geschäftstüchtige Mafia wohl viel lukrativer und wirksamer gewesen, JFK wegen seiner angeblichen Verbindungen zur Unterwelt zu erpressen.
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JFK-Akten: Trump will letzte Geheimnisse lüften
Gegen all diese Theorien spricht aber vor allem, dass sie eben auf Legenden und Annahmen, nicht aber auf Beweisen beruhen. Sämtliche seither von verschiedenen Präsidenten und dem Kongress eingesetzte Untersuchungskommissionen sind immer wieder zu dem gleichen Ergebnis gekommen: Ungeachtet aller Widersprüche und Pannen in den Ermittlungen hat Lee Harvey Oswald als Einzeltäter gehandelt, wenn auch aus unklaren Motiven. Auch die in den vergangenen Jahrzehnten nach und nach freigegebenen Akten haben zu keinen neuen Erkenntnissen geführt. Es sind allerdings immer noch Passagen geschwärzt oder unter Verschluss. Zur Begründung hieß es stets, ihre Veröffentlichung gefährde die nationale Sicherheit oder die der Familien an den Ermittlungen beteiligter Beamter – was die Verschwörungstheoretiker wiederum in ihren Spekulationen bestärkte.
Trump will die Geheimnistuerei nun angeblich beenden, wohl auch aus Sympathie für seinen designierten Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. – ein Neffe von JFK und Sohn Robert Kennedys, der selbst zu Verschwörungstheorien neigt. Er bekräftigte jüngst die Legende von der CIA-Beteiligung indem er behauptete, sein Vater habe „den ersten Instinkt“ gehabt hatte, dass „die Behörde seinen Bruder getötet hat“. Trump ließ ihm immerhin schon einmal den Stift zukommen, mit dem er die Weisung zur Aktenfreigabe unterzeichnet hatte.
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